BDI aktuell 10_2015_E_Paper - page 15

VERANSTALTUNG:
Pressekonferenz „Den Hochrisiko­Patienten im Blick – effektive Cholesterinsenkung dank erstem PCSK9­Hemmer Evolocumab, München, 30. Juli 2015.
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IMPRESSUM
:
Corporate Publishing
, Tiergartenstraße 17, 69121 Heidelberg
Verantwortlich: Ulrike Hafner › Bericht: Dr. Kirsten Westphal, Heimstetten
Redaktion: Inge Kunzenbacher. › Mit freundlicher Unterstützung der
Amgen GmbH
, München, DE­C­145­0815­112334.
Die Herausgeber der Zeitung übernehmen keine Verantwortung für diese Rubrik.
Doch zwischen den evidenzbasier­
ten Empfehlungen und der Praxis­
realität klafft eine große Lücke:
Europaweit befinden sich zwischen
61 und 83 Prozent der Hoch­
risikopatienten trotz lipidsenken­
der Therapie nicht im angestreb­
ten Zielbereich für die Konzentra­
tionen des LDL­Cholesterins [7].
Ein Grund hierfür: „Die Statin­
therapie stößt oft an ihre Grenzen
– eine Erhöhung der Dosis reicht
häufig nicht aus oder wird von
den Patienten nicht toleriert“, so
Prof. Dr. Heribert Schunkert,
München.
„Neue Wirkprinzipien zur Re­
duktion des LDL­Cholesterins sind
von höchster Bedeutung“, so der
Experte. Dies betrifft insbesondere
Patienten mit sehr hohen LDL­C­
Ausgangswerten ( 190 mg/dl)
und Patienten mit Statinunverträg­
lichkeit, außerdem Patienten, bei
denen trotz maximaler Therapie­
intensität nicht die erwünschte
Reduktion der LDL­Cholesterin­
Werte erreicht wird, und Patienten,
bei denen ein sehr hohes kardio­
vaskuläres Risiko besteht, das selbst
durch eine hochdosierte Statin­
therapie nicht ausreichend redu­
ziert wird [8].
Europaweit große
Defizite bei
Cholesterinsenkung
Je nach kardiovaskulärem
Risikoprofil sollte das
LDL­C bei Hochrisiko­
patienten 70 mg/dl bzw.
100 mg/dl nicht über­
schreiten [4]. Grundsätz­
lich gilt: Je niedriger das
LDL­C ist, desto geringer
ist das kardiovaskuläre
Risiko [6].
Allein in Deutschland gehen jährlich
rund 353.000 Todesfälle zu Lasten
kardiovaskulärer Erkrankungen wie
Myokardinfarkt oder Schlaganfall [1].
Eine der Hauptursachen: erhöhte
Konzentrationen von LDL­Choleste­
rin (LDL­C) [1]. Die LDL­C­Sen­
kung spielt daher eine zentrale Rolle in
der Prävention kardiovaskulärer Ereig­
nisse. Große Endpunktstudien in der
Lipidtherapie zeigen, dass sowohl in
der Sekundär­ als auch in der Primär­
prävention eine enge Korrelation
zwischen der Höhe des LDL­C und
der kardiovaskulären Ereignisrate be­
steht [2]. Daten aus genetischen, epi­
demiologischen und interventionellen
Studien mit Statinen und Ezetimib
sprechen dafür, dass niedriges LDL­C
unabhängig vom gewählten Ansatz
kardiovaskulär protektiv wirkt [3].
In Richtlinien nationaler und inter­
nationaler Fachgesellschaften wird be­
tont, dass eine adäquate LDL­C­Sen­
kung notwendig ist, um das kardio­
vaskuläre Risiko und die Herz­Kreis­
lauf­Sterblichkeit zu reduzieren [4].
„LDL­Cholesterin bleibt der Haupt­
angriffspunkt für die Gefäßprotek­
tion“, betonte Prof. Dr. Heribert
Schunkert, München.
Wenn Statine an Grenzen stoßen
Für Patienten, bei denen Statine an
ihre Grenzen stoßen, oder Patienten,
die Statine nicht vertragen, eröffnet
das neue Therapieprinzip der
PCSK9­Hemmung eine Chance, den
LDL­C­Zielbereich zu erreichen.
„PCSK9 ist eine entscheidende Stell­
schraube bei der Regulation des
LDL­C­Plasmaspiegels“, so Schun­
kert. Mit Evolocumab (Repatha
®
)
wurde der weltweit erste PCSK9­
Hemmer für Patienten mit Hypercho­
lesterinämie und gemischter Dyslipid­
ämie sowie homozygoter familiärer
Hypercholesterinämie (FH), die eine
zusätzliche starke Senkung des LDL­
C benötigen, in Europa zugelassen [5].
Evolocumab ist ein vollhumaner
monoklonaler Antikörper, der das
Protein PCSK9 hemmt und dadurch
den LDL­C­Spiegel effektiv senken
kann [5]. „Ich begrüße jede neue Be­
handlung, mit der wir Patienten helfen
können, ihren LDL­C­Zielwert zu er­
reichen. Dies gilt natürlich umso mehr
für Patienten, bei denen die Senkung
des LDL­Cholesterin­Spiegels trotz
einer lipidsenkenden Therapie bislang
nicht ausreichend war“, betonte Prof.
Dr. Martin Merkel, Hamburg.
Die Anwendung von Evolocumab
ist einfach: Es wird mit einem Fertig­
pen zur Selbstinjektion entweder alle
zwei Wochen oder monatlich subkutan
verabreicht. Beide Dosierungssche­
mata (Evolocumab 140 mg 1
3
alle
zwei Wochen bzw. 420 mg 1
3
/Monat)
führen zu vergleichbarer maximaler
LDL­C­Senkung [5]. Falls bei Patien­
ten mit homozygoter FH ein klinisch
relevantes Ansprechen nach zwölf
Wochen nicht erreicht wird, kann das
Dosisintervall auf 420 mg einmal alle
zwei Wochen gesteigert werden [5].
PROFICIO: LDL-C-Werte werden unter
Evolocumab deutlich gesenkt
In allen Studien des klinischen Stu­
dienprogramms PROFICIO (s. u.)
kam es unter Therapie mit Evolocu­
mab zu einer deutlichen Senkung der
LDL­C­Werte.
Für Patienten, bei denen
Statine zur Senkung des
erhöhten LDL-Cholesterins
nicht ausreichen, und für
Patienten, die Statine nicht
vertragen, ist die Hemmung
der Proproteinkonvertase-
Subtilisin/Kexin-Typ-9 (PCSK9)
eine neue Option. Der erste
Vertreter der PCSK9-Inhibi-
toren ist Evolocumab.
PCSK9-Inhibitor Evolocumab
erweitert Lipidsenker-Portfolio
–23,9
–61,4
8,5
–16,9
–61,8
13,1
–59,3
7,6
–59,1
6,6
–66,2
3,3
∆=–69,9
∆=–74,9
∆=–66,9
∆=–65,7
∆=–69,5
20
10
0
–10
–20
–30
–40
–50
–60
–70
Ezetimib QD Evolocumab 140mg Q2W Placebo
Atorvastatin 10mg Atorvastatin 80mg Rosuvastatin 5mg Rosuvastatin 40mg Simvastatin 40mg
QD=täglich; Q2W=alle 2 Wochen; p<0,05 für alle Behandlungsunterschiede in allen Studienarmen
Grafik: Springer-Verlag
mittlere Änderung des LDL-C
bis Woche 10 und 12
(Mittelwert) vs. Ausgangswert
Abb. 1: Reduktion des LDL­Cholesterins (LDL­C) unter der Therapie mit Evolocumab in einer Phase­III­Studie (mod. nach [10])
Im Studienprogramm PROFICIO
(Program to Reduce LDL­C and Car­
diovascular Outcomes Following Inhi­
bition of PCSK9 In Different POpula­
tions) werden die Wirksamkeit und die
Sicherheit von Evolocumab in unter­
schiedlichen Patientenkollektiven ge­
prüft. Zu den bereits abgeschlossenen
Phase­III­Studien zählen u. a.:
MENDEL­2 (Monoclonal Antibody
Against PCSK9 to Reduce Elevated
LDL­C in Subjects Currently Not Re­
ceiving Drug Therapy for Easing Lipid
Levels­2) ist eine randomisierte Studie
mit Evolocumab als Monotherapie im
Vergleich zu Placebo und Ezetimib bei
614 Patienten mit primärer Hyper­
cholesterinämie oder gemischter Dys­
lipidämie über zwölf Wochen [9].
In LAPLACE­2 (LDL­C Assess­
ment w/ PCSK9 MonoclonaL Antibo­
dy Inhibition Combined With Statin
ThErapy­2) wurde der PCSK9­Hem­
mer bei 1.896 Patienten mit primärer
Hypercholesterinämie oder gemischter
Dyslipidämie in Kombination mit
Statinen (Rosuvastatin, Simvastatin
oder Atorvastatin) über zwölf Wochen
untersucht. Evolocumab wurde in der
Rosuvastatin­und Simvastatin­Grup­
pe mit Placebo, in der Atorvastatin­
Gruppe mit Placebo und Ezetimib
verglichen (Abb. 1) [10].
GAUSS­2 (Goal Achievement After
Utilizing an Anti­PCSK9 Antibody in
Statin Intolerant Subjects­2) war eine
Studie über zwölf Wochen mit Evolo­
cumab im Vergleich zu Ezetimib bei
307 Patienten mit Statinunverträglich­
keit bzw. Patienten, die eine wirksame
Dosis eines Statins nicht vertru­
gen [11].
In RUTHERFORD­2 (RedUction
of LDL­C With PCSK9 InhibiTion in
HEteRozygous Familial HyperchOles­
teRolemia Disorder Study­2) wurde
Evolocumab über zwölf Wochen bei
329 Patienten mit heterozygoter fami­
liärer Hypercholesterinämie (FH)
unter verschiedenen lipidsenkenden
Therapien gegenüber Placebo ge­
prüft [12].
DESCARTES (Durable Effect of
PCSK9 Antibody CompARed wiTh
PlacEbo Study) war eine Studie zur
Langzeitwirksamkeit und Sicherheit
von Evolocumab bei 901 Patienten
mit Hyperlipidämie, die nur eine diä­
tetische Therapie, Atorvastatin oder
eine Kombination von Atorvastatin
und Ezetimib erhielten. Sie lief über
einen Zeitraum von 52 Wochen [13].
Evolocumab: Starke LDL-C-Senkung
bei guter Verträglichkeit
In allen diesen Studien führte Evolocu­
mab zu einer starken, signifikanten
LDL­C­Senkung (p<0,001 gegenüber
Ausgangswert bzw. Kontrollgrup­
pen) [9–13]. Die Wirkung von Evolo­
cumab war über alle Patientengruppen
hinweg gegeben: 94 Prozent der Hoch­
risikopatienten sprachen auf Evolocu­
mab an und erreichten einen LDL­C­
Wert unter 70 mg/dl [10]. In der Kom­
bination mit einem Statin (LAPLA­
CE­2) wurde eine LDL­C­Reduktion
um bis zu 75 Prozent versus Kontroll­
gruppe erreicht (Abb. 1) [10]. Gegen­
über Placebo wurden LDL­C­Redukti­
onen von 55 bis 75 Prozent er­
zielt [9–12], gegenüber Ezetimib um
etwa 35 bis 45 Prozent [9–11].
Das Sicherheitsprofil von Evolocu­
mab war insgesamt mit dem der Kon­
trollgruppen vergleichbar [9–13]. Die
häufigsten unerwünschten Arzneimit­
telwirkungen ( 2 Prozent in der Evo­
locumab­Gruppe und häufiger als in
der Kontrollgruppe) waren Nasopha­
ryngitis, Infektionen der oberen Atem­
wege, Rückenschmerzen, Arthralgie,
Influenza und Übelkeit [5].
Wie sich die starke LDL­C­Sen­
kung unter Evolocumab auf die Re­
duktion der kardiovaskulären Ereig­
nisrate auswirkt, wird zurzeit in der
Outcome­Studie FOURIER (Further
Cardiovascular OUtcomes Research
With PCSK9 Inhibition in Subjects
With Elevated Risk) untersucht [14].
Outcome-Studie FOURIER wird
Langzeitdaten liefern
FOURIER ist mit etwa 27.500 Pa­
tienten die größte Studie des PROFI­
CIO­Programms und wird Langzeit­
daten zum Einfluss von Evolocumab
in Kombination mit einer Statinthe­
rapie auf die Reduktion kardiovaskulä­
rer Ereignisse liefern. Der kombinierte
primäre Endpunkt umfasst kardiovas­
kulär bedingten Tod, Myokardinfarkt,
Hospitalisierung wegen instabiler
Angina, Schlaganfall und koronare
Revaskularisierung. Die Ergebnisse
der FOURIER­Studie werden für
2017 erwartet [14].
Die Zulassung von
Evolocumab basiert auf dem
klinischen Studienprogramm
PROFICIO, in dem Evolo-
cumab in 22 klinischen
Studien – davon 16 Phase-III-
Studien – bei zirka 35.000
Patienten untersucht wird.
An breitem Spektrumvon Patienten untersucht
Sonderbericht
, gesponsert durch Amgen GmbH, München
BDI aktuell
Oktober 2015
15
Patienten mit familiärer Hypercho-
lesterinämie (FH) haben ein sehr
hohes kardiovaskuläres Risiko, da
sie schon in jungen Jahren an zu
hohen LDL-C-Werten leiden
können. Bei heterozygoter FH
(Prävalenz = 1 : 500) sind die
LDL-C-Werte um das 2- bis 3-Fache
erhöht (200–500 mg/dl) [15]. Früh-
zeitige Diagnose und Therapie sind
von zentraler Bedeutung für die
Prognose [15]. Zur Zeit wird aber
nur ein Bruchteil dieser Patienten
korrekt diagnostiziert [15].
Um die Diagnostik zu verbes-
sern, wurde – nach der Empfeh-
lung des Konsenses der Europäi-
schen Atherosklerose-Gesellschaft
– auf Basis der Diagnosekriterien
des Dutch Lipid Clinic Network ein
Web-basiertes Diagnose-Tool ent-
wickelt (
, in dem
u. a. LDL-C-Werte und kardiovasku-
läre Vorerkrankungen erfasst wer-
den. Ermittelt wird ein FH-Score,
der Aufschluss über die Wahr-
scheinlichkeit einer FH gibt.
Online-Tool zur
FH-Diagnose
1...,5,6,7,8,9,10,11,12,13,14 16,17,18,19,20,21,22,23,24
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