Das Klinikum der Universität Mün-
chen hat über sein Institut für Notfall-
medizin und Medizinmanagement die
Notfallversorgung im Großraum
München analysiert. Die Ergebnisse
sind deshalb interessant, weil im Kran-
kenhausstrukturgesetz die Notfallver-
sorgung eine wichtige Rolle gespielt
hat. Und die empfohlenen Portalpra-
xen an den Krankenhäusern zum Auf-
reger im vertragsärztlichen Umfeld ge-
worden sind. Dabei geht es dem Bun-
desgesundheitsministerium um den
Notfalldienst der Kassenärztlichen
Vereinigungen, während die Studie in
München den davon unabhängigen
Rettungsdienst und die direkte Inan-
spruchnahme der Krankenhäuser
durch Patienten untersucht.
Diese Strukturen sind organisato-
risch und fiskalisch streng von der
Kassenärztlichen
Notfallversorgung
getrennt. Versorgungstechnisch und
inhaltlich ergeben sich aber zahlreiche
Berührungspunkte, die eine übergrei-
fende Erörterung der Notfallversor-
gung sinnvoll erscheinen lassen. Die
Analyse in der Stadt München be-
leuchtet somit nur einen Teil der Ver-
sorgungslandschaft.
Anstieg von über 40 Prozent
Von 2005 bis 2014 hat sich die Patien-
tenzahl, die mit Rettungswagen versorgt
wurde, von 77000 auf etwa 110000 er-
höht. Sie ist demzufolge um 41 Prozent
im Stadtgebiet und im Umland von
München angestiegen. Als Ursache wer-
den die Bevölkerungszunahme, aber
auch das geänderte Verhalten der Bevöl-
kerung bei Notfallsituationen angesehen.
Die griffige Telefonnummer 112 tut hier
sicher ihr Übriges. Bei den Rettungswa-
gen wird zwischen Transporten mit und
ohne notärztliches Personal unterschie-
den. Die Steigerung der Versorgungs-
zahlen betrifft mit etwa 50 Prozent über-
wiegend die Transporte mit Arzt. Die
ohne ärztliche Begleitung haben sich nur
um etwa 23 Prozent erhöht.
Bei der Belastung der Krankenhäu-
ser geht es aber nicht nur um die Pati-
enten aus den Rettungswagen, son-
dern auch um die direkte Inanspruch-
nahme der Notfallambulanzen. Nur
etwa 20 Prozent der Patienten kamen
tatsächlich mit dem Rettungsdienst.
Der Rest, also 80 Prozent von 524000
Notfällen, erschien direkt im Kran-
kenhaus. Ein Drittel wurde stationär,
zwei Drittel ambulant behandelt.
Davon waren 71 Prozent Erwach-
sene, 17 Prozent Kinder und der Rest
verteile sich auf spezialisierte Versor-
gungseinrichtungen von Augenklini-
ken über gynäkologische Notfälle bis
hin zur Dermatologie. Durchschnitt-
lich wurden in München und Umge-
bung täglich 110, nachts 15 bis 30
Notfallpatienten pro Stunde versorgt.
Betrachtet man die Diagnosestatistik,
so bestätigt sich eine besonders
schwerwiegende Diagnose nur bei et-
wa 1,8 Prozent der Patienten. Dabei
geht es um 9500 Notfälle mit Diagno-
sen wie ST-Infarkt, Schlaganfall,
schwere Traumata oder septische
Krankheitsbilder. Differenziert man
nach zeitkritischer Behandlungsnot-
wendigkeit, so sind 23 Prozent betrof-
fen. Bei 61 Prozent der Patienten wird
der medizinische Versorgungsaufwand
als gering eingestuft. Es dürfte sich
dabei überwiegend um ambulant be-
handelbare Bagatellerkrankungen han-
deln, die auch in Praxen oder im ver-
tragsärztlichen Notfalldienst hätten
behandelt werden können.
Echte Notfälle oder Bagatell-Leiden?
Wichtig ist das Lebensalter der Not-
fälle, denn über dem 70. Lebensjahr
steigt die Anzahl der Notfälle dras-
tisch an. Dies betrifft auch den Anteil,
der stationär aufgenommen werden
muss. Interessant ist, dass die Zahl der
am Krankenhaus erscheinenden Not-
fallpatienten, die zwischen 20 und 35
Jahre alt sind, unverhältnismäßig hoch
ist. Und hier auch nur in einem sehr
geringen Anteil eine stationäre Auf-
nahme benötigt wird.
Die Analyse zeigt eine zunehmende
Belastung der Krankenhäuser durch
Notfälle, die zu 80 Prozent unabhän-
gig vom Rettungsdienst versorgt wer-
den müssen. Hier fällt auf, dass die
Bedeutung der Notfallversorgung
über dem 70. Lebensjahr besonders
hoch ist. Mehr Bagatellfälle scheinen
in der Altersgruppe zwischen 20 und
35 Jahren vorzuliegen. Leider liegen
die Zahlen aus der Notfallversorgung
bei der Kassenärztlichen Vereinigung
zum Vergleich nicht vor, weder über
den vertragsärztlichen Notdienst,
noch aus der direkten Notfallversor-
gung in den Praxen.
Man sollte die Notfallversorgung
der Bevölkerung und den dazu not-
wendigen Versorgungsaufwand in Zu-
kunft unabhängig von der Versor-
gungsebene, aber auch von den Ret-
tungsdienstträgern diskutieren und
nach einer finanzierbaren und den-
noch qualitativ guten Gesamtlösung
suchen. Isolierte Betrachtungen aus
dem Krankenhaus und der ambulan-
ten Versorgung helfen auf die Dauer
nicht mehr weiter.
Notfälle: Weg vom Tunnelblick
Auch mit dem Kranken-
hausstrukturgesetz und den
darin vorgesehenen Portal-
praxen bleibt es dabei: Die
Versorgungsebenen werden
getrennt betrachtet und ge-
plant. Dabei zeigt eine Stu-
die, dass in der Notfallver-
sorgung eine ganzheitliche
Lösung gefragt wäre.
Von Dr. Hans-Friedrich Spies
Grafik: BDI aktuell
Quelle: Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement, Uniklinikum München
9000
8000
7000
6000
5000
4000
3000
2000
1000
0
0
5
10
15
20
25 30 35
40
45
50 55
60 65 70 75 80
85 90
95 100
Lebensalter (Jahre)
Notfälle pro Jahr
ambulant
stationär
Datenanalyse in der Metropole München 2005–2015. N= 348 559 Notfälle
Notfallaufkommen in der Klinik nach Lebensalter
Das Bündnis Junger Ärzte (BJÄ), ein
Zusammenschluss von Nachwuchs-
gruppen deutscher medizinischer
Fachgesellschaften und Berufsverbän-
de, hat erstmals auf dem 119. Deut-
schen Ärztetag in Hamburg die Gele-
genheit, in einem eigenen Symposium
mit prominenten Teilnehmern zu dis-
kutieren. Am 23. Mai 2016 stehen die
Themenfelder „Arztsein in Zeiten der
Arbeitsverdichtung“, „Kind und Kli-
nik – geht nicht, gibt’s nicht“ und
„Forschung und Weiterbildung – Wie
geht das zusammen?“ auf dem Prüf-
stand. Diskussionsteilnehmer sind ne-
ben Vertretern des BJÄ auch Verant-
wortliche der Bundesärztekammer, der
Hochschulmedizin in Deutschland,
der gesetzlichen Krankenversicherung,
des Deutschen Pflegerates und der
Deutschen Forschungsgesellschaft.
Das Junge Forum im BDI e.V. ist
ein wichtiger Bestandteil und Mei-
nungsträger des BJÄ. „Weitreichende
Veränderungen in unserer Gesellschaft
und in unserem Gesundheitssystem
haben unmittelbaren Einfluss darauf,
wie die stationäre Patientenversorgung
organisiert und praktiziert wird“, sagt
Dr. Kevin Schulte, Sprecher des Jun-
gen Forums. „Ein großer Teil der As-
sistenzärztinnen und -ärzte klagt über
die zunehmende Arbeitsverdichtung,
die mangelnden Ressourcen für unsere
ärztliche Weiterbildung und die
schwierige Vereinbarkeit unseres Beru-
fes mit dem Familienleben und dem
wissenschaftlichen Arbeiten. Neben
dieser Unzufriedenheit mit den unmit-
telbaren Arbeitsumständen befürchten
viele junge Kolleginnen und Kollegen
eine Verschlechterung der medizini-
schen Versorgung unserer Patienten.
Das BJÄ möchte hierbei auf diese
Missstände aufmerksam machen und
die Stimmen aller ärztlichen Berufs-
gruppen bündeln.“
Alle interessierten Kolleginnen und
Kollegen sind herzlich zur Teilnahme
an dem Symposium eingeladen. Nut-
zen Sie die Gelegenheit, im Rahmen
des Deutschen Ärztetages gemeinsam
mit dem medizinischen Nachwuchs
Kritik vorzutragen und Lösungsansät-
ze mit Entscheidungsträgern aus ver-
schiedenen Bereichen der medizini-
schen Versorgung zu diskutieren.
Der BDI unterstützt alle fortbil-
dungswilligen Jungmediziner, die an
dem Symposium in Hamburg teilneh-
men möchten, mit einem Reisestipen-
dium. So können Studenten und As-
sistenzärzte in Weiterbildung ihre Rei-
se- und Übernachtungskosten erstattet
bekommen (Bahnfahrt 2. Klasse oder
Fernbus, Übernachtungsbuchung über
den BDI). Voraussetzung hierfür ist ei-
ne BDI-Mitgliedschaft. Interessierte
richten ihre Bewerbung in Form eines
kurzen Motivationsschreibens, warum
sie für das Reisestipendium und die
Teilnahme am Deutschen Ärztetag
qualifiziert sind, per E-Mail bis zum
29. April 2016 an
. So un-
terstützt der BDI den medizinischen
Nachwuchs dabei, für eine Verbesse-
rung ihrer Arbeits- und Weiterbil-
dungsbedingungen
einzutreten.
(Schulte)
Für Fragen stehen Ihnen aus der
BDI-Geschäftsstelle Frau Eva Giese (Tel.:
0611 / 18133-44, Mail:
)
und Herr Kai Wachowski (Tel.: 0611 /
18133-33, E-Mail:
)
zur Verfügung.
Fortbildungswillige Jung-
mediziner können sich ab
sofort beim BDI für ein
Reisestipendium zum
Deutschen Ärztetag im Mai
in Hamburg bewerben.
Nachwuchs engagiert sich auf dem Ärztetag
8
März 2016
BDI aktuell
Berufspolitik
Pharma-Unternehmen dürfen ihre
Preise für Medikamente in
Deutschland weiterhin nicht anhe-
ben. Das geht aus einer Bekannt-
machung des Bundesgesundheits-
ministeriums (BMG) im Bundesan-
zeiger hervor. Das sogenannte
Preismoratorium, das sich auf die
Preisbasis vom 1. August 2009 be-
zieht sowie die Herstellerabschläge
seien „ohne Änderung weiterhin er-
forderlich“, heißt es. Ohne diese In-
strumente sei „mit deutlichen
Mehrausgaben“ und einer weiteren
Erhöhung des Zusatzbeitrags bei
der gesetzlichen Krankenversiche-
rung zu rechnen, wird zur Begrün-
dung angeführt.
Damit bleiben die Preise für Arz-
neimittel noch bis Ende 2017 auf
dem Stand vom 1. August 2009
eingefroren. Eingeführt wurde das
Preismoratorium im August 2010.
Damals wurde es zunächst bis 2013
befristet, wie die KBV berichtet,
seither allerdings zweimal vom
BMG verlängert. Dabei sei das Mi-
nisterium gesetzlich verpflichtet,
das Preismoratorium und die Höhe
der gesetzlichen Herstellerabschläge
für Arzneimittel jährlich zu über-
prüfen, so die KBV.
(fst/eb)
BMG verlängert
Preismoratorium
für Arzneimittel
GESUNDHEITS-AUSGABEN
11. Delegiertenversammlung
des Berufsverbandes Deutscher
Internisten e.V.
Samstag,9.April2016,
09:00 Uhr, Congress Center
Rosengarten Mannheim,
Saal 10,
Rosengartenpatz 2,
68161 Mannheim
Tagesordnung:
Top 1
Begrüßung
Top 2
Genehmigung des
Protokolls der 10. Delegierten-
versammlung
Top 3
Ehrungen
Top 4
Bericht des Präsidenten
zur aktuellen berufspolitischen
Lage
Top 5
Berichte des Geschäfts-
führers zum Geschäftsjahr 2015
und des Schatzmeisters (Kassen-
bericht)
Top 6
Beschlussfassung über
die Entlastung von Präsidium,
Vorstand und Geschäftsführung
Top 7
Anträge
Top 8
Verschiedenes
Mittagspause
Top 9
Erläuterung des Wahlver-
fahrens
Top 10
Neuwahl des Vorstandes
Dr. med. Wolfgang Wesiack
Präsident
Bekanntmachung