Es gibt zahlreiche Forderungen, die
nicht nur vom SpiFa, sondern von
nahezu allen Berufsverbänden in
Deutschland gestellt werden. Dazu
gehören die Abschaffung der Budgetie-
rung sowie feste und kostendeckende
Preise für alle erbrachten ärztlichen
Leistungen. Vor allem der Wunsch
nach Abschaffung der leistungsfeind-
lichen Regelleistungsvolumina wird
zumindest bei den Ärzten ein offenes
Ohr finden. Um die Position der Fach-
ärzte zu verstärken, fordert der SpiFa
eine sogenannte Legaldefinition des
Facharztes. Der Hausarzt ist im SGB V
definiert, genauso wie die ambulante
und stationäre Versorgungsschiene.
Der Facharzt spielt in der Versorgung
zwar eine entscheidende Rolle, wird
aber in seiner Funktion gesetzlich nicht
klar beschrieben. Dies soll nach Ansicht
der SpiFa in Zukunft geschehen.
Bessere Vernetzung und
Zusammenarbeit
Auch die Forderung nach einer
monistischen Krankenhausfinanzie-
rung ist inzwischen Allgemeingut.
Dies wird aber mit den Wunsch ver-
bunden, den ambulanten und statio-
nären Sektor eher zu verfestigen.
Unter der Industrialisierung der
Medizin versteht der SpiFa den Ein-
fluss von Kapitalgesellschaften und
Konzernen. Das Problem der indus-
trialisierten Medizin wird aber nur zu
einem Teil durch Kapitalgeber verur-
sacht. Es wird überwiegend ausgelöst
durch einen Preisverfall der einzelnen
Leistungen in Deutschland, die auto-
matisch eine Mengenentwicklung in
den Praxen ausgelöst hat, die für
deren wirtschaftliche Führung uner-
lässlich ist. Dieser Kritikpunkt wird in
dem Papier des SpiFa nicht erwähnt.
Einvernehmlich mit allen Berufsver-
bänden liest man die Forderung von
dem unveränderten Beibehalten der
privaten Krankenversicherung. Dies
wird verbunden mit dem Wunsch, die
GOÄ in ihrer bisherigen Struktur
unangetastet zu lassen.
Auch die Forderungen nach funktio-
nierenden Netzstrukturen sind Allge-
meingut. Man möchte dabei die Ein-
zelpraxen und kleineren Gemein-
schaftspraxen am Überleben halten.
Gleiches gilt auch für die Zustim-
mung zu einer Delegation und zur
Ablehnung von Substitution bei einer
ärztlichen Leistung. Zu Recht wird
beklagt, dass die Krankenkassen sich
weniger durch medizinische und ethi-
sche Vorgaben leiten lassen, sondern
nur die Ökonomie im Sinn haben. Zu
den üblichen Forderungen der Ärzte-
schaft gehört auch, plakativ die
Zusammenarbeit von Klinik und Pra-
xis zu fordern. In dem Papier des
SpiFa äußert man sich aber zu den
Details und vor allem zur Wertigkeit
der in Umsetzung befindlichen spezi-
alfachärztlichen Versorgung – wohl
bewusst – nicht.
Die ambulante Versorgung muss
mehr in die Weiterbildung mit einbe-
zogen werden. Hier wird zu Recht auf
die Finanzierungsprobleme eines sol-
ches Konzeptes hingewiesen und kon-
kret die Rucksackfinanzierung in der
Weiterbildung gefordert. Man will
den Nachwuchs fördern und die
Bürokratie abbauen.
Widersprüche
Die Forderungen des SpiFa können
sicher von den meisten Berufsverbän-
den uneingeschränkt unterschrieben
werden. Es bleiben jedoch in grund-
sätzlichen Fragen eine Reihe von
inneren Widersprüchen. Genau die
institutionalisierte Abgrenzung
ambulant/stationär und Hausarzt/
Facharzt hat eine Reihe von Schwie-
rigkeiten innerärztlich und in unse-
rem Gesundheitswesen ausgelöst. Die
vom SpiFa aufrecht erhaltene Forde-
rung nach diesen Trennungen macht
die Forderung nach einer Kooperation
zwischen Klinik und Praxis eher
unglaubwürdig. Unter diesen Bedin-
gungen wird es dem SpiFa auch in
Zukunft nicht gelingen, alle ambulant
und stationär tätigen Fachärzte in
Deutschland zu vertreten. Nicht nur
im europäischen Raum ist aber eine
gemeinsame Vertretung der Fachärzte
in Klinik und Praxis notwendig und in
Zukunft unumgänglich. Auch hier
muss sektorenübergreifend gedacht
werden. Das Papier des SpiFa macht
deutlich, dass wir zur Vertretung der
Fachärzte sektorenunabhängig eine
funktionierende Gemeinschaft fach-
ärztlicher Berufsverbände (GFB) mehr
denn je benötigen.
HFS
Nr. 6 • Juni 2013
6
Medizinische Versorgungs-
zentren auf dem Vormarsch
Neue Daten der KBV
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat detaillierte Daten über die Abrechnungsgruppen und deren
Fallzahlen, bezogen auf die Länder-KVen, veröffentlicht. Dabei geht es um die Jahre 2009 bis 2011. Die
Zahl der Allgemeinärzte bleibt mit 42 240 Niederlassungen in diesen beiden Jahren nahezu unverändert –
es besteht lediglich ein leichtes Minus von 0,8 %. Auch bei den übrigen Fachgruppen außerhalb der Inne-
ren Medizin, insbesondere den Fächern der wohnortnahen fachärztlichen Versorgung, hat sich nur wenig
geändert.
Besonders zugenommen hat die Zahl
der Medizinischen Versorgungszen-
tren von 6345 im Jahr 2009 auf 8788
im Jahr 2011. Dies entspricht einem
Anstieg von 38,5 %. Ähnliches beob-
achtet man bei den fachübergreifen-
den Gemeinschaftspraxen, die von
der Versorgungsstruktur her einem
MVZ entsprechen. Hier kommt es zu
einem Anstieg von 1487 auf 2082.
Summiert man diese beiden Praxis-
strukturen, so sind 2011 10 870 MVZ
und MVZ-ähnliche Praxen zugelassen,
was einem Anstieg von 38,6 % ent-
spricht. Es ist davon auszugehen, dass
diese Entwicklung genauso weiter-
geht und durch die Anstellung von
Ärzten begünstigt wird.
Die Fallzahlen haben sich entspre-
chend verändert. Bei den fachüber-
greifenden Gemeinschaftsstrukturen
einschließlich der MVZ ist es zu
einem Anstieg der Fallzahlen um
25,9 % gekommen.
Bei den Internisten zeigt sich ein
leichter Anstieg bei den Kardiologen,
deutlicher fällt die Entwicklung im
Positiven bei den Onkologen und
Rheumatologen aus (Tabelle 1).
Bedeutsam erscheint, dass die fach-
ärztlichen Internisten ohne Schwer-
punkt in dieser Zeit um 11,8 %
zurückgegangen sind.
Bei den Fallzahlen spiegelt sich die
Entwicklung der Arztzahlen wider:
Die Fachärzte ohne Schwerpunkt
haben 12,3 % weniger Fälle behandelt.
Während bei den Allgemeinärzten die
Fallzahlen um 0,8 % rückläufig waren,
stiegen die Behandlungsfälle bei den
internistischen Hausärzten unverhält-
nismäßig um 33 %.
Bei den übrigen Schwerpunkten sind
nur geringe Differenzen der Fallzahl-
entwicklung zu verzeichnen.
Die Kassenärztliche Bundesvereini-
gung hat mit diesen Zahlen das Gebot
der Transparenz voll erfüllt. Man
sieht, dass die Niederlassungszahlen
weitgehend stagnieren und dass nur
Gemeinschaftsstrukturen wie fach-
übergreifende Gemeinschaftspraxen
und Medizinische Versorgungszen-
tren deutliche Zuwachsraten ver-
zeichnen.
HFS
Berufspolitik
Neues vom Staatsanwalt
Korruption bei Ärzten
(Fortsetzung von Seite 1)
Dennoch haben die Krankenkassen in
regelmäßigen, meist politisch motivier-
ten Abständen den Eindruck erweckt,
als sei die gesamte Ärzteschaft korrupt.
Trotz fehlender Daten sind sie nicht
müde geworden, den Schaden für die
Krankenversicherten zu benennen,
dabei ging es angeblich immer um
mindestens 7-stellige Beträge.
Die Bundesärztekammer und die Kas-
senärztlichen Vereinigungen sind aber
aufgrund der Rechtslage kaum in der
Lage gewesen, gegenüber schwarzen
Schafen bei der Ärzteschaft durchzu-
greifen. Sie sind über entsprechende
Vorgänge nicht informiert und können
meist erst eingreifen, wenn bereits
staatsanwaltschaftliche Ermittlungen
eingeleitet waren. Von Seiten der Bun-
desärztekammer ist deshalb zu Recht
gefordert worden, die Kompetenzen der
Bundesärztekammer bei der Ermittlung
solcher Delikte zu erweitern.
Bundesgerichtshof stärkt Frei-
beruflichkeit der Ärzte
Angeheizt wurde die Debatte durch ein
Urteil des Bundesgerichtshofs. Die
Krankenkassen hätten die Vertragsärz-
te gern als Amtsträger gesehen, die
dann wie Pseudoangestellte strafrecht-
lich hätten verfolgt werden können.
Der Bundesgerichtshof ist zu Recht
dieser Auffassung nicht gefolgt, han-
delt es sich doch bei Vertragsärzten
immer noch um selbstständige freibe-
ruflich tätige Ärzte, die man nicht in
die Nähe eines Angestelltenstatus zu
den Kostenträgern rücken darf. Daraus
entstand der Nebeneffekt, dass korrup-
te Ärzte zumindest nicht strafrechtlich
wegen Bestechlichkeit bzw. Vorteilsan-
nahme verfolgt werden können, wenn
sie z. B. Geldgeschenke der Arzneimit-
telindustrie annehmen. Um es noch-
mals zu betonen: Dem Gericht ist es
nicht darum gegangen, korrupte Ärzte
straffrei zu stellen, sondern das hohe
Abrechnungsgruppe
2009
2011
Hausärztliche Internisten
8.241
8.096
-1,8%
Kardiologie
1.368
1.406
+1,4%
Nephrologie
1.160
1.164
+0,3%
Pneumologie
901
885
-1,8%
Gastroenterologie
761
762
+/- 0
Facharzt ohne Schwerpunkt
703
620
-11,8% !
Onkologie
366
383
+4,6%
Rheumatologie
239
255
+6,7%
Angiologie
132
129
-2,3%
Endokrinologie
86
82
-4,7%
Tab. 1
Entwicklung der internistischen Abrechnungsgruppen bezüglich der Arztzahlen (Quelle: KBV).
„Neues“ vom SpiFa
Positionspapier des Spitzenverband
Fachärzte Deutschlands
Der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFa) hat im Vorfeld
der Bundestagswahl seine Positionen zusammengestellt und in Form
von Wahlprüfsteinen formuliert. In der Präambel beklagt man zu
Recht, dass das in der Öffentlichkeit forcierte Misstrauen gegenüber
den Ärzten ein wichtiges Qualitätsmerkmal unseres Gesundheits-
wesens bedroht, nämlich die Arzt-Patienten-Beziehung. In den
Mittelpunkt wird für die Facharztmedizin der Grundsatz ambulant
vor stationär gestellt.
Das Positionspapier und die Wahl-
prüfsteine des Spitzenverbands
Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa)
finden Sie auch im Internet unter
.