Viele Raucher fassen den Vorsatz, mit
ihrem Laster aufzuhören, gleich mehr-
mals im Leben. Eine probate Motivati-
onshilfe war es ehedem, den Absti-
nenzkandidaten die organischen Fol-
gen des Rauchens beim Durchblättern
von Atlanten der Makropathologie vor
Augen zu führen. Künftig ist das nicht
mehr nötig. Es genügt dann ein Blick
auf die Zigarettenschachtel.
Ab Mai 2016 sollen auch in
Deutschland auf zwei Dritteln der Flä-
chen neu produzierter Packungen
nicht nur Warnhinweise, sondern nach
dem Vorbild einer ganzen Reihe ande-
rer Länder zudem noch drastische Ab-
bildungen zu sehen sein - wie etwa von
faulenden Zähnen, verkrebsten Lun-
gen und schwärenden Raucherbeinen.
Einen entsprechenden Gesetzent-
wurf zur Umsetzung der EU-Tabak-
richtlinie von 2014 hat das Bundeska-
binett Mitte Dezember beschlossen.
Der Bundestag muss zwar noch zu-
stimmen. Doch das dürfte ebenso
Formsache sein wie die Abweisung
laufender Einsprüche gegen die Richt-
linie beim Europäischen Gerichtshof.
Ziel der Bebilderung von Zigaret-
tenschachteln ist es, die Zahl der Rau-
cher zu senken; was auch sonst. Doch
wird dieses Ziel durch solche brachiale
Volkspädagogik erreicht? Viele Rau-
cher rauchen schließlich nicht deshalb
weiter, weil sie nicht um die Gefähr-
lichkeit ihrer Sucht wüssten. Lässt sich
der Abschreckungseffekt durch Gru-
selfotos wirklich steigern? Antworten
darauf liegen bisher nur aus Beobach-
tungsstudien vor. Sie liefern zwar Hin-
weise, dass die gewünschten, das Rau-
chen verleidenden Wirkungen tatsäch-
lich eintreten. Was bisher fehlte, war
eine experimentelle Überprüfung.
Studie belegt Abschreckungseffekt
Ein Team um die Psychologin Abigail
Evans von der Ohio State University
in Columbus hat diese Lücke nun ge-
schlossen - und gezeigt: Die Bilder
wirken abschreckend (PLoS ONE
2015; online 16. Dezember).
Evans und Kollegen randomisierten
293 Raucher von durchschnittlich 16
bis 17 Zigaretten täglich ohne Hang
zur Abstinenz im mittleren Alter von
34 Jahren in drei Gruppen. Gruppe 1
erhielt vier Wochen lang Packungen
der gewohnten Marke mit den übli-
chen kurzen Textinformationen zur
Schädlichkeit des Rauchens (wie
„Rauchen verursacht Krebs“). Pro-
banden in Gruppe 2 bekamen Zigaret-
ten in Schachteln mit abschreckenden
Bildern und kurzem Text. Und Mit-
glieder der Gruppe 3 wurden Schach-
teln ausgehändigt, die neben den
Schreckensbildern mit ausführlichen
Textinformationen versehen waren.
Die Daten von 244 Versuchsperso-
nen gelangten in die Auswertung. Da-
bei zeigte sich, dass Zigarettenschach-
teln mit Gräuelbildern mehr negative
Gefühle dem Rauchen gegenüber aus-
lösten als der alleinige Text. Das wirk-
te sich direkt auf die Absicht aus, mit
dem Rauchen aufzuhören. Zudem er-
höhten die Fotos die Glaubwürdigkeit
der aufgedruckten Textinformationen,
außerdem erinnerten sich die betref-
fenden Probanden nach dem Ende der
Studie besser und länger daran - ihr
Wissen über die Risiken des Rauchens
war gewachsen. Das galt aber nur für
die kurzen Texte. Umfangreichere In-
formationen über die Schädlichkeit
von Tabak neben den Schockbildern
senkten überraschend die Glaubwür-
digkeit der Warnung.
Bilder machen Infos glaubwürdig
„Negative Emotionen sind eine ent-
scheidende Zutat erfolgreicher bild-
licher Warnhinweise“, konstatieren
Evans und Mitarbeiter. Das ist inso-
fern interessant, als 2012 ein US-Ge-
richt einer Klage von Zigarettenher-
stellern stattgab und die Vorgabe der
Gesundheitsbehörde FDA, entspre-
chende Bilder auf Zigarettenpackun-
gen zu drucken, abwies. Die Begrün-
dung: Die Bilder seien verfassungswid-
rig, es handle sich um unverfrorene
Versuche, Emotionen zu wecken und
die Verbraucher einzuschüchtern.
Im Gegensatz dazu betonen die
Forscher um Evans den in ihrer Studie
belegten Nutzen der negativen Gefüh-
le. „Negative Affekte bewirkten, dass
die Betroffenen die Informationen
über die Risiken des Rauchens genau-
er prüften“, schreiben sie. Das habe
die Informationen glaubwürdiger ge-
macht, die Risikowahrnehmung erhöht
und die Absicht verstärkt, das Rau-
chen aufzugeben. Keineswegs habe
sich der Effekt der bildlichen Warn-
hinweise darin erschöpft, den Rau-
chern Furcht einzujagen, um sie zum
Tabakverzicht zu nötigen.
In der Kraft der abschreckenden
Bilder sehen die Forscher eine wichti-
ge Quelle für Gesundheitsinformatio-
nen, auf deren Basis Raucher entschei-
den können. Wem je ein Pathologie-
atlas half, die letzte Zigarette zu rau-
chen, wird dem zustimmen können.
Neue Zigarettenschachteln
müssen in Deutschland laut
Gesetz in Kürze abschre-
ckende Bilder zeigen, die
Raucher zur Abstinenz
animieren sollen. Nicht
jedem schmeckt das. Aber
es wirkt.
Rauchen: Schockfotos schrecken ab
Von Robert Bublak
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sind eine entschei-
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reicher bildlicher
Warnhinweise.
Abigail Evans und Kollegen
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1 Zinman B et al. NEJM 2015 (Epub ahead of print); doi:10.1056/NEJMoa1504720.
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Warnhinweise:
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Lactose. Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren.
Weitere Hinweise:
Siehe Fachinformation. Verschreibungspflichtig.
Stand:
Dezember 2014
Pharmazeutischer Unternehmer:
Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG,
Binger Str. 173, D-55216 Ingelheim am Rhein,Tel.: 0800/7790900, Fax: 06132/729999,
E-Mail:
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