Berufspolitik
BDI aktuell
November 2015
9
werber ab einer Aufenthaltsdauer von
über 15 Monaten in die Kostenträger
schaft der Kassen Eingang finden. Sei
tens der Kassen werden spezifische Be
handlungsbedarfe für jeden Asylbewer
ber über die Kasse an die KV entrichtet.
Grundsätzlich sind die Absichten des
Gesetzgebers zur Vereinfachung der ge
sundheitlichen Versorgung von Asylbe
werbern zu begrüßen. Inwiefern sich al
lein aus dem Aufenthaltsstatus eine un
terschiedliche Versorgungsqualität ab
leiten darf, bleibt fragwürdig. Hier
spricht vieles dafür, auch eine Verein
heitlichung der Leistungsansprüche zu
erzielen. Abzulehnen ist das Ansinnen,
wo esbisher Aufgabe der Sozialämter
war, den Leistungsanspruch der Be
rechtigten zu konkretisieren, dies zu
künftig an die Vertragsärzte zu übertra
gen. Dies gilt umso mehr, da die im
Asylbewerberleistungsgesetz getroffene
Unterscheidung zwischen verschiede
nen Gruppen von Anspruchsberechtig
ten nicht auf medizinischen, sondern al
lein auf monetären Kriterien beruhen.
rgung bleibt ein Flickenteppich
ERFURT.
Das In
tegrationsminis
terium prüfe die
Einführung auf
der Grundlage
des geplanten Beschleuni
gungsgesetzes . „Übergangs
weise hat Thüringen den
Kommunen bereits vor Mo
naten die Einführung von
Scheinen empfohlen“, sagt
Ministeriumssprecher Oliver
Will. „Diese dienen der Ver
waltungsverfahrenserleichte
rung sowie dem erleichterten
Zugang zu medizinischer Ver
sorgung.“ Bei der Erstunter
suchung, die in der Verant
wortung des Landes liegt,
würden Impfungen sowie ei
ne Röntgen oder Blutunter
suchung zum TbcAusschluss
vorgenommen.
9508 Anträge
(jk, iss (1))
Scheine dienen
als Übergang
THÜRINGEN
POTSDAM.
Be
reits im Juni hat
es einen ersten
Meinungsaus
tausch zwischen
dem brandenburgischen Ge
sundheitsministerium, der
AOK Nordost, den Kommu
nalen Spitzenverbänden sowie
der KV Brandenburg gege
ben. Der von der AOK Nord
ost vorgelegte Entwurf einer
Rahmenvereinbarung müsse
nun vor dem Hintergrund des
geplanten Maßnahmenpake
tes der Bundesregierung
„nachgesteuert“ werden, teilte
das Ministerium auf Anfrage
mit. Ziel bleibe es weiterhin,
die Gesundheitskarte im
Frühjahr 2016 einzuführen,
betont Ministeriumsspreche
rin Marina Ringel.
11 529 Asylanträge
Geplanter Start
im Frühjahr
BRANDENBURG
BREMEN.
Nicht
umsonst trägt
die Abrechnung
über die Ge
sundheitskarte
für Flüchtlinge den Spitzna
men „Bremer Modell“: Bre
men hat die Gesundheits
karte erfunden. Seit neun
Jahren übernimmt die AOK
Bremen/Bremerhaven hier
die Betreuung der Asylbe
werber. Die Behandlungs
kosten werden der Kasse er
stattet: Für jeden Asylbewer
ber erhält sie zehn Euro Ver
waltungspauschale, wie die
zuständige Behörde auf An
frage bestätigt. Die Versor
gung im Rahmen der Erst
untersuchung liege beim
Gesundheitsamt, anschlie
ßend bei niedergelassenen
Ärzten.
3611 Asylanträge
Schon seit neun
Jahren Realität
BREMEN
WIESBADEN.
Hessen prüfe, ob
die Gesund
heitskarte „zü
gig“ eingeführt
werden kann. Ein Gespräch
mit den Vertretern der
Krankenkassen Ende Sep
tember im Hessischen Sozi
alministerium habe aller
dings gezeigt, dass noch viele
Fragen offen sind und auch
die Kommunen einbezogen
werden müssen, erklärt
Sprecherin Esther Walter.
Sozialminister Stefan Grütt
ner (CDU) habe daher die
Kassen angeschrieben und
um die Nennung offener
Fragen gebeten. „Daneben
werden die Gebietskörper
schaften angeschrieben, um
hier ein Meinungsbild
einzuholen.“
20 160 Asylanträge
Gespräche mit
Kassen laufen
HESSEN
HAMBURG.
Die
Gesundheitskar
te für Flüchtlin
ge ist in Ham
burg bereits Re
alität; das Bundesland hat
gemeinsam mit Bremen in
gewisser Weise eine Vorrei
terrolle eingenommen.
Nach ihrer Ersterfassung
und der Anmeldung bei der
AOK Bremen/Bremerhaven
steht Asylbewerbern – mit
Abstrichen – das Behand
lungsspektrum gesetzlich
Krankenversicherter offen.
Eine Evaluation hat 2014
gezeigt, dass so jährlich
Gesamtkosten von 1,6
Millionen Euro gespart wer
den – etwa durch Bürokra
tie und damit Stellenabbau
bei der zuständigen Behör
de.
8836 Asylanträge
1,6 Millionen
pro Jahr gespart
HAMBURG
SCHWERIN.
Auf
Anfrage lässt
Christian Moel
ler, Sprecher des
Sozialministeri
ums, keine Zweifel: „Die
Gesundheitskarte für
Flüchtlinge wird in Meck
lenburgVorpommern kom
men.“ Über den Zeitpunkt
der Einführung lasse sich je
doch noch nichts sagen, da
aktuell noch entsprechende
Gespräche mit allen Beteilig
ten liefen.
Heute sei aufgrund des
großen Ansturms von
Flüchtlingen „eine Zusam
menarbeit mit verschiedenen
Partnern“ notwendig. Mit
Ärzteteams seien verschiede
ne Kliniken vor Ort und si
cherten so die Erstuntersu
chungen.
9 754 Asylanträge
Die Karte
wird kommen
MECKLENBURGVORP.
SAARBRÜCKEN.
Gesundheits
und Innenminis
terium befinden
sich aktuell in
Verhandlungen mit Kran
kenkassen, Kassenärztlicher
Vereinigung und Landkrei
sen zur Einführung einer
Gesundheitskarte. „Über
den Inhalt der Verhandlun
gen wurde Stillschweigen
vereinbart“, erklärt Nele
Scharfenberg, Sprecherin
des Sozialministeriums, je
doch auf Anfrage. Derzeit
liefen Gespräche zur Detail
abstimmung. Ziel sei eine
Gesundheitskarte, die eine
medizinische Notversorgung
sichert und bürokratische
Hürden bei Landkreisen,
Ärzten und Krankenkassen
minimiert.
5687 Asylanträge
Stillschweigen
vereinbart
SAARLAND
HANNOVER.
Die
niedersächsische
Landesregierung
wünsche
„schnellstmög
lich“ einen einfachen und
unbürokratischen Zugang
registrierter Flüchtlinge
zur Gesundheitsversorgung.
Gegenwärtig existiert nach
Angaben des Sozialministe
riums der Entwurf einer
Rahmenvereinbarung der
Krankenkassen mit dem
Land. „Die Beteiligten be
finden sich in ständigem
intensiven Kontakt“, sagt
Pressesprecherin Nadine
Bunzler. Sobald die Verein
barung geschlossen ist,
sollen die Kommunen
in einem zweiten Schritt
Gelegenheit zum Beitritt er
halten.
25 389 Asylanträge
Kassen und
Land in Kontakt
NIEDERSACHSEN
DÜSSELDORF.
In Nordrhein
Westfalen
kommt die Kar
te. Um die Ab
läufe zu vereinfachen, ist für
jede kreisfreie Stadt oder
Gemeinde eine Krankenkas
se zuständig. „Das reduziert
für Kommunen und Kran
kenkassen den Verwaltungs
aufwand“, sagte Gesund
heitsministerin Barbara Stef
fens (Grüne). Ende August
hatte NRW als erstes Flä
chenland die Einführung der
Chipkarte beschlossen.
Grundlage ist eine Rahmen
vereinbarung zwischen dem
Land und einzelnen Kran
kenkassen. Acht Kassen ha
ben die Vereinbarung unter
zeichnet, drei weitere sind
inzwischen beigetreten.
53 475 Asylanträge
Elf Kassen sind
bereits dabei
NORDRHEINWESTFALEN
MAINZ.
Da keine
bundesweite Re
gelung in Aus
sicht steht, wolle
die rheinland
pfälzische Regierung nun
„nicht länger warten, son
dern eigene Lösungen er
möglichen“, betont Kathari
na Bennewitz, Sprecherin
des Gesundheitsministeri
ums. Die Einführung wird
klar befürwortet. Nach ei
nem Gespräch Mitte Sep
tember, zu dem sich Kom
munen, Kassen und Ärzte
vertreter im Ministerium
trafen, soll eine Arbeitsgrup
pe nun Details einer Rah
menvereinbarung zwischen
Land und Kassen beraten.
„Sobald diese geschlossen
ist, können Kreise und kreis
freie Städte ihr beitreten.“
14 091 Asylanträge
Nächster Schritt:
Rahmen stecken
RHEINLANDPFALZ
DRESDEN.
Zur
Einführung der
Gesundheitskar
te befinde man
sich „in der Prü
fung“, teilt Annett Hofmann,
Sprecherin des Sozialministe
riums, auf Anfrage knapp mit.
Die Erstuntersuchungen ob
liegen aktuell den örtlichen
Gesundheitsämtern; darüber
hinaus gibt es in Dresden ei
ne Flüchtlingsambulanz für
Asylbewerber mit Behand
lungsschein. Solche Einrich
tungen seien auch in Leipzig
und Chemnitz geplant. Die
Ambulanzen werden von der
KV, der Kommune und dem
Freistaat Sachsen betrieben.
Jüngst sei außerdem eine
Impfsprechstunde gestartet,
so Hofmann.
18 609 Asylanträge
Karte ist aktuell
in der Prüfung
SACHSEN
MAGDEBURG.
Das Sozialminis
terium führe der
zeit „diverse Ge
spräche mit Kas
sen und kommunalen Spit
zenverbänden“, so Ministeri
umssprecher Holger Paech.
Ziel sei eine Rahmenverein
barung. Zum konkreten
Stand der Verhandlungen
oder gar der Einführung
macht er jedoch noch keine
Angaben. Die medizinische
Versorgung im Erstaufnah
melager Halberstadt wird in
einem sog. Medizinischen
Punkt sichergestellt. Bei Not
fällen wird der kassenärztliche
Bereitschaftsdienst oder der
Notarzt gerufen, der dann
auch eine stationäre Aufnah
me veranlassen kann.
10 171 Asylanträge
Keine Angaben
zum Stand
SACHSENANHALT
KIEL.
Die Ein
führung der Ge
sundheitskarte
für Flüchtlinge in
SchleswigHol
stein ist laut Landesinnenmi
nisterium „in Arbeit“ und soll
zu Jahresbeginn 2016 erfol
gen. Die basismedizinische
Versorgung in den Erstauf
nahmeeinrichtungen wird ge
genwärtig mit Unterstützung
der Kliniken, der niedergelas
senen Ärzte, der Flüchtlings
hilfe des Uniklinikums
SchleswigHolstein, der Not
arztbörse, der Ärztekammer,
Ärzten des DRK und vielen
Freiwilligen sichergestellt, er
klärt das Ministerium. Das
Land setzt auf diesen Mix
von Akteuren, um die Versor
gung sicherzustellen.
10 818 Asylanträge
Einführung ist
in Arbeit
SCHLESWIGHOLSTEIN