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Vor allem die Eltern drängen bei häu-
figen Entzündungen der Gaumenman-
deln auf eine Tonsillektomie. Doch der
Eingriff hat relevante Komplikationen.
Professor Markus Knuf von den Heli-
os Dr. Horst Schmidt Kliniken Wies-
baden plädierte deshalb dafür, die
konservative Therapie voll auszu-
schöpfen. Und er verwies gleichzeitig
auf die neue S2k-Leitlinie „Therapie
entzündlicher Erkrankungen der Gau-
menmandeln – Tonsillitis“.
Höchstens zwei Episoden: keine Op
Wiederholte schwere Infektionen der
Gaumenmandeln sind, neben der Hy-
perplasie der Gaumenmandeln mit
Luftwegsobstruktion und dem Ver-
dacht auf einen bösartigen Tumor,
eine der drei Hauptindikationen für
eine Tonsillektomie. Wann sie als The-
rapieoption in Betracht gezogen wer-
den kann, erläutert die aktuelle S2k-
Leitlinie, basierend auf der Zahl der
„Episoden“ innerhalb der letzten zwölf
Monate. Definiert wird eine „Episo-
de“ dabei als „ärztlich diagnostizierte
und mit Antibiotika therapierte eitrige
Tonsillitis“, erläuterte Knuf bei einer
Tagung in München.
Bei weniger als drei Episoden ist sie
keine therapeutische Option, bei sechs
und mehr Episoden dagegen schon.
Bei drei bis fünf Episoden gilt sie als
mögliche Option, „wenn sich inner-
halb der nächsten sechs Monate weite-
re Episoden ereignen sollten und die
Zahl „6“ erreicht wird“.
Immunsystem nicht geschwächt
Zufrieden mit der Entscheidung für
die Tonsillektomie sind vor allem die
Eltern. Inwieweit die Kinder mit einer
Besserung der Lebensqualität profitie-
ren, wisse man dagegen noch gar
nicht, gab Knuf zu bedenken. Gleich-
zeitig betonte er das Risiko von Nach-
blutungen und wies auf weitere Kom-
plikationen hin, wie Atemwegsobst-
ruktionen, Aspiration, Emphysem,
Meningitis oder auch Zahnschäden.
Entwarnung gibt es allerdings beim
Blick auf das Immunsystem. Entgegen
anders lautender Ansichten zeigen ak-
tuelle Studien, dass das Immunsystem
durch die Tonsillektomie nicht leidet.
Das sei nicht haltbar, so Knuf. Die
Tonsillektomie hat keine oder eher po-
sitive Effekte auf die Immunabwehr.
Auch für die konservative Vorge-
hensweise gibt die Leitlinie konkrete
Empfehlungen: Bei Patienten im Alter
von drei bis 14 Jahren mit Verdacht
auf Tonsillopharyngitis und dem
Nachweis oder hochgradigen Verdacht
auf Streptokokken-Tonsillitis sollte
über sieben Tage Penicillin V oder
Phenoxymethylpenicillin gegeben wer-
den, bei Penicillinunverträglichkeit für
fünf Tage Erythromycin oder ein Ce-
phalosporin der ersten Generation. Er-
reicht wird damit innerhalb von 24 bis
48 Stunden Beschwerdefreiheit, „aber
keine Elimination der Bakterien“. Es
ist deshalb wichtig, die Eltern von der
Notwendigkeit der Compliance über
den gesamten Behandlungszeitraum
zu überzeugen, so Knuf, der für aus-
reichend lange Therapie plädierte.
Schlägt die Therapie fehl, muss an
mangelnde Compliance gedacht, aber
auch die Diagnose überdacht werden.
Nicht selten wird eine Tonsillopharyn-
gitis von Viren ausgelöst. Differenzial-
diagnostisch ist eine Mononukleose
ins Kalkül zu ziehen.
Die aktuelle Leitlinie zur
Therapie bei Entzündung
der Gaumenmandel gibt
konkrete Empfehlungen für
das konservative Vorgehen.
Ob eine Tonsillektomie
durchgeführt werden sollte,
hängt von der Zahl der
Tonsillitis-Episoden ab.
Tonsillitis: Op wird erst nach der
zweiten Episode zur Option
Von Beate Fessler
Kind mit entzündeter Gaumenmandel wird untersucht: Eltern drängen oft auf
Tonsillektomie.
© NAUMOID / ISTOCK.COM
Forscher haben geprüft, ob bei un-
kompliziertem
Harnwegsinfekt
(HWI) eine alleinige Ibuprofen-
Therapie ausreicht. „Damit wollten
wir auch zu einem rationalen Ein-
satz von Antibiotika beitragen“,
wird Dr. Ildikó Gágyor vom Institut
für Allgemeinmedizin in Göttingen
in einer Mitteilung der Universitäts-
medizin Göttingen zitiert.
494 Patientinnen in 42 Haus-
arztpraxen nahmen an der Studie
teil. Berücksichtigt wurden ansons-
ten gesunde Frauen mit typischen
Zeichen eines HWI. Nach einer Zu-
fallsverteilung erhielten sie sofort
einmalig Fosfomycin 3 g oder Ibu-
profen 3×400 mg für drei Tage -
plus jeweils entsprechend Placebo.
Bei anhaltenden oder zunehmen-
den Beschwerden sollten sich die
Frauen wieder vorstellen.
Insgesamt wurden zwei Drittel
der Patientinnen alleine mit Ibupro-
fen gesund (BMJ 2015; 351:
h6544). Vereinzelt traten Nieren-
beckenentzündungen auf. Dies war
häufiger in der Ibuprofen-Gruppe,
statistisch war dieser Unterschied
jedoch nicht signifikant.
(mal)
Viele Zystitiden
heilen ohne
Antibiotika
Forscher haben eine drei-
tägige Ibuprofen-Therapie
bei HWI mit der einmali-
gen Anwendung von
Fosfomycin verglichen.
STUDIE IN HAUSARZTPRAXEN
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BDI aktuell
März 2016
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