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Forum der Industrie
Nr. 12 • Dezember 2013
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Herr Prof. Hajak, worauf ist aus Ihrer
Sicht bei der Entscheidung für eine
medikamentöse Behandlung von Schlaf-
störungen besonders zu achten?
Schlafgestörte sollten sich erst dann
medikamentös behandeln lassen, wenn
abgeklärt ist, dass ihre Schlafstörung
nicht Folge einer anderen Erkrankung
ist. Das kann eine andere seelische
Erkrankung sein – z.B. sehen wir häufig
depressive Patienten oder solche mit
Angststörungen – aber auch eine kör-
perliche Erkrankung, wobei meist
Schmerzen im Vordergrund stehen. In
diesen Fällen muss man selbstverständ-
lich die Schmerzen behandeln und nicht
primär die Schlafstörung. Daneben gibt
es eine Reihe verdeckter körperlicher
Erkrankungen, die zu Schlafstörungen
führen. Hierzu gehören beispielsweise
nächtliche Atemstillstände bei Schnar-
chern oder das Syndrom ruheloser
Beine und periodischer Beinbewegun-
gen im Schlaf.
Das heißt zusammenfassend, der Arzt
sollte sich sicher sein, bevor er Schlaf-
mittel verschreibt, dass er eine andere
Erkrankung nicht übersieht und sicher-
gehen, diese Grunderkrankung primär
zu behandeln.
Als hilfreich für die Entscheidung für
eine Schlafmitteltherapie ist, vor allem
Patienten mit Medikamenten zu behan-
deln, die nicht nur eine Schlafstörung
haben, sondern durch die Schlafstörung
auch am Tage beeinträchtigt sind. Das
heißt, das Kriterium für eine Behand-
lung mit Schlafmitteln ist nicht allein
„ich kann nicht schlafen“, sondern auch
„ich bin am Tage erschöpft, unkonzen-
triert und leistungsunfähig, weil ich
schlecht schlafe“ – dann sind Schlafmit-
tel indiziert.
Welche Anforderungen stellen Sie an ein
„ideales Schlafmittel“? Gibt es eines, das
diesen Anforderungen aus Ihrer Sicht
nahekommt?
Ideale Schlafmittel müssen viele Krite-
rien erfüllen. Im Wesentlichen müssen
Sie nach der Einnahme schnell und
zuverlässig wirken, d. h. auch über meh-
rere Stunden und das jeden Tag, an dem
man sie einnimmt. Sie sollten den Schlaf
verbessern, aber die Tagesbefindlichkeit
nicht negativ beeinträchtigen. Sie soll-
ten nach einer längeren Einnahme auch
noch wirksam sein, und sie sollten vor
allem, wenn man sie auch mal in einer
höheren Dosis aus Versehen einnimmt,
zu keiner Selbstgefährdung des Patien-
ten führen.
Als nächster Punkt ist sicherlich wichtig,
dass sie keine Wechselwirkungen mit
anderen Medikamenten zeigen, weil
viele Schlafgestörte internistische oder
andere Präparate zu sich nehmen.
Inzwischen ist klar, dass vor allem die
so genannten Benzodiazepinanaloga,
auch Z-Substanzen (Zaleplon, Zolpidem
und Zopiclon) genannt, diesen Kriterien
nahekommen. Unter allen Medikamen-
ten, die wir kennen, sind sie die, die am
idealsten gezielt nur den Schlaf und
nichts anderes beeinflussen, die wenig
bis gar nicht mit anderen Präparaten
interagieren, und vor allem, die auf-
grund sehr kurzer Wirksamkeit –
bedingt durch eine kurze Halbwertszeit
– auch am wenigsten zu Hangover-
Effekten, also Überhangeffekten am
nächsten Tag, führen.
Ein Wirkstoff aus der Gruppe der
Z-Präparate ist Zaleplon. Wie beurteilen
Sie generell den Stellenwert von Zale-
plon für die Behandlung von Schlafstö-
rungen?
Wir haben eine ganze Reihe von Patien-
ten, die gerade mit Zaleplon eine merk-
liche Verbesserung ihres Schlafes erfah-
ren. Dazu gehören voll im Leben stehen-
de Menschen, die darauf angewiesen
sind, einen hohen Stresspegel abends
schnell abzubauen und in den Schlaf zu
kommen, aber sicherstellen müssen,
dass sie funktionstüchtig und ohne
Überhangeffekte in den nächsten Tag
gehen. Für diese Patienten sind Präpara-
te dieser Art ideal, d. h. Medikamente,
die durch einen kurzen Schlafanstoss
die Funktionalität, also die Leistungsfä-
higkeit, verbessern. Zudem haben wir
viele Menschen, die Angst vor uner-
wünschten Wirkungen haben. Auch bei
dieser Patientengruppe kann man rela-
tiv sicher sein, dass Zaleplon aufgrund
des günstigen Nutzen-Risiko-Profils,
wenig Schaden anrichtet, wenn man das
Präparat entsprechend den Vorgaben
der Produktinformation einnimmt.
Nicht zuletzt haben wir zahlreiche älte-
re Menschen mit Schlafstörungen. Bei
diesen ist entscheidend, dass nach einer
abendlichen Schlafmitteleinnahme der
frühmorgendliche Toilettengang nicht
durch Muskelschwäche oder Schwindel
gestört wird. Zaleplon erfüllt diese Kri-
terien mit der sehr kurzen Halbwert-
szeit von nur einer Stunde und einer
fehlenden Muskelrelaxation. So kann
insgesamt eine große Gruppe unter-
schiedlichster Patienten von Zaleplon
profitieren.
Gunnar Lühring
Quellen:
[1] Robert Koch Institut 2013
Mit freundlicher Unterstützung der
MEDA Pharma GmbH & Co. KG, Bad Hom-
burg. Der Autor ist freier Journalist.
Welche Anforderungen sind an ein
„ideales Schlafmittel“ zu stellen?
Rund 25% der deutschen Bevölkerung leiden unter Schlafstörungen
1
. Den nicht medikamentösen
Behandlungsansätzen, wie z.B. dem Erlernen bestimmter Regeln der Schlafhygiene, stehen etliche
medikamentöse Behandlungsoptionen gegenüber. Im Interview spricht Prof. Dr. med. Göran Hajak,
Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Psychotherapie und Schlafmedizin am Klinikum Bamberg,
über Anforderungen und Möglichkeiten in der Behandlung von Schlafstörungen.
Insgesamt 24 169 Patienten wurden
in die Beobachtungsstudie aufge-
nommen. Alle waren über 65 Jahre
alt und hatten eine CRT-D-Implanta-
tion erhalten. Ausschlusskriterien
waren u.a. eine frühere Schrittma-
cherimplantation und kardiovaskulä-
re Bypässe. Das Durchschnittsalter
betrug 75 Jahre und 68% waren Män-
ner. In 83% der Fälle bestand eine
fortgeschrittene Herzinsuffizienz
(NYHA III). Ein LBBB lag in 67% der
Fälle vor und 55% hatten eine QRS-
Dauer ≥150 ms.
Die Patienten wurden 4 Kategorien
zugeordnet:
▶ Gruppe 1: LBBB und
QRS 120–149 ms;
▶ Gruppe 2: kein LBBB
und QRS 120–149 ms;
▶ Gruppe 3: LBBB und
QRS ≥ 150 ms;
▶ Gruppe 4: kein LBBB und
QRS ≥ 150 ms
Endpunkte waren die Mortalität, die
Rehospitalisierungsrate und Kompi-
lationen.
Unter Berücksichtigung der klini-
schen und soziodemographischen
Ausgangsdaten hatten die Patienten
mit der Kombination aus LBBB und
einer QRS-Dauer ≥ 150 ms die
geringste Mortalität und Wiederauf-
nahmehäufigkeit ins Krankenhaus
wegen Herzinsuffizienz, kardiovas-
kulärer Probleme und anderer Ursa-
chen. Die 3-Jahres-Mortalität betrug
20,9%. In den Gruppen 1, 2 und 4 lag
sie bei 26,5%, 32,3% und 30,7%. Die
Rehospitalisierungsrate in Gruppe 3
betrug 38,6% und in den anderen
Gruppen zwischen 44,8% und 49,6%.
Die Unterschiede waren statistisch
signifikant (p jeweils <0,001). Es gab
keine Assoziationen zwischen den
Gruppen und Komplikationen.
Fazit
Patienten, bei denen eine Kombinati-
on aus deutlich verbreitertem Kam-
merkomplex und einem Linksschen-
kelblock vorlag, profitierten über
einen Zeitraum von drei Jahren am
stärksten von der Implantation eines
CRT-D-Systems, so die Autoren. Die
Resultate bestätigten die Bedeutung
des Zusammentreffens der deutli-
chen Kammerkomplexverbreiterung
und ihrer Morphologie. Verschiedene
amerikanischen Kardiologie-Gesell-
schaften trügen dem in ihren überar-
beiteten Leitlinien Rechnung. Sie
empfehlen den CRT-D für Patienten
mit einer Herzinsuffizienz der
NYHA-Klassen II-IV, einem Links-
schenkelblock und einem Kammer-
komplex ≥150 ms in der Klasse 1.
Sponsoring: Die Studie wurde von
öffentlichen Institutionen finanziell
unterstützt.
Dr. med. Susanne Krome
Der Beitrag ist erstmals erschienen in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Dtsch Med Wochenschr 2013; 138:2181).
Alle Rechte vorbehalten.
Die Kombination aus kardialer Resynchronisationstherapie und Defi-
brillatorfunktion (CRT-D) ist eine etablierte Behandlung der schwe-
ren Herzinsuffizienz und war Studien zufolge besonders bei Patien-
ten mit einem Linksschenkelblock (LBBB) und verbreiterten QRS-
Komplexen effektiv. Ob eines dieser beiden Kriterien besser zur
Patientenauswahl geeignet ist, ist unklar. Peterson et al. haben nun
die Assoziation zwischen QRS-Dauer und -Morphologie und Thera-
pieerfolg überprüft.
JAMA 2013; 310: 617–626
Kardiologie
Kardiale Resynchronisation:
Welche Patienten profitieren
am meisten?
Ausgewertet wurden 46 randomisier-
te und kontrollierte Studien mit 5666
Patienten, die eine sequenzielle The-
rapie erhielten, und 7866 Patienten
mit anderen Eradikationsstrategien.
Die durchschnittliche Eradikations-
rate betrug bei sequenzieller
Behandlung 84,3% (95%-Konfidenzin-
tervall [KI] 82,1%–86,4%). Diese war
der herkömmlichen Tripeltherapie
über 7 Tage mit einem relativen Risi-
ko [rR] von 1,21 (95%-KI 1,17–1,25)
überlegen, die „number needed to
treat“ betrug 6. Gegenüber einer
10-tägigen Tripeltherapie fand sich
dagegen nur eine marginale Überle-
genheit (rR 1,11). Keine Überlegen-
heit wurde festgestellt gegenüber
einer 14-tägigen Tripel-Therapie
(rR 1,00), einer Wismut-basierten
(rR 1,01) oder Quadrupel-Therapie
(rR 0,99). Die sequenzielle Eradikati-
on war erfolgreich bei 72,8% (95%-KI
61,6–82,8%) der Clarithromycin-
resistenten HP-Stämme und bei
86,4% (95%-KI 78–93%) der Metroni-
dazol-resistenten Stämme. Bei Resis-
tenz gegen beide Antibiotika konnte
nur ein Levofloxacin-basiertes Sche-
ma gute Eradikationsraten bewirken,
insgesamt lag die Rate bei über 90%.
Fazit
Eine sequenzielle Eradikationsthera-
pie ist einer 7-tägigen Tripeltherapie
signifikant überlegen und vergleichbar
mit längerfristigen Therapien oder mit
Therapien mit mehr als zwei Agen-
zien. Die lokale Resistenzsituation
müsse bei der Wahl des Therapie-
schemas berücksichtigt werden, die
Entwicklung neuer gegen Helicobacter
pylori wirksamer Substanzen ist drin-
gend erforderlich, so die Autoren.
Sponsoring: Keines.
Dr. med. Peter Pommer
Der Beitrag ist erstmals erschienen in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Dtsch Med Wochenschr 2013; 138:2128).
Alle Rechte vorbehalten.
Zunehmende Resistenzen gegenüber den eingesetzten Antibiotika zur
Eradikation von Helicobacter pylori (HP) sind ein ernsthaftes Pro-
blem. Neue Eradikationsstrategien sollen diesem entgegenwirken.
Gatta et al. legten nun eine Metaanalyse von Studien zur sequenziel-
len Eradikation im Vergleich zu anderen Strategien vor.
BMJ 2013; 347: f4587
Gastroenterologie – Infektiologie
Helicobacter pylori: Welche ist die
beste Strategie zur Eradikation?
1...,5,6,7,8,9,10,11,12,13,14 16,17,18,19,20,21,22,23,24,25,...28
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