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Forum der Industrie
Nr. 11 • November 2013
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Um schwerwiegende Schlafprobleme
in den Griff zu bekommen, ist häufig
eine medikamentöse Behandlung not-
wendig: Hier steht mit Zaleplon
(Sonata
®
) eine wirkungsvolle Thera-
pieoption aus der Gruppe der soge-
nannten Z-Präparate (Nicht-Benzo-
diazepin-Agonisten) zur Verfügung.
Zaleplon bindet hochspezifisch an die
Rezeptoren des Benzodiazepin Typs 1
3
und kann somit die Einschlafzeit ver-
kürzen und die Schlafqualität verbes-
sern
4
. Die einerseits hohe Selektivität
und andererseits niedrige Affinität zu
diesem Rezeptor äußert sich dabei
zusätzlich positiv im Ausbleiben von
psychomotorischen und kognitiven
Beeinträchtigungen, wie sie bei älte-
ren Schlafmitteln oftmals beobachtet
wurden
5
.
Eine Besonderheit von Zaleplon ist
seine kurze Halbwertszeit von ca.
einer Stunde. „Zaleplon weist unter
allen Schlafmitteln die kürzeste Halb-
wertszeit auf: Je nach Patient hat
Zaleplon eine Wirkdauer von etwa
einer bis fünf Stunden, sodass bei
einer abendlichen Einnahme die
Wahrscheinlichkeit, am nächsten
Morgen eine unerwünschte Sedierung
zu haben, fast gegen Null geht“, so
Prof. Dr. med. Göran Hajak, Facharzt
für Neurologie und Psychiatrie, Psy-
chotherapie und Schlafmedizin am
Klinikum Bamberg. Zum Vergleich:
die anderen Z-Substanzen haben
Halbwertszeiten von ca. 2,4 Stunden
(Zolpidem) bzw. ca. 5 Stunden (Zopi-
clon)
2
.
Im Hinblick auf das besondere Wirk-
profil muss die Einnahme von Zale-
plon nicht – wie die anderer Schlaf-
mittel – vorbeugend erfolgen, sondern
kann den individuellen Bedürfnissen
des Patienten angepasst werden:
Sonata
®
eignet sich besonders gut
sowohl bei Einschlafstörungen als
auch bei zirkadianen Schlafrythmus-
störungen. Diese können etwa durch
Schichtarbeit oder Jetlag hervorgeru-
fen werden
1
. Auch bei akuten nächtli-
chen Wiedereinschlafstörungen ist
Zalepon eine sinnvolle Option, denn
Zaleplon kann bis zu 2 Stunden vor
dem Aufstehen genommen werden,
ohne gefürchtete „Hangover“-Effekte
nach sich zu ziehen
4
. Damit kommt es
beispielsweise besonders für diejeni-
gen infrage, die am nächsten Morgen
früh ausgeschlafen zur Arbeit
müssen
1
. „Darüber hinaus eignet sich
Zaleplon wegen der schnellen Wirk-
samkeit und guten Verträglichkeit vor
allem für Patienten, die das erste Mal
ein Schlafmittel bekommen“, emp-
fiehlt Hajak. Dies hängt nicht zuletzt
damit zusammen, dass unter Zalepon
die Entwicklung einer Toleranz
unwahrscheinlich ist: In Studien zeig-
te Zaleplon weder Potenzial für
Abhängigkeiten noch klinisch bedeut-
same Absetzschwierigkeiten
2
. Aus
Sicht des Bamberger Experten „ist die
Rate unerwünschter Nebenwirkungen
unter Zaleplon die niedrigste unter
allen Schlafpräparaten, die wir im
Moment zur Verfügung haben. Das
gilt übrigens auch für ein mögliches
Missbrauchs- und Abhängigkeitspo-
tenzial, das hier bei ordnungsgemäßer
Verordnung meines Erachtens kaum
gegeben ist.“
Sollten Patienten auf Zaleplon nicht
ausreichend ansprechen, steht seit
März dieses Jahres mit Edluar
®
die
erste Zolpidem-Sublingualtablette zur
Verfügung. Der Wirkstoff wird hierbei
durch die Mundschleimhaut resor-
biert. Ein besonderer Vorteil vom sub-
lingualen Zolpidem ist – neben der
leichten Einnahme (kein Wasser, kein
Schlucken) – dessen schnelle Wirk-
samkeit: Im Vergleich zu oral verab-
reichtem Zolpidem (10 mg) kann die
Sublingualtablette (10 mg) die Ein-
schlafzeit um mehr als 30 % verkürzen
(p < 0,01)
6
. Dabei wirkte sich die ver-
besserte Schlafinitiierung weder
nachteilig auf die Schlafarchitektur
aus, noch kam es zu Residualwirkun-
gen am Folgetag
7
. Eine entsprechende
Erhebung zeigte, dass die meisten
Patienten (91,5 %) mit der Wirkung
von sublingualem Zolpidem auf den
Schlaf „sehr zufrieden“ oder „recht
zufrieden“ waren, und auch den
Umgang mit der Sublingualtablette
empfanden über 96 % der Anwender
als problemlos
8
.
Gunnar Lühring
Literatur
1 Terzano MG et al. Drug Safety 2003;
26(4): 262-277.
2 Ancoli-Israel S et al. Prim Care Compani-
on J Clin Psych 1999; 1(4): 114-120.
3 Fachinformation Sonata®, Stand Februar
2012.
4 Zammit GK et al. J Clin Sleep Med 2001;
2(4): 417-423.
5 Cluydts R. Prim Care Companion J Clin
Psych 2002; 4(1): 45-48.
6 Staner C et al. Curr Med Res Opin 2010;
26(6): 1423-1431
7 Staner L et al. Sleep Med 2009; 10(6):
616-620.
8 Orexo AB 2007; Data on file: OX22-007.
Mit freundlicher Unterstützung der
MEDA Pharma GmbH & Co. KG, Bad Hom-
burg. Der Autor ist freier Journalist.
Einnahme nach Bedarf statt auf Verdacht:
Zaleplon gegen Schlafstörungen
Schlafstörungen können einen starken Einfluss auf den Alltag, die Lebensqualität und die Leistungsfä-
higkeit der Betroffenen haben. Und davon gibt es nicht wenige: Es ist davon auszugehen, dass zwischen
30 und 35 % der Bevölkerung in den Industrieländern an Schlaflosigkeit leiden
1
. Dabei sind Ein- und
Durchschlafstörungen sowie morgendliches Früherwachen typische Anzeichen für das Vorliegen einer
Insomnie. Mit dem Alter steigt auch die Prävalenz, sodass etwa 50 % der älteren Menschen über Proble-
me beim Ein- und Durchschlafen berichten
2
. Infolge des beeinträchtigten Schlafes kommt es bei den
Patienten häufig zu erhöhter Reizbarkeit und Abgeschlagenheit sowie zu Konzentrations- und Gedächt-
nisstörungen. Ebenfalls nicht zu vernachlässigen sind die gravierenden sozioökonomischen Folgen für
das Gesundheitssystem, die mit Schlafstörungen assoziiert sind
1,2
.
Informationen zu den Erkrankungs-
häufigkeiten und dem Medikamen-
tengebrauch erhielten die Autoren
aus den dänischen Gesundheitsregis-
tern. Erfasst wurden alle Beinvenen-
thrombosen (TVT) und Lungenembo-
lien (PE), die nicht in der Notfallam-
bulanz diagnostiziert wurden. 38 765
Fälle wurden mit 387 650 Kontrollen
verglichen. Die Patienten waren
durchschnittlich 67 Jahre alt. 53,7%
waren Frauen. Die Assoziation zu
einer Kortikosteroidtherapie wurde
unter Berücksichtigung zahlreicher
Einflussfaktoren überprüft (u.a.
Dosis, Alter, Geschlecht, Grunder-
krankungen, Einnahme von Immun-
modulatoren, Antikoagulanzien). Die
Autoren differenzierten nach Art und
Applikationsform des Medikamentes
sowie Einlösezeitpunkt des letzten
Rezepts. Dexamethason war nicht
verordnet worden. Die kumulative
Dosis wurde in Prednisolon-Äquiva-
lenten gemessen.
61,2% der Patienten hatten eine TVT
und 38,8% eine PE. In 57,7% der Fälle
war die Erkrankung nicht provoziert
(z.B. durch ein Trauma oder ein Karzi-
nom). Zwischen der Kortikosteroid-
Einnahme und der VTE-Inzidenz
bestand eine positive Assoziation.
Während der Einnahme, bei Therapie-
beginn und systemischer Anwendung
war das Risiko am größten (adjustier-
te Incident Rate Ratio [IRR] 2,31, 95%-
Konfidenzintervall [KI] 2,18–2,45). Die
orale Applikation war riskanter als
Injektionen. Bei einer kumulativen
Dosis von ≤ 10 mg betrug die IRR
1,00 (95%-KI 0,93–1,07), bei 1000–
2000 mg lag sie bei 1,98 (95%-KI 1,78–
2,20) und für > 2000 mg bei 1,60
(95%-KI 1,49–1,71). Auch inhalative
und intestinal wirksame Kortikoste-
roide erhöhten bei Therapiebeginn die
Wahrscheinlichkeit für VTE (IRR 2,21
bzw. 2,17). Die Subanalyse nach dem
Medikamententyp ergab, dass alle
systemischen Kortikosteroide, auch
Hydrokortison, mit einer Risikosteige-
rung assoziiert waren. Die Beziehung
zwischen der Erkrankungswahr-
scheinlichkeit und Kortikosteroiden
war tendenziell für PE stärker als für
TVT.
Fazit
Die Einnahme von Kortikosteroiden
war mit einer signifikant erhöhten
Wahrscheinlichkeit für thromboem-
bolische Ereignisse verbunden. Dies
galt insbesondere für Pulmonalarte-
rienembolien. Die Autoren vermuten,
dass Lungenembolien nicht nur als
Komplikation tiefer Beinvenenthrom-
bosen auftraten, sondern durch lokale
Phänomene im Lungengewebe. Das
scheinbare Paradox sei auch in frühe-
ren Studien mit COPD-Patienten beob-
achtet worden. Weiterhin waren sys-
temische Glukokortikoide mit dem
höchsten Risiko assoziiert, so die
Autoren.
Sponsoring: Die Studie wurde von
einer öffentlichen Institution finan-
ziell unterstützt.
Dr. med. Susanne Krome
Der Beitrag ist erstmals erschienen in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Dtsch Med Wochenschr 2013; 138:1497).
Alle Rechte vorbehalten.
Experimentellen Studien zufolge erhöhen Kortikosteroide die Spiegel
von Gerinnungsfaktoren und Fibrinogen. Laut einer epidemiologi-
schen Studie waren Patienten mit einer aktuellen Einnahme häufiger
und dosisabhängig von thrombolischen Ereignissen (VTE) betroffen.
Johannesdottir et al. untersuchten nun die Assoziation von Gluko-
kortikoid-Einnahme und VTE in einer populationsbasierten Fall-
Kontroll-Studie in Dänemark.
JAMA Intern Med 2013; 173: 743-752
Angiologie
Steigern Kortikosteroide das
thromboembolische Risiko?
In der REMIT-Studie (Responses of
Mental Stress Induced Myocardial
Ischemia to Escitalopram Treatment)
untersuchten Jiang et al. den Einfluss
einer 6-wöchigen Therapie mit Esci-
talopram auf die MSIMI und weitere
biophysiologische Parameter, die
durch Stress beeinflusst werden.
Dafür wurden 127 Patienten mit
bekannter KHK und durch Laborpa-
rameter gesicherter MSIMI randomi-
siert zu Escitalopram oder Placebo.
Das Medikament wurde zu Beginn
mit 5 mg/Tag dosiert und innerhalb
von 3 Wochen auf 20 mg/Tag hochti-
triert. Die Studiendauer betrug
6 Wochen.
Nach 6 Wochen Therapie hatten
34,2% (95%-Konfidenzintervall [KI]
25,4%–43,0%) der Escitalopram-
Gruppe keine MSIMI mehr gegen-
über 17,5% (95%-KI 10,4%–24,5%) der
Placebo-Gruppe. Damit traten in der
Escitalopram-Gruppe signifikant
weniger MSIMI auf (Odds Ratio 2,62,
95%-KI 1,06–6,44; p=0,04). Die Rate
der Ischämien, die durch eine Ergo-
metrie induziert wurden, war nur
vom Trend her, nicht aber signifikant
reduziert: 45,8% vs. 52,5%.
Fazit
Bei Patienten mit stabiler KHK kann
eine Therapie mit Escitalopram die
Rate Stress-induzierter myokardialer
Ischämien (MSIMI) reduzieren. Einen
Einfluss auf Ischämien durch körper-
liche Belastungen hat diese Therapie
jedoch nicht. Diese Resultate sollten
in weiteren Studien bestätigt wer-
den, so die Autoren.
Sponsoring: Die Studie wurde von
öffentlichen Institutionen finanziert.
Dr. med. Christoph Feldmann
Der Beitrag ist erstmals erschienen in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Dtsch Med Wochenschr 2013; 138:1496).
Alle Rechte vorbehalten.
Emotionaler Stress kann koronare oder andere kardiovaskuläre Ereig-
nisse auslösen oder verstärken. Diese Erkenntnis hat zu dem Konzept
der durch „mentalen Stress induzierten Myokardischämie“ (MSIMI)
geführt. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer könnten mög-
licherweise diesen mentalen Stress reduzieren und Einfluss auf meta-
bolische Faktoren sowie die Plättchenaktivierung nehmen.
JAMA 2013; 309: 2139-2149
Kardiologie
Escitalopram kann Stress-indu-
zierte Ischämien vermindern
1...,5,6,7,8,9,10,11,12,13,14 16,17,18,19,20,21,22,23,24,25,...28
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