Forum der Industrie
Bei einer chronischen Epikondylo-
pathie führt die Injektion von Korti-
kosteroiden zu höheren Rezidivraten
als Placebo. – Dies ist das Ergebnis der
randomisierten, vierarmigen, teilwei-
se verblindeten Studie aus Australien.
In die Studie wurden zwischen Juli
2008 und Mai 2010 insgesamt 165
Patienten, die seit mehr als 6 Wochen
Beschwerden hatten, aus einer Klinik
und 16 allgemeinmedizinischen Pra-
xen aufgenommen. Die Patienten
wurden randomisiert und im Hinblick
auf die Art der Injektion verblindet
auf folgende Behandlungsmaßnah-
men verteilt:
▶ Kortikosteroidinjektion (n=43)
▶ Placeboinjektion (0,9%ige Kochsalz-
lösung; n=41)
▶ Kortikosteroidinjektion plus Physio-
therapie (n=40)
▶ Placeboinjektion plus Physiothera-
pie (n=41)
Die beiden primären Endpunkte
waren die vollständige Erholung oder
deutliche Verbesserung sowie die
Rezidivraten nach einem Jahr.
Es zeigte sich, dass in der Gruppe mit
Kortikosteroidinjektion die Rate
vollständiger oder fast vollständiger
Erholung nach einem Jahr signifkant
geringer war als nach Placeboinjek-
tion (83% vs. 96%; p=0,01). Auch
die Rezidivrate war nach Kortiko-
steroidinjektion höher (54% vs. 12%;
p<0,001). Beim Vergleich der Physio-
therapiegruppen mit den Nicht-Phy-
siotherapiegruppen zeigte sich kein
Unterschied in Bezug auf die beiden
primären Endpunkte. Ähnliche Mus-
ter fanden sich auch bei einer Zwi-
schenauswertung nach 26 Wochen.
Die Kurzzeit-Ergebnisse nach 4
Wochen sahen etwas anders aus: Zu
diesem Zeitpunkt waren in der Korti-
kosteroidgruppe mehr Patienten völ-
lig oder fast wiederhergestellt als in
den Placebogruppen (p=0,001). In den
Gruppen, in denen die Injektionen
mit Physiotherapie kombiniert waren,
unterschieden sich die Ergebnisse
jedoch nicht mehr.
Fazit
Kortikosteroide führen bei chroni-
scher Epicondylalgia zu höheren
Rezidivraten als Placebo nach einem
Jahr. Physiotherapie verschlechtert
das Ergebnis nicht, zeigt aber auch
keine objektiven Vorteile, fassen die
Autoren zusammen. Das könne zum
Teil damit zusammenhängen, dass die
Epikondylopathie wahrscheinlich
keine entzündlichen Komponenten
aufweist, sodass auch theoretisch
keine Grundlage für eine positive
Kortikosteroidwirkung zu erwarten
sei.
Sponsoring: Die Studie wurde von
öffentlichen Institutionen finanziell
unterstützt.
Dr. med. Elke Ruchalla
Die Beiträge sind erstmals erschienen in
der Deutschen Medizinischen Wochen-
schrift (Dtsch Med Wochenschr 2013;
138: 510). Alle Rechte vorbehalten.
Nr. 6 • Juni 2013
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Beim so genannten „Tennisellenbogen“, der chronischen Epicondy-
lalgia lateralis, gehört die Injektion von Kortikosteroiden zu den häu-
figsten Maßnahmen, meist gefolgt von einer Physiotherapie. Damit
soll die lokale Entzündungsreaktion vermindert und die schmerz-
freie Beweglichkeit verbessert werden. Ob das im Hinblick auf die
Langzeitergebnisse allerdings sinnvoll ist, wurde bis jetzt nicht nach-
gewiesen. Coombes et al. haben sich des Themas angenommen.
JAMA 2013; 309: 461-469
Sportmedizin
Kortikosteroide ohne Vorteil
bei Epicondylalgia lateralis
Um die Therapie chronisch entzünd-
licher Darmerkrankungen (CED) wei-
ter zu verbessern, setzen Wissen-
schaftler auf Strategien gegen die
zugrunde liegende Störung der intes-
tinalen Barriere. Denn während bei
Gesunden körpereigene antibakteriel-
le Peptide wie Defensine und Catheli-
cidine den Angriff von Bakterien aus
dem intestinalen Lumen auf die
Darmwand abwehren, ist bei Patien-
ten mit CED dieser Mechanismus
defekt. Die Bakterien haben freie
Bahn. In der Stärkung der angebore-
nen Immunmechanismen sieht Prof.
Eduard F. Stange, Stuttgart, ein großes
therapeutisches Potenzial. Bislang ist
es zwar nicht gelungen, fehlende oder
defekte Defensine zu substituieren. Es
ist allerdings möglich, die körpereige-
nen Abwehrmechanismen mit stimu-
lierenden Substanzen zu stärken. Tri-
churis suis ova, die Eier des Schwei-
nepeitschenwurms, sind bereits in
der klinischen Entwicklung. In einer
ersten offenen Pilotstudie konnten
bei Patienten mit Morbus Crohn
innerhalb von zwölf Wochen Remis-
sionsraten von etwa 60% erzielt wer-
den.
Mit Vitamin D gegen die
Entzündung?
Im Blick behalten werden sollte bei
CED-Patienten der Vitamin-D-Spiegel,
und zwar nicht nur wegen des erhöh-
ten Risikos für eine Osteoporose.
Immer mehr Daten sprechen dafür,
dass das Vitamin auch Einfluss auf
die intestinale Entzündung nimmt.
Dafür sprechen laut PD Dr. Stephan
Vavricka, Zürich, die Korrelation der
CED-Häufigkeit mit der UVB-Sonnen-
einstrahlung, aber auch Ergebnisse
aus der Nurses’ Health Study, bei der
das Auftreten von CED mit dem Vita-
min-D-Status assoziiert war. Zudem
gibt es Hinweise aus klinischen Beob-
achtungen, dass sich durch die Gabe
von Vitamin D
3
bei Morbus Crohn die
Relapserate reduzieren lässt. Der Vita-
min-D-Spiegel kann zudem Auskunft
über die Krankheitsaktivität geben,
„möglicherweise besser als das CRP
(C-reaktives Protein)“, so Vavricka.
So finden sich bei Patienten in Remis-
sion höhere Serumkonzentrationen
als bei Patienten mit einer moderaten
Entzündungsaktivität.
Mesalazin muss „vor Ort“ sein
Längst etabliert hat sich die Therapie
der leichten bis mittelgradig aktiven
Colitis ulcerosa mit Mesalazin. Ent-
scheidend für den Therapieerfolg
aber ist, dass der Wirkstoff „vor Ort“
ist, sprich in den entzündlichen
Bereichen des Darms. Bei oralen Dar-
reichungsformen, die vom Patienten
gerade in der Langzeittherapie meist
präferiert werden, kommt es deshalb
ganz besonders auf die galenische
Formulierung an, betonte Prof. Lud-
ger Leifeld, Hildesheim. Die Freiset-
zung sollte im terminalen Ileum
beginnen, um wirksame Mesalazin-
konzentrationen auch in Zökum und
Colon ascendens zu gewährleisten,
aber auch in ausreichender Menge ins
gesamte Kolon bis in die distalen
Abschnitte gelangen. Sicherstellen
lässt sich das durch die Zwei-Kompo-
nenten-Galenik des retardierten
Mesalazinpräparats Salofalk
®
Granu-
Stix
®
. Die gezielte Freisetzung ab dem
terminalen Ileum wird durch eine
pH-abhängige Auflösung der Eudra-
gitschicht erreicht. Aus dem speziel-
len Matrixkern der Granula wird
Mesalazin dann kontinuierlich wäh-
ren der gesamten Dickdarmpassage
bis ins Rektum freigesetzt.
Richtigen OP-Zeitpunkt nicht
verpassen
„Wann aber ist der richtige Zeitpunkt
für die Operation?“, fragte Prof. Heinz
J. Buhr, Berlin. Zu Recht, denn auch
Biologika haben die Resektionsraten
bei Morbus Crohn insgesamt kaum
reduziert. Wird unnötig lange mit
Biologika behandelt, steigt das
Nebenwirkungsrisiko, aber auch die
Komplikationsrate bei einem dann
doch notwendigen chirurgischen Ein-
griff. Eine retrospektive Analyse bei
Patienten mit ileozökalem Morbus
Crohn zeigte zudem, dass bei einer
frühen Operation bei Diagnosestel-
lung häufiger eine klinische Remis-
sion erreicht wurde und Immunsup-
pressiva seltener benötigt wurden,
als bei einer späteren Operation.
Dr. Beate Fessler
Nach heutigem Wissensstand liegt bei den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen eine Störung
der intestinalen Barriere zugrunde. Seit einigen Jahren laufen Forschungsarbeiten auf Hochtouren, um
Strategien gegen diesen Defekt zu entwickeln. Als vielversprechend gelten z. B. Trichuris suis ova,
mit denen sich in ersten Pilotstudien bei Morbus Crohn hohe Remissionsraten erreichen ließen.
Auch das neue Prinzip der Verbesserung der Barrierefunktion mit Phosphatidylcholin (Lecithin)
könnte bei Colitis ulcerosa einen wichtigen Therapiefortschritt bedeuten. Zudem zeigen immer mehr
Daten auch den Nutzen von Vitamin D bei CED, nicht nur zur Osteoporoseprophylaxe, sondern auch als
supportive Entzündungstherapie. Etablierte Therapien sollten möglichst optimal durchgeführt werden.
Bei der oralen Therapie der Colitis ulcerosa mit Mesalazin ist es entscheidend, dass ausreichende Wirk-
stoffkonzentrationen die entzündeten Darmabschnitte erreichen. Die Zwei-Komponenten-Galenik von
Salofalk
®
Granu-Stix
®
stellt dies sicher.
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)
Innovationen nutzen –
Etabliertes verbessern
Mit freundlicher Unterstützung der Falk
Foundation e.V., Freiburg. Quelle: 24. Inter-
disziplinäres Symposium Chronisch ent-
zündliche Darmerkrankungen am 5. April
2013 beim 119. Kongress der Deutschen
Gesellschaft für Innere Medizin in Wiesba-
den. Die Autorin ist freie Journalistin.
Medizin
Kurzmitteilung
Ist die Arteriosklerose doch keine
reine Zivilisationskrankheit?
Die Arteriosklerose galt bisher vor
allem als moderne Zivilisationskrank-
heit. Thompson et al. fanden nun
jedoch Plaques und Kalzifizierungen in
mehr als 4000 Jahre alten Mumien. Sie
untersuchten mittels Ganzkörper-CT
137 Mumien aus Ägypten, Peru, dem
Südwesten der heutigen USA und aus
Alaska. Dabei fanden sie insgesamt bei
47 (37%) Mumien eine vermutliche
oder deutliche Arteriosklerose. Erste-
res war dabei definiert als Kalzifikation
entlang dem vermuteten Arterienver-
lauf, letzteres als eine kalzifizierte Pla-
que in einer Arterienwand. Die geo-
graphische Region wirkte sich dabei
nicht signifikant aus. Weiterhin konnte
gezeigt werden, dass das Todesalter
positiv mit einer Arteriosklerose korre-
liert: Das Todesalter von Mumien mit
Arteriosklerose lag im Mittel bei 43
Jahren, wenn keine Arteriosklerose
vorlag bei 32 Jahren (p<0,0001). Das
Vorliegen von Arteriosklerose in präin-
dustriellen Populationen könnte auf
eine grundlegendere Prädisposition für
diese Erkrankung hinweisen, so die
Autoren.
shv
Lancet 2013; 381: 1211–1222