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Asthma ist mit einer Vielzahl von Ko-
morbiditäten assoziiert, wie gastroöso-
phagealem Reflux (GERD), obstrukti-
ver Schlafapnoe oder Adipositas. Be-
sonders häufig sind Erkrankungen der
oberen Atemwege. Bis zu 90 Prozent
der Asthmatiker leiden unter Rhinitis,
Sinusitis oder Polypen. Damit einher
geht häufig eine schlechtere Asthma-
kontrolle, bedingt durch die Entzün-
dung der oberen Atemwege.
AR verschlechtert Asthmakontrolle
Dass allergische Rhinitis (AR) die
Asthmakontrolle deutlich verschlech-
tert, zeigt eine aktuell publizierte chi-
nesische Querschnittstudie, die 20 051
Patienten anhand eines standardisier-
ten Fragebogens sowie in einem per-
sönlichen Interview befragte. Die Dia-
gnose „allergische Rhinitis“ war ent-
sprechend den ARIA (Allergic Rhinitis
and its Impact on Asthma)-Kriterien
definiert. Die Asthmakontrolle wurde
mittels ACT (Asthma Control Test)
ermittelt, wobei ein Score 19 als un-
kontrolliertes Asthma definiert war.
Die Ergebnisse: AR war bei Asth-
matikern häufig: 70 Prozent litten dar-
unter. Von ihnen hatten 72 Prozent in-
termittierende Beschwerden, bei 93
Prozent waren sie mäßig bis schwer
ausgeprägt. Und: Lag gleichzeitig eine
AR vor, war das Asthma häufiger
schlecht kontrolliert mit einer OR von
1,21. Ob die Therapie der AR die
Asthmakontrolle verbessert, dazu gibt
es kaum Daten. Laut einer retrospekti-
ven Analyse von Patienten mit beiden
Erkrankungen scheint dies aber der
Fall zu sein. Von den 4944 Patienten
waren 73 Prozent wegen ihrer allergi-
schen Rhinitis behandelt worden.
Asthma-bedingte Hospitalisierungen
oder Vorstellungen in einer Notauf-
nahme waren häufiger bei Patienten,
deren AR nicht therapiert wurde (6,6
vs 1,3 Prozent). Asthmatiker mit AR
sollten je nach Schweregrad behandelt
werden. Empfehlenswert ist eine Aller-
genkarenz. Auch eine Hyposensibili-
sierung kann erwogen werden.
Depression prognostisch relevant
Immer wieder diskutiert wird auch der
Zusammenhang zwischen Asthma und
GERD. Ob Reflux die Asthmakontrol-
le verschlechtert, dazu gibt es inhomo-
gene Daten. Ein symptomatischer Re-
flux sollte mit einem Protonenpum-
penhemmer (PPI) behandelt werden.
Die Behandlung von asymptomati-
schem Reflux bei Asthmatikern ist
nicht indiziert. Auch ein CPAP bei
obstruktiver Schlafapnoe bringt objek-
tiv für die Asthmakontrolle nichts. Al-
lerdings verbessert sich die Lebens-
qualität des Patienten.
Einen erheblichen Einfluss auf die
Prognose bei chronischen bronchopul-
monalen Erkrankungen hat die De-
pression. Das gilt bei interstitiellen
Lungenerkrankungen, bei denen 9 bis
21 Prozent der Patienten unter Angst
und/oder Depression leiden. Es gilt
insbesondere aber auch bei Patienten
mit Bronchialkarzinom. Dr. Thomas
Blankenburg aus Halle verwies auf
dem DGP-Kongress auf eine Studie,
die Depression als direkten unabhän-
gigen prognostischen Faktor identifi-
zierte. Das mediane Überleben bei Pa-
tienten ohne Depression betrug zehn
Monate, bei Patienten mit Depression
jedoch nur 5,4 Monate.
Komorbiditäten können die
Prognose chronischer bron-
chopulmonaler Krankheiten
erheblich verschlechtern.
Deshalb sollte bei Asthma,
interstitiellen Lungener-
krankungen oder Bronchial-
karzinom nicht nur die
Lunge im Fokus stehen.
Bronchopulmonale Krankheiten:
Nicht nur auf die Lunge achten
Von Beate Fessler
Bei Patienten mit Asthma spielen Komorbiditäten eine wichtige Rolle.
© ECARF
Asymptomatischer
Reflux bei Asthma-
patienten sollte
nicht mit PPI
behandelt werden.
Dr. Thomas Blankenburg
Krankenhaus Martha-Maria Halle
Bei einer akuten Exazerbation einer
COPD sind Steroide indiziert. Sie
müssen aber nicht über 14 Tage ge-
geben werden. Fünf Tage sind ge-
nug, erklärte Professor Jonas Rutis-
hauser, Chefarzt der Medizinischen
Universitätsklinik Baselland, auf
dem Kongress der Deutschen Ge-
sellschaft für Pneumologie und Be-
atmungsmedizin (DGP). Und zwar
mit Blick auf die nicht unerhebli-
chen Nebenwirkungen wie Myopa-
thie, Gewichtszunahme, Blutzu-
ckeranstieg und Osteoporose.
Gerade das Osteoporoserisiko
werde bei COPD-Patienten durch
verschiedenste Parameter ohnehin
in die Höhe getrieben, etwa durch
Vitamin-D-Mangel, wenig Bewe-
gung oder Rauchen. „Die rezidivie-
rende systemische Glukokortikoid-
gabe und die damit einhergehende
kumulative Dosis erhöhen das
Frakturrisiko“, sagte Rutishauser
und forderte: so wenig Steroide wie
möglich. Dass das durchaus funkti-
oniert, belegte er mit aktuellen Da-
ten der randomisierten Placebo-
kontrollierten Studie REDUCE
(Reduction in the Use of Cortico-
steroids in Exacerbated COPD),
deren Ziel es war, die Nicht-Unter-
legenheit eines Kurzzeitregimes mit
Steroiden zu zeigen: kein signifikan-
ter Unterschied zwischen beiden
Regimen bei Reexazerbationsraten
von etwa 35 Prozent bei einem Fol-
low-up von sechs Monaten. „Es
muss eventuell nicht jede Exazerba-
tion systemisch mit einem Steroid
behandelt werden“, schloss Rutis-
hauser.
(feb)
Exazerbation:
Nur fünf Tage
Steroide!
Bei einer akuten COPD-
Exazerbation müssen
Steroide nicht 14 Tage
lang gegeben werden.
Fünf Tage reichen schon.
COPD
Pneumonie ist die häufigste Ursa-
che eines akuten Lungenversagens
(ARDS), gefolgt von Sepsis und ei-
ner Operation bei Trauma-Patien-
ten, berichtete Dr. Norbert Suttorp
aus Berlin beim DGP-Kongress.
Ob es diesen dramatischen Verlauf
nimmt, hängt vor allem von immu-
nologischen Faktoren des Betroffe-
nen und der Erregervirulenz ab.
In der Diagnostik wird jetzt stär-
ker die Bedeutung von Herzecho
und Thoraxsonografie hervorgeho-
ben, berichtete Dr. Konstantin Ma-
yer aus Gießen. Weniger relevant
sei die invasive Messung des Ver-
schluss- und pulmonalarteriellen
Drucks per PA-Katheter. Therapie-
standard ist die Beatmung der Pati-
enten mit geringeren Volumina (6-
8ml/kg) und höherem PEEP (posi-
tive end-expiratory pressure) bei
schwerem ARDS. Die Hochfre-
quenzoszillation ist dagegen in den
Hintergrund gerückt, so Mayer, da
es Hinweise für eine höhere Sterb-
lichkeit der so beatmeten Patienten
gebe. Etabliert habe sich bei
ARDS-Patienten auch die Restrikti-
on der Flüssigkeitszufuhr. Nur bei
Patienten mit Sepsis werde ver-
mehrt Flüssigkeit zugeführt. (
rf)
Wenn eine
Pneumonie zum
Desaster wird
ARDS
12
Juli 2014
BDI aktuell
Kongressbericht Pneumologie
Eine Dyspnoe kann viele Ursachen ha-
ben. Zunächst muss zwischen kardia-
len, pneumologischen und neuromus-
kulären Ursachen differenziert wer-
den, sagte Professor Joachim Meyer
aus München auf einem Symposium
beim diesjährigen Kongress der Deut-
schen Gesellschaft für Pneumologie
und Beatmungsmedizin (DGP). Zu
den klassischen Erkrankungen, die mit
chronischer Dyspnoe einhergehen,
zählen COPD, Asthma bronchiale,
Lungenfibrose, Herzinsuffizienz und
eine neuromuskulär bedingte Atemin-
suffizienz.
Subtile Atemnotanamnese hilfreich
Neben dem diagnostischen Standard-
procedere (Anamnese, körperliche
Untersuchung,
Lungenfunktion,
Röntgenthorax, EKG, Blutgasanalyse,
Vitalparameter, Labor) ist bei Patien-
ten mit Dyspnoe eine subtile
Atemnotanamnese erforderlich, sagte
Dr. Klaus Kenn aus Schönau. Beste-
hen die Beschwerden in- oder exspira-
torisch, in Ruhe, bei Belastung oder
hustenabhängig? Gibt es exogene Aus-
löser, tritt die Atemnot anfallsweise
oder lageabhängig auf? „Tritt die
Atemnot von einem Atemzug auf den
anderen auf, kann es nie Asthma
sein“, verdeutlichte Kenn den hohen
Stellenwert einer exakten Anamnese.
Allerdings: Bei vielen Patienten gibt es
potenziell mehrere Ursachen für die
Atemnot, was die Diagnostik erschwe-
ren kann, zum Beispiel Mischformen
von COPD und Asthma, Asthma plus
eine Vocal Cord Dysfunction (VCD),
oder psychische Begleiterkrankungen
wie Depressionen und Ängste, die das
subjektive Symptomempfinden deut-
lich verstärken können. Objektive Pa-
rameter der Lungenfunktion, zum Bei-
spiel bei Patienten mit Asthma oder
COPD, werden durch negative Emoti-
onen hingegen nicht beeinflusst, be-
richtete Professor Andreas von Leu-
poldt aus Leuven.
Helfen auch detaillierte Lungen-
funktionsuntersuchungen
(normale
Ventilation, Obstruktion, Restriktion?)
und Belastungstests (6-Minuten-Geh-
test, Spiroergometrie, etc.) bei der
Klärung einer Dyspnoe nicht weiter,
rücken psychische und seltene Ursa-
chen wie VCD in den Vordergrund.
Eine VCD galt lange Zeit als psycho-
somatische Erkrankung, aber nur bei
einem kleinen Prozentsatz der Betrof-
fenen ist sie tatsächlich so zu erklären,
sagte Kenn. Viel häufiger seien ein
Husten oder ein Säure-Reflux die Ur-
sache einer VCD. Diagnostischer
Goldstandard ist eine Endospirome-
trie. Allerdings könne durch eine nega-
tive Untersuchung eine VCD nicht
ausgeschlossen werden, so Kenn.
Patienten über VCD aufklären
Ist eine VCD diagnostiziert bzw. wahr-
scheinlich, ist die Aufklärung des Pati-
enten oberstes Gebot. „Für VCD-Pa-
tienten ist das Wissen und Verstehen
ihrer Erkrankung entscheidend“, be-
tonte Kenn. Wenn sie überzeugt sind,
dass ihre Atemnot nicht lebensbedroh-
lich ist, wirke dies entängstigend und
ermögliche einen viel besseren Um-
gang mit der Atemnot. Hilfreich sei
auch eine Atem- und Entspannungs-
therapie. Nur in seltenen Fällen sei ei-
ne Psychotherapie erforderlich.
(rf)
Unerklärliche Dyspnoe erfordert Puzzlearbeit
Wenn Dyspnoe sich nicht
eindeutig einer Erkrankung
zuordnen lässt, sollte auch
an seltene Ursachen
gedacht werden wie Panik-
störung, chronische Hyper-
ventilation oder Vocal Cord
Dysfunction.
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