BDI aktuell 9_2015 - page 6

Eigentlich soll der neue Facharzt­
EBM zum 1. Januar 2016 einge­
führt werden. Darauf hatten sich
GKV­Spitzenverband und KBV
verständigt. Allerdings hatten die
Kassen vorgeschlagen, einzelne As­
pekte der EBM­Reform stufenweise
umzusetzen. Das hat die Vertreter­
versammlung (VV) der KBV abge­
lehnt. Sie fordert eine Reform in ei­
nem Zug, selbst wenn die Umset­
zung dann erst 2017 erfolgen kann.
Gleichzeitig hat sie den KBV­Vor­
stand in ihrer jüngsten Sitzung je­
doch aufgefordert, die Arbeit am
Facharzt­EBM „in der Verwaltung
entschlossen voranzutreiben“.
Hauptgrund für das Nein zur
stufenweisen Anpassung der Fach­
arztkapitel im EBM ist die Sorge,
dass die Auswirkungen der Ände­
rungen dann nicht sachgerecht er­
mittelt werden können und somit
„ungewollte Honorarverwerfun­
gen“ drohen. Denn so lasse sich
nicht absehen, wie die einzelnen
Maßnahmen im Ganzen auf das zu
verteilende Honorarvolumen wir­
ken. Das betreffe nicht nur struktu­
relle Änderungen einzelner Kapitel,
sondern auch die Anpassung für
ärztliche und technische Leistun­
gen. Die spätere Einführung des
neuen Facharzt­EBM ist laut VV
da „das kleinere Übel“.
Ausgenommen davon seien punk­
tuelle Anpassungen des EBM wie die
Anerkennung neuer Methoden
durch den Gemeinsamen Bundes­
ausschuss, heißt es im Beschluss der
Vertreterversammlung. Diese kön­
nen laut VV auch außerhalb der Re­
form vorgenommen werden.
(reh)
KBV­VV: Keine
gestückelte
EBM­Reform
HONORAR
Nicht nur junge Internisten, auch
junge Pathologen wünschen sich
mehr Raum für forschende Tätigkei­
ten. Das zeigte sich beim diesjähri­
gen Bundeskongress des Berufsver­
bandes Deutscher Pathologen in
Leipzig, dessen Gastfach die Innere
Medizin war. Beim Diskussionsfo­
rum „Habilitation – Warum, wieso,
weshalb – und wie?“ stellte Dr. Nina
Neuendorff vom Jungen Forum des
BDI Möglichkeiten der dualen Wei­
terbildung vor, die auch eine feste In­
tegration von Forschungszeiten in
die Weiterbildung beinhalten.
Immer weniger jüngere Ärzte ent­
schieden sich für zeitintensive For­
schungsvorhaben, erklärte sie. Damit
würden nicht nur die akademischen
Grundlagen der Medizin abgewertet,
sondern auch die kompetente Beur­
teilung wissenschaftlicher Erkennt­
nisse in Zeiten eines raschen Wandels
in der Medizin erschwert. Vielerorts
flickten extern finanzierte For­
schungsstellen nach wie vor Defizite
in den engen Personaldecken der Kli­
niken, so Neuendorff. Dies reduziert
ihrer Ansicht nach auch die real in
die Forschung verwandte Zeit. In der
abschließenden Diskussion wurde
deutlich, dass sich die bestehenden
Schwierigkeiten der Inneren Medizin
im Vergleich zur Pathologie kaum
unterscheiden. Gemeinsame An­
strengungen zur besseren Integration
von Forschung an den Unikliniken
erscheinen den jungen Ärzten der
Verbände daher sinnvoll.
(Neuendorff)
Gemeinsam für
mehr Forschung
eintreten
JUNGE ÄRZTE
Was von vielen jungen Medizinern als
Schwachpunkt in der Weiterbildung an­
gesehen wird, hat Dr. Nikos Stergiou als
Chance genutzt: „Die Ärztekammer
gibt mir nur vor, welche Kompetenzen
ich in der Facharztweiterbildung ver­
mitteln muss. Wie ich es umsetze, stellt
sie mir frei“, sagt der Chefarzt für Inne­
re Medizin an der Asklepios Klinik Seli­
genstadt. Diesen Freiraum hat Stergiou
genutzt, um in Seligenstadt ein dynami­
sches und gleichzeitig paritätisches Wei­
terbildungskonzept auf die Beine zu
stellen – das so in Deutschland bislang
einmalig ist.
Dabei hat den Internisten die Wei­
terbildung junger Kollegen schon im­
mer gereizt. „Ich wollte sie aber auch
aktiv gestalten.“ – und vor allem anders
aufbauen, als er sie selbst durchlebt hat.
Als er 2004 die Stelle des Chefarztes in
Seligenstadt übernahm, hatte er auch
endlich die Möglichkeit dazu. Eines sei­
ner Hauptziele war dabei, die jungen
Mediziner nicht nur zu guten Ärzten zu
machen, sondern auch ihre Kompeten­
zen im Umgang mit den Patienten und
ärztlichen Kollegen auszubauen. Und
dies so zu schaffen, dass gleichzeitig die
Versorgung in der Klinik aufrecht erhal­
ten werden kann. „Es müssen auch von
den Weiterbildungsassistenten Dienste
geleistet werden“, sagt er sehr deutlich.
Damit es funktioniert, ist aber noch et­
was wichtig: „Sie können so etwas nicht
alleine machen.“ Stergiou hat sich da­
her mit Oberarzt Andreas Grein einen
Kollegen ins Boot geholt, der ebenfalls
Spaß an der Wissensvermittlung hat.
Zwei­Jahres­Curriculum aufgelegt
Seit 2006 hat die Abteilung für Innere
Medizin eine vollständige Weiterbil­
dungsermächtigung. Bereits ein Jahr
später fing Stergious Abteilung an,
Theorie­und Praxiskurse – etwa in
Gastroskopie oder Elektrokardiogra­
phie – zu geben. 2009 fiel dann der
Startschuss für SKILL® – das Struk­
turierte Konzept eines internistischen
Lehr­und Lernprogramms, das den
jungen Ärzten neben der Lehre am
Krankenbett theoretische und prakti­
sche Lernmodule zur Intensivierung
des Wissens bietet.
Das Konzept setzt auf ein Zwei­Jah­
res­Curriculum mit bislang 16 Modu­
len. „Dadurch können die jungen Kol­
legen jederzeit einsteigen“, erklärt
Grein. „Und sie haben innerhalb der
fünfjährigen Weiterbildung mindestens
zwei Mal die Chance an den Kursen
und Modulen teilzunehmen.“ Damit
soll sichergestellt werden, dass sie alle
Kompetenzbereiche, die die Ärzte­
kammer verlangt, auch sicher in der
Weiterbildung durchlaufen können.
Der Schwerpunkt liegt zwar auf dem
Erlernen von Untersuchungstechniken
wie Sonographie, Endoskopie und Ra­
diologie – die zum Teil an Dummies
trainiert werden –, das Konzept bein­
haltet aber ebenso ein Kommunikati­
onstraining. Trotz all dieser Möglich­
keiten gesteht Stergiou aber, dass man
manchen Weiterbildungsassistenten
hin und wieder doch „zum Jagen tra­
gen muss.“
Um die Facharztweiterbildung wei­
ter zu verbessern, hat Stergiou
SKILL® daher nicht nur nach der
DIN EN ISO 9001:2008 zertifizieren
lassen, sondern sein Konzept auch
nach dem Mastertrainermodell, das
die Berufsverbände der Chirurgen und
Internisten (BDC und BDI) gemein­
sam ins Leben gerufen haben, über­
prüft. Im Mastertrainermodell lernen
die Klinikabteilungen mithilfe der vor­
handenen Ressourcen und wissen­
schaftlicher Methoden, mehr Struktur
in die Weiterbildung zu bekommen.
„Der Mastertrainer hat uns noch ein­
mal gezeigt, wie wir uns selbst über­
prüfen können und wie wir noch bes­
ser ein paritätisches System leben kön­
nen“, sagt Grein. „Das Mastertrainer­
modell sagt: `Du willst Weiterbildung
machen? Dann schau, was Du dafür
bereits an Werkzeugen in der Klinik
hast´“, ergänzt Stergiou. Das Modell
visualisiere genau, wie viele Ressour­
cen vorhanden sind.
Scoringbogen hilft bei Jahresgespräch
Die Weiterbilder in der Asklepios Kli­
nik Seligenstadt haben noch etwas aus
dem Mastertrainermodell übernom­
men: Sie nutzen nun einen speziellen
Scoringbogen für die Lernstandsrück­
meldung. Anhand dieses Bogens be­
werten Weiterbilder und Weiterbil­
dungsassistent, wo der junge Medizi­
ner wissensmäßig steht. Das beinhaltet
auch ganz praktische Fragen, etwa:
Kennt der Assistenzarzt den Stations­
ablauf? Oder ist die Bedienung des So­
nographiegerätes wirklich klar?
Bei den jungen Ärzten kommt der
Scoringbogen gut an, wie Dr. Christi­
an Keller berichtet. Da Keller selbst
schon im dritten Weiterbildungsjahr ist
und somit seine Facharztweiterbildung
angefangen hat, als es die Bewertung
mit dem Scoringverfahren noch nicht
gab, kann er hier zwar nicht aus eige­
ner Erfahrung sprechen. „Aber ich
hätte es mir damals gewünscht, da es
noch mehr Struktur reinbringt und
man genau sieht, was man noch nicht
gemacht hat und worum man sich
kümmern sollte.“
Was es aber schon vor dem Scoring­
bogen gab, war das jährliche Feedback­
gespräch. Auch hier geben die jungen
Ärzte zunächst eine Selbsteinschätzung
ab und bekommen dann ein Feedback
vom Chef. Der Vorteil ist laut Keller
ähnlich wie beim Scoringverfahren, dass
man die Weiterbildung flexibel dem
Wissensstand anpassen kann: „Wenn
man etwa schon vor dem angestrebten
Termin fit in einer bestimmten Unter­
suchungstechnik, z.B. der Gastroskopie
ist, kann der Schwerpunkt im Folgejahr
auf einen anderen Kompetenzbereich
gelegt werden.“ Dass die Weiterbildung
an der Klinik tatsächlich paritätisch
läuft, zeigt sich darin, dass die Assis­
tenzärzte gemeinsam mit dem Chef er­
arbeitet haben, welche Kompetenzen
die jungen Ärzte am Ende welchen Jah­
res erlernt haben sollen. Keller: „Den­
noch ist alles individuell verhandelbar.“
Fallbesprechung mit Hausärzten
Ebenfalls fester Bestandteil der Weiter­
bildung sind die vier Mal pro Jahr statt­
findenden Fallbesprechungen gemein­
sam mit Hausärzten der Region. Grein:
„Hier stellen die Assistenzärzte Fälle
vor. Das soll sie auch ein wenig auf die
Facharztprüfung vorbereiten, bei der sie
sich ebenfalls den Fragen fremder Kol­
legen stellen müssen.“ Ähnliches gilt für
die interne Donnerstags­Fortbildung,
während der aktuelle Studien, interes­
sante Fälle aus dem Klinikalltag oder
Infos von Kongressen vorgestellt wer­
den – auch hier können und sollen sich
die jungen Ärzte mit eigenen Vorträgen
und Präsentationen einbringen.
Ein Konzept mit Wirkung: „Die
Assistenzärzte bewerben sich speziell
wegen unseres Weiterbildungskon­
zepts bei uns“, sagt Stergiou. Über
mangelnde Nachwuchsärzte könne
sich die Klinik daher „erfreulicherwei­
se„ derzeit nicht beschweren.
In der Weiterbildung
knirscht es: Die jungen
Ärzte wünschen sich mehr
Struktur, Qualität und Mit­
spracherecht. Mit dem
Mastertraining wollen die
Berufsverbände der Inter­
nisten und Chirurgen dem
nun gerecht werden. Wie
es tatsächlich funktioniert –
und Weiterbildung wieder
zum Aushängeschild wird –,
zeigt die Asklepios Klinik
Seligenstadt.
Weiterbildung: Mehr Qualität
fernab einer Reform
Von Rebekka Höhl
Weiterbildungsassistent Dr. Christian Keller (rechts) und Oberarzt Andreas Grein im Gastroskopie­Übungsraum. Mithilfe von
Dummies sollen sich die jungen Mediziner ein kleines Stück Routine erarbeiten.
© R. HÖHL
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September 2015
BDI aktuell
Berufspolitik
Die Weiterentwicklung der Qualität
im Bereich der Facharztweiterbil­
dung ist ein zurzeit intensiv diskutier­
tes Thema. Neben den notwendigen
strukturellen Veränderungen (Novel­
lierung der Musterweiterbildungs­
ordnung) geht es im Mastertrainer­
Kurs um die Unterstützung in den
Kliniken vor Ort. Die Berufsverbän­
de der Chirurgen und Internisten
(BDC und BDI) haben eine gemein­
same Initiative zur Weiterentwicklung
der Facharztweiterbildung umgesetzt
und bereits über 30 Mastertrainer
ausgebildet. Nun soll vom 20. bis 21.
November 2015 in Berlin der 3. Trai­
ningskurs beginnen, zu dem wir Sie
herzlich einladen möchten.
Hauptanliegen ist es, die in der
Praxis tätigen Weiterbilder durch
Mastertrainer auf die wichtigsten In­
strumente der strukturierten Weiter­
bildung zu schulen und in Supervisi­
onen kontinuierlich zu begleiten (sie­
he auch Juli­Ausgabe Seite 6). Das
Angebot richtet sich an alle die in ih­
rer Klinik weiterbilden.
Dabei beschreibt das Mastertrai­
nermodell ein klassisches Train­
the­Trainer­Konzept. In einem ers­
ten Schritt werden Sie als erfahrene
Weiterbilder zu Mastertrainern aus­
gebildet. Nach der Ausbildung sol­
len dann die Mastertrainer in ihren
Abteilungen sechs Monate lang die
erlernten Instrumente und Kompe­
tenzen umsetzen. Diese Erfah­
rungsphase ist notwendig, um spä­
ter eigene Erfahrungen in die Aus­
bildung der Weiterbilder einbringen
zu können.
Dies wird der voraussichtlich
letzte gebührenfreie Mastertrainer­
kurs in diesem Rahmen sein.
(eb)
Weitere Infos zum Kurs erhalten Sie
bei Sebastian Ruff von der BDI­Ge­
schäftsstelle per E­Mail: s
Sie können sich bei ihm auch verbind­
lich für den Kurs anmelden.
Internisten und Chirurgen laden zum
gebührenfreien Trainingskurs ein
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