Eigentlich soll der neue Facharzt
EBM zum 1. Januar 2016 einge
führt werden. Darauf hatten sich
GKVSpitzenverband und KBV
verständigt. Allerdings hatten die
Kassen vorgeschlagen, einzelne As
pekte der EBMReform stufenweise
umzusetzen. Das hat die Vertreter
versammlung (VV) der KBV abge
lehnt. Sie fordert eine Reform in ei
nem Zug, selbst wenn die Umset
zung dann erst 2017 erfolgen kann.
Gleichzeitig hat sie den KBVVor
stand in ihrer jüngsten Sitzung je
doch aufgefordert, die Arbeit am
FacharztEBM in der Verwaltung
entschlossen voranzutreiben.
Hauptgrund für das Nein zur
stufenweisen Anpassung der Fach
arztkapitel im EBM ist die Sorge,
dass die Auswirkungen der Ände
rungen dann nicht sachgerecht er
mittelt werden können und somit
ungewollte Honorarverwerfun
gen drohen. Denn so lasse sich
nicht absehen, wie die einzelnen
Maßnahmen im Ganzen auf das zu
verteilende Honorarvolumen wir
ken. Das betreffe nicht nur struktu
relle Änderungen einzelner Kapitel,
sondern auch die Anpassung für
ärztliche und technische Leistun
gen. Die spätere Einführung des
neuen FacharztEBM ist laut VV
da das kleinere Übel.
Ausgenommen davon seien punk
tuelle Anpassungen des EBM wie die
Anerkennung neuer Methoden
durch den Gemeinsamen Bundes
ausschuss, heißt es im Beschluss der
Vertreterversammlung. Diese kön
nen laut VV auch außerhalb der Re
form vorgenommen werden.
(reh)
KBVVV: Keine
gestückelte
EBMReform
HONORAR
Nicht nur junge Internisten, auch
junge Pathologen wünschen sich
mehr Raum für forschende Tätigkei
ten. Das zeigte sich beim diesjähri
gen Bundeskongress des Berufsver
bandes Deutscher Pathologen in
Leipzig, dessen Gastfach die Innere
Medizin war. Beim Diskussionsfo
rum Habilitation Warum, wieso,
weshalb und wie? stellte Dr. Nina
Neuendorff vom Jungen Forum des
BDI Möglichkeiten der dualen Wei
terbildung vor, die auch eine feste In
tegration von Forschungszeiten in
die Weiterbildung beinhalten.
Immer weniger jüngere Ärzte ent
schieden sich für zeitintensive For
schungsvorhaben, erklärte sie. Damit
würden nicht nur die akademischen
Grundlagen der Medizin abgewertet,
sondern auch die kompetente Beur
teilung wissenschaftlicher Erkennt
nisse in Zeiten eines raschen Wandels
in der Medizin erschwert. Vielerorts
flickten extern finanzierte For
schungsstellen nach wie vor Defizite
in den engen Personaldecken der Kli
niken, so Neuendorff. Dies reduziert
ihrer Ansicht nach auch die real in
die Forschung verwandte Zeit. In der
abschließenden Diskussion wurde
deutlich, dass sich die bestehenden
Schwierigkeiten der Inneren Medizin
im Vergleich zur Pathologie kaum
unterscheiden. Gemeinsame An
strengungen zur besseren Integration
von Forschung an den Unikliniken
erscheinen den jungen Ärzten der
Verbände daher sinnvoll.
(Neuendorff)
Gemeinsam für
mehr Forschung
eintreten
JUNGE ÄRZTE
Was von vielen jungen Medizinern als
Schwachpunkt in der Weiterbildung an
gesehen wird, hat Dr. Nikos Stergiou als
Chance genutzt: Die Ärztekammer
gibt mir nur vor, welche Kompetenzen
ich in der Facharztweiterbildung ver
mitteln muss. Wie ich es umsetze, stellt
sie mir frei, sagt der Chefarzt für Inne
re Medizin an der Asklepios Klinik Seli
genstadt. Diesen Freiraum hat Stergiou
genutzt, um in Seligenstadt ein dynami
sches und gleichzeitig paritätisches Wei
terbildungskonzept auf die Beine zu
stellen das so in Deutschland bislang
einmalig ist.
Dabei hat den Internisten die Wei
terbildung junger Kollegen schon im
mer gereizt. Ich wollte sie aber auch
aktiv gestalten. und vor allem anders
aufbauen, als er sie selbst durchlebt hat.
Als er 2004 die Stelle des Chefarztes in
Seligenstadt übernahm, hatte er auch
endlich die Möglichkeit dazu. Eines sei
ner Hauptziele war dabei, die jungen
Mediziner nicht nur zu guten Ärzten zu
machen, sondern auch ihre Kompeten
zen im Umgang mit den Patienten und
ärztlichen Kollegen auszubauen. Und
dies so zu schaffen, dass gleichzeitig die
Versorgung in der Klinik aufrecht erhal
ten werden kann. Es müssen auch von
den Weiterbildungsassistenten Dienste
geleistet werden, sagt er sehr deutlich.
Damit es funktioniert, ist aber noch et
was wichtig: Sie können so etwas nicht
alleine machen. Stergiou hat sich da
her mit Oberarzt Andreas Grein einen
Kollegen ins Boot geholt, der ebenfalls
Spaß an der Wissensvermittlung hat.
ZweiJahresCurriculum aufgelegt
Seit 2006 hat die Abteilung für Innere
Medizin eine vollständige Weiterbil
dungsermächtigung. Bereits ein Jahr
später fing Stergious Abteilung an,
Theorieund Praxiskurse etwa in
Gastroskopie oder Elektrokardiogra
phie zu geben. 2009 fiel dann der
Startschuss für SKILL® das Struk
turierte Konzept eines internistischen
Lehrund Lernprogramms, das den
jungen Ärzten neben der Lehre am
Krankenbett theoretische und prakti
sche Lernmodule zur Intensivierung
des Wissens bietet.
Das Konzept setzt auf ein ZweiJah
resCurriculum mit bislang 16 Modu
len. Dadurch können die jungen Kol
legen jederzeit einsteigen, erklärt
Grein. Und sie haben innerhalb der
fünfjährigen Weiterbildung mindestens
zwei Mal die Chance an den Kursen
und Modulen teilzunehmen. Damit
soll sichergestellt werden, dass sie alle
Kompetenzbereiche, die die Ärzte
kammer verlangt, auch sicher in der
Weiterbildung durchlaufen können.
Der Schwerpunkt liegt zwar auf dem
Erlernen von Untersuchungstechniken
wie Sonographie, Endoskopie und Ra
diologie die zum Teil an Dummies
trainiert werden , das Konzept bein
haltet aber ebenso ein Kommunikati
onstraining. Trotz all dieser Möglich
keiten gesteht Stergiou aber, dass man
manchen Weiterbildungsassistenten
hin und wieder doch zum Jagen tra
gen muss.
Um die Facharztweiterbildung wei
ter zu verbessern, hat Stergiou
SKILL® daher nicht nur nach der
DIN EN ISO 9001:2008 zertifizieren
lassen, sondern sein Konzept auch
nach dem Mastertrainermodell, das
die Berufsverbände der Chirurgen und
Internisten (BDC und BDI) gemein
sam ins Leben gerufen haben, über
prüft. Im Mastertrainermodell lernen
die Klinikabteilungen mithilfe der vor
handenen Ressourcen und wissen
schaftlicher Methoden, mehr Struktur
in die Weiterbildung zu bekommen.
Der Mastertrainer hat uns noch ein
mal gezeigt, wie wir uns selbst über
prüfen können und wie wir noch bes
ser ein paritätisches System leben kön
nen, sagt Grein. Das Mastertrainer
modell sagt: `Du willst Weiterbildung
machen? Dann schau, was Du dafür
bereits an Werkzeugen in der Klinik
hast´, ergänzt Stergiou. Das Modell
visualisiere genau, wie viele Ressour
cen vorhanden sind.
Scoringbogen hilft bei Jahresgespräch
Die Weiterbilder in der Asklepios Kli
nik Seligenstadt haben noch etwas aus
dem Mastertrainermodell übernom
men: Sie nutzen nun einen speziellen
Scoringbogen für die Lernstandsrück
meldung. Anhand dieses Bogens be
werten Weiterbilder und Weiterbil
dungsassistent, wo der junge Medizi
ner wissensmäßig steht. Das beinhaltet
auch ganz praktische Fragen, etwa:
Kennt der Assistenzarzt den Stations
ablauf? Oder ist die Bedienung des So
nographiegerätes wirklich klar?
Bei den jungen Ärzten kommt der
Scoringbogen gut an, wie Dr. Christi
an Keller berichtet. Da Keller selbst
schon im dritten Weiterbildungsjahr ist
und somit seine Facharztweiterbildung
angefangen hat, als es die Bewertung
mit dem Scoringverfahren noch nicht
gab, kann er hier zwar nicht aus eige
ner Erfahrung sprechen. Aber ich
hätte es mir damals gewünscht, da es
noch mehr Struktur reinbringt und
man genau sieht, was man noch nicht
gemacht hat und worum man sich
kümmern sollte.
Was es aber schon vor dem Scoring
bogen gab, war das jährliche Feedback
gespräch. Auch hier geben die jungen
Ärzte zunächst eine Selbsteinschätzung
ab und bekommen dann ein Feedback
vom Chef. Der Vorteil ist laut Keller
ähnlich wie beim Scoringverfahren, dass
man die Weiterbildung flexibel dem
Wissensstand anpassen kann: Wenn
man etwa schon vor dem angestrebten
Termin fit in einer bestimmten Unter
suchungstechnik, z.B. der Gastroskopie
ist, kann der Schwerpunkt im Folgejahr
auf einen anderen Kompetenzbereich
gelegt werden. Dass die Weiterbildung
an der Klinik tatsächlich paritätisch
läuft, zeigt sich darin, dass die Assis
tenzärzte gemeinsam mit dem Chef er
arbeitet haben, welche Kompetenzen
die jungen Ärzte am Ende welchen Jah
res erlernt haben sollen. Keller: Den
noch ist alles individuell verhandelbar.
Fallbesprechung mit Hausärzten
Ebenfalls fester Bestandteil der Weiter
bildung sind die vier Mal pro Jahr statt
findenden Fallbesprechungen gemein
sam mit Hausärzten der Region. Grein:
Hier stellen die Assistenzärzte Fälle
vor. Das soll sie auch ein wenig auf die
Facharztprüfung vorbereiten, bei der sie
sich ebenfalls den Fragen fremder Kol
legen stellen müssen. Ähnliches gilt für
die interne DonnerstagsFortbildung,
während der aktuelle Studien, interes
sante Fälle aus dem Klinikalltag oder
Infos von Kongressen vorgestellt wer
den auch hier können und sollen sich
die jungen Ärzte mit eigenen Vorträgen
und Präsentationen einbringen.
Ein Konzept mit Wirkung: Die
Assistenzärzte bewerben sich speziell
wegen unseres Weiterbildungskon
zepts bei uns, sagt Stergiou. Über
mangelnde Nachwuchsärzte könne
sich die Klinik daher erfreulicherwei
se derzeit nicht beschweren.
In der Weiterbildung
knirscht es: Die jungen
Ärzte wünschen sich mehr
Struktur, Qualität und Mit
spracherecht. Mit dem
Mastertraining wollen die
Berufsverbände der Inter
nisten und Chirurgen dem
nun gerecht werden. Wie
es tatsächlich funktioniert
und Weiterbildung wieder
zum Aushängeschild wird ,
zeigt die Asklepios Klinik
Seligenstadt.
Weiterbildung: Mehr Qualität
fernab einer Reform
Von Rebekka Höhl
Weiterbildungsassistent Dr. Christian Keller (rechts) und Oberarzt Andreas Grein im GastroskopieÜbungsraum. Mithilfe von
Dummies sollen sich die jungen Mediziner ein kleines Stück Routine erarbeiten.
© R. HÖHL
6
September 2015
BDI aktuell
Berufspolitik
Die Weiterentwicklung der Qualität
im Bereich der Facharztweiterbil
dung ist ein zurzeit intensiv diskutier
tes Thema. Neben den notwendigen
strukturellen Veränderungen (Novel
lierung der Musterweiterbildungs
ordnung) geht es im Mastertrainer
Kurs um die Unterstützung in den
Kliniken vor Ort. Die Berufsverbän
de der Chirurgen und Internisten
(BDC und BDI) haben eine gemein
same Initiative zur Weiterentwicklung
der Facharztweiterbildung umgesetzt
und bereits über 30 Mastertrainer
ausgebildet. Nun soll vom 20. bis 21.
November 2015 in Berlin der 3. Trai
ningskurs beginnen, zu dem wir Sie
herzlich einladen möchten.
Hauptanliegen ist es, die in der
Praxis tätigen Weiterbilder durch
Mastertrainer auf die wichtigsten In
strumente der strukturierten Weiter
bildung zu schulen und in Supervisi
onen kontinuierlich zu begleiten (sie
he auch JuliAusgabe Seite 6). Das
Angebot richtet sich an alle die in ih
rer Klinik weiterbilden.
Dabei beschreibt das Mastertrai
nermodell ein klassisches Train
theTrainerKonzept. In einem ers
ten Schritt werden Sie als erfahrene
Weiterbilder zu Mastertrainern aus
gebildet. Nach der Ausbildung sol
len dann die Mastertrainer in ihren
Abteilungen sechs Monate lang die
erlernten Instrumente und Kompe
tenzen umsetzen. Diese Erfah
rungsphase ist notwendig, um spä
ter eigene Erfahrungen in die Aus
bildung der Weiterbilder einbringen
zu können.
Dies wird der voraussichtlich
letzte gebührenfreie Mastertrainer
kurs in diesem Rahmen sein.
(eb)
Weitere Infos zum Kurs erhalten Sie
bei Sebastian Ruff von der BDIGe
schäftsstelle per EMail: s
Sie können sich bei ihm auch verbind
lich für den Kurs anmelden.
Internisten und Chirurgen laden zum
gebührenfreien Trainingskurs ein