Bücher
Nr. 12 • Dezember 2013
9
Monika Barthels
Das Gerinnungskompendium
Schnellorientierung, Befundinter-
pretation, klinische Konsequenzen
Georg Thieme Verlag KG
2012, 2. vollst. überarb. u. erw. Aufl.,
1104 S., 109 Abb., 69,99 €
Nicht nur ein
Kompendium
Kompendium, abgeleitet vom lateini-
schen compendium, heißt so viel wie
„Ersparnis“, „abgekürzter Weg“ und
beschreibt ein kurzgefasstes Lehrbuch.
Das im Folgenden vorgestellte Buch ist
trotz seines Namens sicherlich mehr.
Unter der Herausgeberschaft von Pro-
fessor Dr. Monika Barthels und einer
Reihe von Co-Autoren ist nun „Das
Gerinnungskompendium“ in der
zweiten Auflage erschienen.
Auf mehr als 1000 Seiten ist das
scheinbar kleine Teilgebiet der
Hämostaseologie gut verständlich
zusammengefasst. Fünf Abschnitte,
unterteilt in 38 Kapitel, ermöglichen
dem Leser eine rasche Orientierung
durch das gesamte Fachgebiet. Dabei
haben sich die Autoren an den
Bedürfnissen des klinisch tätigen
Arztes orientiert. Gleich zu Beginn
des Kompendiums liefert es auf nur
20 Seiten eine Schnellorientierung
über typische Befundkonstellationen,
ihre Interpretation mit möglichen
Differenzialdiagnosen und die wei-
terführende Diagnostik. In den fol-
genden Abschnitten erfährt der Leser
alles Relevante über die physiologi-
schen und biochemischen Grundla-
gen der Hämostase, die häufigsten
erworbenen und ererbten Störungen
der Blutgerinnung sowie über die
spezielle Labordiagnostik. Abschlie-
ßend stellen die Autoren ausführlich
hämostaserelevanten Arzneimitteln
dar. Dabei ermöglicht das umfangrei-
che Inhaltsverzeichnis zusammen
mit dem detaillierten Stichwortver-
zeichnis eine rasche Orientierung bei
der Suche nach Antworten auf spe-
zielle Fragestellungen. Die Kapitel
sind klar unterteilt und übersichtlich
gestaltet. Eine hohe Anzahl an Tabel-
len, grafisch hervorgehobene Kern-
aussagen und Hinweise helfen, die
wesentlichen Informationen rasch zu
erfassen. Bunte Bilder oder komplexe
Schemata hingegen fehlen nahezu
komplett, ohne dass man sie jedoch
vermisst. Sollten die vermittelten
Informationen nicht ausreichen, so
ermöglichen die an die einzelnen
Kapitel anschließenden umfassenden
Literaturverzeichnisse eine weiter-
führende Lektüre zu den entspre-
chenden Themengebieten der
Hämostaseologie.
Kaum ein Fachbereich der Medizin
kommt heute noch ohne Hämosta-
seologie aus, das wird einem beim
Lesen dieses Kompendiums einmal
mehr bewusst. Damit ist dieses Buch
für jeden im ambulanten und statio-
nären Bereich tätigen Arzt eine große
Hilfe. Durch seine übersichtliche und
praxisorientierte Gestaltung kann es
nicht nur als Nachschlagewerk zum
raschen Informationserhalt dienen,
sondern liefert darüber hinaus ent-
sprechend umfangreiche Hinter-
grundinformationen, um tiefer in die
Welt der Blutgerinnung eindringen
zu können.
Fazit:
Das Gerinnungskompendium
ist mehr als nur ein Kompendium, da
es kaum eine Frage in der Welt der
Hämostaseologie offen lässt. Nicht
für die Kitteltasche geeignet, sollte es
sicherlich auf keinem ärztlichen
Schreibtisch fehlen.
Kai Michael Schmidt-Borko
Michael Menger ist nach
langjähriger Tätigkeit als
Oberarzt in Frankfurt und
Wiesbaden seit 2011
niedergelassener Internist
und Gastroenterologe in
Wiesbaden.
Julika Zwack
Wie Ärzte gesund bleiben –
Resilienz statt Burnout
Georg Thieme Verlag KG
2013, 104 S., 5 Abb., 39,99 €
Uneingeschränkt
zu empfehlen
Das Thema Burnout bei Ärzten ist,
nicht zuletzt durch die erheblich
zunehmende Berichterstattung der
Medien über das Thema in den ver-
gangenen Jahren, nicht mehr länger
ein Tabu. Waren noch vor kurzem
Ärzte und Ärztinnen scheinbar
immun und die bloße Erwähnung
dieser Problematik indiskutabel, so
beginnt sich die Einstellung dazu bei
vielen Kolleginnen und Kollegen zu
ändern: Unser Berufsstand ist min-
destens so anfällig für Burnout,
Depression, Suchterkrankungen und
Suizid wie die übrige Bevölkerung.
Die Neuerscheinung von J. Zwack
füllt hier eine Lücke in der medizini-
schen Literatur. Der Inhalt ist äußerst
aktuell und beruht wesentlich auf
einem Forschungsprojekt mit zahlrei-
chen Interviews der Autorin mit Ärz-
tinnen und Ärzten. Auf etwa hundert
Seiten erhält der Leser einen über-
sichtlich gegliederten und gut ver-
ständlichen Einblick in das Thema.
Die Gliederung ist gut gelungen und
führt von der Eingangsfrage „Gesund
und zufrieden als Arzt – geht das?“
über die Definition des Begriffs Resi-
lienz sehr konkret zu der Aufforde-
rung, resiliente Verhaltensweisen zu
erlernen und in Beziehungen zu sich
selbst, den Patienten und der Arbeits-
welt gewissermaßen investieren zu
lernen. Ein kleines präzises Sachver-
zeichnis rundet das Buch ab.
Zahlreiche Kästen mit Übungen –
deren Konzeption gute Kenntnisse
der vielen inneren Mechanismen ver-
rät, die in unserem Beruf tagtäglich
heimlich Zeit fressen, Grenzüber-
schreitungen zulassen und gesund-
heitsförderndes Verhalten für Ärzte
so schwierig machen – erleichtern
den Zugang zum Thema. Der ohnehin
gut lesbare Text wird hierdurch auf-
gelockert und es gibt zahlreiche Vor-
schläge dafür, wie resilientes Verhal-
ten Schritt für Schritt in die Praxis
umgesetzt werden kann. Das Layout
ist gut gelungen; jedes der zwölf
Kapitel endet mit einem kurzem
Fazit.
Eine große Stärke des Buches sind die
zahlreichen Interviewausschnitte, die
den Inhalt der Kapitel äußerst leben-
dig verdeutlichen und nachfühlbar
machen: Wer wird sich in den Schil-
derungen der Kolleginnen und Kolle-
gen aller Altersstufen und Fachrich-
tungen nicht wiederfinden? Ein
besonderer Höhepunkt sind die drei
Kasuistiken am Ende des Buches, die
schmerzlich verdeutlichen, dass keine
Ärztin, kein Arzt davor gefeit ist, Bur-
nout, Depression und Sucht auch sel-
ber erleben zu müssen.
Preislich liegt das Buch mit 39,90 €,
gemessen am Umfang und einfacher
Ausstattung (z.B. keine Fotos), eher
im gehobenen Bereich, die sehr gute
Umsetzung des Themas macht diesen
kleinen Nachteil bei Weitem wett.
Unser Medizinsystem, wie es sich
derzeit präsentiert, kennt keine
Grenzen und macht auch vor seinen
„Akteuren“ nicht halt, löst bei vielen
von uns Überforderung und Erschöp-
fung aus. Wer für sich einen Weg aus
dieser Situation finden und Strate-
gien für seine persönliche Resilienz
erarbeiten kann, auch mit Hilfe dieses
Buches, wird auch seinen Patienten,
trotz aller scheinbaren oder objektiv
vorhandener ökonomischer Zwänge
und hoher eigener Arbeitsbelastung,
wieder als Mensch und auf gleicher
Höhe begegnen können.
Fazit:
Das Buch ist uneingeschränkt
als Einstieg in das Thema „Burnout
bei Ärzten“ zu empfehlen und sollte
zur Grundausstattung zum Berufsbe-
ginn gehören. Es ist keineswegs „nur“
ein Fachbuch, sondern fast schon ein
Arbeitsbuch, dem weite Verbreitung
zu wünschen ist.
Michael Menger
Kai Michael Schmidt-
Borko ist Assistenzarzt in
der Abteilung Innere
Medizin am Bundes-
wehrzentralkrankenhaus
in Koblenz.
Margrit Weirich
Arztrecht leicht gemacht
Kleist-Verlag
2013, 2. überarb. Aufl., 162 S., 14,90 €
Kurz gefasst,
aber fundiert
Mit „Arztrecht leicht gemacht“ liegt
eine kurzgefasste, aber fundierte
Übersicht über das zur Zeit gültige
Arztrecht vor. Das Buch geht dabei in
den zentralen Fragen durchaus in die
Tiefe und behandelt auch die Schnitt-
stellen zwischen Arzt- und Sozial-
recht (Sozialgesetzbuch V) sowie dem
Bürgerlichen Gesetzbuch und dem
Strafgesetzbuch. Auch die unter-
schiedlichen Rechtsgrundlagen für
die Behandlung gesetzlich und privat
Krankenversicherter und deren
Honorierung nach dem EBM bzw. der
GOÄ werden abgehandelt. Ebenso
werden die individuellen Gesund-
heitsleistungen (IGeL), die privat
abgerechnet werden können, erläu-
tert. Durch die Darstellung anhand
von häufig vorkommenden und kom-
plizierten Rechtsfällen kann der Leser
die wichtigen Probleme und deren
Lösungen gut erkennen und sich ein-
prägen. Die Schwerpunkte sind mit
den berufsrechtlichen Grundlagen,
insbesondere den in den letzten Jah-
ren vermehrt genutzten ärztlichen
Kooperationsformen und den Haf-
tungs- und Beweislastfragen richtig
gesetzt. Soweit dabei Zweifelsfragen
bestehen, werden auch diese sachge-
recht behandelt und Lösungsansätze
mit Augenmaß aufgezeigt. Die aktuel-
len Entwicklungen, insbesondere
auch der Rechtsprechung, werden auf
dem neuesten Stand präsentiert,
sodass der Leser schnell Orientierung
findet. Erleichtert wird dies auch
durch die zahlreichen farblich abge-
stuften Überblicke. Das Abkürzungs-
verzeichnis, das wegen der vielfälti-
gen, dem Gesundheitswesen eigenen
Abkürzungen dringend notwendig
ist, erleichtert die Benutzung des gut
gegliederten Werks. Das Buch ist des-
halb uneingeschränkt zu empfehlen
für niedergelassene Ärzte, Kranken-
hausärzte, einschlägig befasste Juris-
ten sowie Patienten. Auch ist das
Preis-Leistungs-Verhältnis angesichts
der Fülle und Verlässlichkeit der zahl-
reichen Informationen hervorzuhe-
ben. Bei einer Neuauflage sollte unter
dem Thema Berufszugang ein Absatz
zum Medizinstudium aufgenommen
werden (zum Numerus clausus, zu
Dauer und Prüfungen, sowie der
Möglichkeit des Auslandsstudiums).
Dadurch würde das Werk auch für
künftige Medizinstudenten hilfreich.
Fazit:
Insgesamt ein sehr nützliches
Werk, das das schwierige und in
zahlreiche Regelungen zersplitterte
Arztrecht übersichtlich darstellt. Es
ist leicht zu handhaben, gut lesbar,
verlässlich und auf dem neuesten
Stand.
Dr. jur. Ernst Wanner
Dr. jur. Ernst Wanner
ist Referatsleiter im
Ruhestand des Bundes-
ministeriums für
Gesundheit mit den
Aufgabengebieten
Kassenarztrecht und
ärztliches Berufsrecht.
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