BDI aktuell 9_2015 - page 5

Wie sieht die wirtschaftliche Lage der
Vertragsärzte und ­psychotherapeuten
aus? Das PraxisPanel des Zentralinsti­
tuts für die kassenärztliche Versorgung
(Zi) versucht, dies alljährlich darzu­
stellen. Das Ziel des Zi ist es, in ihrem
kurz ZiPP genannten Panel eine über
alle Fachgruppen und Regionen reprä­
sentative Datengrundlage zu schaffen.
Die Ergebnisse der Befragung sollen
wiederum der KBV als Argumentati­
onshilfe in den jährlichen Honorarver­
handlungen mit den Krankenkassen
dienen. Doch der aktuelle ZiPP­Jah­
resbericht versäumt es, insbesondere
bei den Internisten die nötige Trans­
parenz zu schaffen.
Die Erhebung erfolgt in Form eines
Panels, dessen möglichst gleichblei­
bende Mitglieder über mehrere Jahre
hinweg Auskunft geben. Die Auswahl
der Praxen geschieht mittels einer
nach Fachgruppenzugehörigkeit und
Regionsmerkmalen gegliederten Zu­
fallsstichprobe und erfolgt auf freiwilli­
ger Basis.
Daten stammen aus 2011
Das Zi analysiert die eingegangenen
Daten, um eine Grundlage für Hono­
rarverhandlungen zu schaffen. In sei­
nem Jahresbericht 2013, der im Jahr
2015 veröffentlicht wird, stellt das In­
stitut dar, wie sich die wirtschaftliche
Situation und die Rahmenbedingun­
gen in der vertragsärztlichen Versor­
gung für das Jahr 2011 entwickelt ha­
ben. Man muss die vorgelegten Zahlen
des Zi daher sehr genau lesen und darf
nicht in die Falle laufen diese Zahlen
mit der Realität des Jahres 2015 zu
vergleichen.
Von den angestrebten 7000 Praxen
haben sich am Jahresbericht 2013 nur
knapp 4739 Praxen beteiligt, was 4,9
Prozent der Grundgesamtheit (96483
Praxen) entspricht. Die Ertragslage der
Ärzte stagnierte laut Jahresbericht im ge­
samten Zeitraum (2009 bis 2011). Zwar
stiegen die Einnahmen der Praxisinha­
ber um durchschnittlich 4,1 Prozent, die
Aufwendungen stiegen im gleichen Zeit­
raum aber um im Schnitt 5 Prozent.
Bei dem Jahresbericht 2013 ist auf­
fällig, dass zum ersten Mal gegenüber
den beiden vorangegangenen Jahres­
berichten Schwerpunkte der Inneren
Medizin zusammengefasst dargestellt
werden, subsummiert unter dem Be­
griff „Innere Medizin (Sonstige)“. Zu
dieser Gruppe zählen die Schwer­
punkte Angiologie, Endokrinologie,
Hämato­/Onkologie, Nephrologie und
Rheumatologie. Grund für diese
Gruppierung war, dass man von den
einzelnen Schwerpunkten keine aus­
reichende Rückmeldung erhalten hat­
te, um diese wie bisher üblich als
Schwerpunkt einzeln auszuweisen. Im
Klartext: Man wirft einige Schwer­
punkte der Inneren Medizin in einen
Topf, weil keine ausreichenden Rück­
meldungen vorlagen und nimmt eine
damit einhergehende willkürliche Ver­
mischung der Befragungsergebnisse in
Kauf!
Kosten nicht berücksichtigt
Die hohe Abweichung bei der Ent­
wicklung der Jahresüberschüsse in der
Kategorie „Innere Medizin (Sonsti­
ge)“ ist auf die Tatsache zurückzufüh­
ren, dass hierin auch die Nephrologen
vertreten sind, die aufgrund ihrer Be­
sonderheiten über erheblich höhere
Jahresüberschüsse verfügen (Stich­
wort: Sachkostenpauschale). Aller­
dings werden die Dialysesachkosten in
der Studie lediglich auf der Einnah­
menseite verbucht.
Bei den Aufwendungen hingegen
tauchen höhere Kosten nur dann auf,
sofern in neue Geräte tatsächlich in­
vestiert wurde. Da diese Investitionen
nicht jährlich getätigt werden, entsteht
ein erheblich höherer Jahresüber­
schuss. Insofern lässt sich der hohe
Jahresüberschuss der Nephrologen
eindeutig relativieren.
Ob diese Zahlen die Realität in den
betreffenden Schwerpunkten tatsäch­
lich abbilden ist daher mehr als frag­
lich.
Von den Jahresüberschüssen gehen
zudem noch die Beiträge zur ärztli­
chen Altersvorsorge, zur Kranken­
und Pflegeversicherung sowie die Ein­
kommenssteuer ab. Bei Abzug all die­
ser Beträge bleibt über alle Arztgrup­
pen der Zi­Studie ein durchschnittli­
cher Netto­Stundensatz von ca. 30
Euro übrig.
Zu geringe Beteiligung am Panel?
Dass niedergelassene Ärzte über 50
Stunden pro Woche arbeiten, ist keine
Seltenheit. Wie das Zi­Panel zeigt, er­
reichen Internisten (Schwerpunktpra­
xen) mit 57 Stunden pro Woche die
höchsten Stundensätze. Im Bereich
der Inneren Medizin sind Kardiologen
am längsten im Einsatz (60 Stunden).
Gastroenterologen kommen auf 57,
Pneumologen auf 53 Wochenstunden.
Größtes Ärgernis bleiben die kom­
plexen statistischen Verfahren des Zi,
die für viele Fachgruppen angeblich
aussagekräftige Ergebnisse zu Einnah­
men, Aufwendungen und Überschüs­
sen zulassen, aber wohl doch nicht die
Realität der Versorgung transparent
abbilden können. Insbesondere in
manchen Facharztgruppen und Regi­
onen müsste u.E. die Beteiligung am
Panel noch größer sein, um die Validi­
tät der Daten zu untermauern. Die
daraus resultierende ungenügende sta­
tistische Aussagekraft schadet den nie­
dergelassenen Ärzten mehr, als das sie
ihnen nutzt.
Auch die Abfrage der Einnahmen,
welche die teilnehmenden Ärzte durch
die PKV­Patienten erzielen, sorgt für
Verwunderung: Die Privat­Einnahmen
sind für die Argumentation bei den
GKV­Verhandlungen hinsichtlich des
als angemessen anzusehenden Praxis­
überschusses aus der Behandlung von
Kassenpatienten eigentlich irrelevant.
Der aktuelle Jahresbericht
zum Zi­PraxisPanel wirft
aus internistischer Sicht
viele Fragen auf. Zum ers­
ten Mal wurden Schwer­
punkte der Inneren Medizin
zusammengefasst darge­
stellt. Dadurch verändert
sich das Ergebnis der Da­
tenanalyse – insbesondere
beim Jahresüberschuss –
erheblich.
Zi­PraxisPanel: Wie wasserdicht
ist das Plus bei den Internisten?
Von Sebastian Ruff
Das Zi­PraxisPanel
Seit 2010
erhebt das Zentral­
institut für die kassenärztliche
Versorgung in Deutschland (Zi)
im Rahmen des Zi­Praxis­Panels
(ZiPP) jährlich bei Vertragsärzten
und ­psychotherapeuten Daten
zur wirtschaftlichen Situation
(Kosten, Einnahmen und Jahres­
überschuss).
4739 Praxen
haben sich an der
Erhebung aus 2013 beteiligt.
Betrachtet
werden die Jahre
2009 bis 2011.
Über alle Fachgruppen
blieb
Ärzten 2011 ein Jahresüber­
schuss von 145000 Euro.
Weitere Infos unter:
1) ohne bzw. mit mehreren Schwerpunkten
2) setzt sich zusammen aus Angiologie, Endokrinologie,
Hämato-/Onkologie, Nephrologie, Rheumatologie
Quelle: Zi-PraxisPanel
© RFsole/fotolia.com
Grafik: BDI aktuell
Fachrichtung
Gastroenterologie
Kardiologie
Innere Medizin
1
Pneumologie
Innere Medizin (Sonstige)
2
Hausärzte
Viele Schwerpunkte werden in der Zi-Statistik in einen Topf geworfen
Gesamt-
Einnahmen
2011 in Euro
553.000
482.400
449.100
469.700
568.200
262.800
GKV-
Einnahmen
2011 in Euro
387.100
376.272
345.807
352.275
426.150
215.496
PKV-
Einnahmen
2011 in Euro
154.840
96.480
94.311
89.243
90.912
36.792
Sonstige
Einnahmen
2011 in Euro
11.060
9.648
8.982
28.182
51.138
10.512
Gesamt-
Aufwendungen
2011 in Euro
281.100
217.600
228.300
257.600
275.700
120.700
Jahres-
überschuss
2011 in Euro
272.400
264.800
220.800
212.100
292.500
142.100
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat
kürzlich mit einem Urteil Ärzte und
Zahnärzte von den lästigen
GEMA­Gebühren befreit (Az.: I
ZR 14/14). Wenn Praxen im Warte­
zimmer einen Radiosender laufen
lassen, sei das keine gebühren­
pflichtige „öffentliche Wiedergabe“,
so der Bundesgerichtshof. Praxisin­
haber, die bereits eine vertragliche
Vereinbarung mit der GEMA abge­
schlossen haben, könnten diese da­
her zum nächstmöglichen Zeit­
punkt kündigen, stellt nun die Kas­
senärztliche Bundesvereinigung
(KBV) klar.
(reh)
KBV rät, Verträge
zu kündigen
GEMA
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Berufspolitik
BDI aktuell
September 2015
5
Am 3. Juli 2015 ist Professor Dr.
Burkard May im Alter von 79 Jahren
verstorben. Der gebürtige Kölner
studierte zunächst von 1955 bis
1956 Musik in Freiburg und nach­
folgend Humanmedizin in Freiburg,
Köln, München und Marseille. Seine
klinische Ausbildung erhielt Prof.
May an den Universitäten Freiburg
(1960­1963), Frankfurt (1964­1967)
und Hannover (1969­1974). Nach
der Promotion in 1966 erfolgte 1971
die Anerkennung als Facharzt für In­
nere Medizin und 1972 die Anerken­
nung zum Gastroenterologen. Er ha­
bilitierte sich 1972 in Hannover mit
Untersuchungen zum Serotonin­
stoffwechsel.
1975 wechselte Burkard May an
die junge medizinische Fakultät der
Ruhr­Universität Bochum, um hier
einen gastroenterologischen Schwer­
punkt aufzubauen. Von 1978 bis
2002 war er Leitender Arzt der Ab­
teilung für Gastroenterologie und
Hepatologie des Berufsgenossen­
schaftlichen Universitätsklinikums
Bergmannsheil Bochum. Die von
Prof. May geleitete Abteilung war
über die Grenzen des Ruhrgebiets
hinaus bekannt. Viele seiner Mitar­
beiterinnen und Mitarbeiter sind
heute in leitenden Positionen tätig.
Die Rheinisch­Westfälische Ge­
sellschaft für Innere Medizin wähl­
te ihn 1991 zu ihrem Präsidenten
und ernannte ihn später zum Eh­
renmitglied. 1994 war er Präsident
der Gesellschaft für Gastroentero­
logie in Nordrhein­Westfalen.
Als Referent und Kongressleiter
war Burkard May langjährig haupt­
verantwortlich in die Fortbildungs­
veranstaltungen des BDI eingebun­
den und hat wesentlich zum Gelin­
gen der Kongresse beigetragen. In
Würdigung seiner Verdienste verlieh
der BDI Burkard May 2006 die
Günther­Budelmann­Medaille.
Der BDI wird Professor Dr.
Burkard May in ehrendem Geden­
ken bewahren.
(Prof. Dr. Andreas Tromm,Hattingen)
Der BDI trauert
um Professor
Burkard May
NACHRUF
1,2,3,4 6,7,8,9,10,11,12,13,14,15,...24
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