Bücher
Nr. 5 • Mai 2013
9
Peter Hien; Bernhard Böhm
Diabetes-Handbuch
Springer Verlag
2010, 6. überarb. u. erw. Aufl.,
254 S., 17 Abb., 26,99 €
Praxistauglich
Schön dass es noch Bücher gibt!
Trotz aller Elektronisierung unserer
Welt mit dem Internet als gewalti-
gem, aber auch unübersichtlichem
Nachschlagewerk ist es eine Wohltat,
ein Thema übersichtlich, sachkundig
aufbereitet und gegliedert zusam-
menfassend präsentiert zu bekom-
men. Die Diabetologie hat sich in den
letzten 10 Jahren wiederum faszinie-
rend weiter entwickelt. In der Patho-
physiologie ist aus der „Zucker-“
krankheit eine Entzündungskrank-
heit mit Gefäßmanifestation gewor-
den. Hierdurch, aber auch durch das
Hinzutreten neuer Therapieprinzi-
pien hat sich unser therapeutischer
Ansatz stark verändert.
Wesentliche Konsequenzen aus die-
ser Entwicklung wurden in der 6.
Auflage des vorliegenden Handbuchs
umgesetzt. Auch wenn die Communi-
ty der „Diabetologen in Deutschland“
sich noch etwas schwer tut, das glu-
kozentrische Weltbild zu verlassen,
sind hier doch klare Bemühungen
sichtbar, die moderne Sichtweise zur
Pathogenese und die damit verbun-
denen therapeutischen Konsequen-
zen darzustellen. Besonders erkenn-
bar ist dies zum Beispiel am Kapitel
„metabolisches Syndrom“. Inhaltlich
werden hier die aktuellen Zusam-
menhänge zur Pathogenese, Folge-
erkrankungen und Therapie über-
sichtlich dargestellt.
In der Breite wirksam werden Inno-
vationen nur, wenn nicht nur die
Spezialisten, sondern auch die haus-
ärztlichen Generalisten (Allgemein-
mediziner und Internisten) die aktu-
ellen Änderungen mitvollziehen und
umsetzen. Hierzu gehört die stärkere
Bedeutung der gefäßprotektiven
Maßnahmen sowie die kritischere
Bewertung von Substanzen mit
Hypoglykämierisiko, die aus durch-
schaubaren Gründen, nämlich wegen
niedriger Kosten, immer noch gleich-
berechtigt in den DMP-Empfehlungen
stehen. Hier gibt es klar noch Luft
nach oben, zu besserer Patientenver-
sorgung und mehr Qualität. Stich-
wort sind hier die neueren, aber auch
teureren Medikamente wie Inkretine
und DPP-4-Hemmer, die uns natür-
lich aus Kostengründen gerne immer
noch als Mittel der zweiten Wahl
dargestellt werden. Aus Sicht von
Kassen und Ausschüssen ist das
„gute“ Mittel immer das letzte gene-
rische; so war es bei allen Blutdruck-
mitteln, historisch von Adalat bis
Aliskiren, und so ist es in der Diabe-
testherapie.
Zum Thema Insulintherapie gibt es
praktische Beispiele und Instruktio-
nen, die im klinischen und Praxisall-
tag sicherlich hilfreich sind. Beim
zunehmend wichtigen Thema DPP-
4-Inhibitoren hätte man sich etwas
mehr Ausführlichkeit und Differen-
zierung der einzelnen Substanzen
gewünscht. Für eine zeitgemäße
Beurteilung der Glitazone sowie eine
Darstellung von Dabaglifozin war
wohl der Zeitvorlauf zu lang – ein
Nachteil von Büchern. Das wichtige
interdisziplinäre Feld Diabetes und
Gynäkologie sowie Schwangerschaft
wird gut und anschaulich dargestellt.
Fazit:
Das vorliegende Buch ist über-
schaubar im Format, klar gegliedert
und in einer sachlichen, gut ver-
ständlichen Sprache geschrieben. Es
ist ausgesprochen praxistauglich und
eignet sich daher für Studierende in
der Ausbildung, die einen schnellen
praxisorientierten Einstieg in das
Thema bekommen wollen, für Assis-
tenten in der Weiterbildung, aber
auch für erfahrene und ältere Kolle-
gen, die ihr Wissen aktualisieren und
updaten wollen.
Dr. med. Heinz Rauch
Dr. Stefan Heidel ist
als Funktionsoberarzt
in der Inneren Medizin I
im Klinikum Mutterhaus
der Borromäerinnen in
Trier tätig.
Hans-Peter Busch
Management-Handbuch für
Chefärzte
Georg Thieme Verlag KG
2012, 232 S., 110 Abb., 149,99 €
Hervorragender
Einstieg
Durch die Einführung der DRG hat
sich in den letzten Jahren ein Para-
digmenwechsel im Krankenhausma-
nagement eingestellt. Der erfolgrei-
che Chefarzt muss heute und zukünf-
tig neben seiner medizinischen Pro-
fession ein komplett verändertes
Management seiner Abteilung im
Kontext mit der Zielsetzung des
gesamten Krankenhauses beherr-
schen. Das im handlichen Din-A4-
Format von Hans-Peter Busch heraus-
gegebene, ca. 230 Seiten starke
„Management-Handbuch für Chefärz-
te“ soll dies praxisnah unterstützen.
Es ist in zwei Bereiche aufgeteilt. Der
erste – allgemeine – Teil erläutert in
acht Kapiteln das wesentliche theore-
tische Grundwissen: Hier finden sich
auch für Nicht-Verwaltungsfachleute
verständliche, ausgiebige Informatio-
nen über die aktuellen Rahmenbe-
dingungen im Gesundheitssystem
und ihre Folgen für den Kranken-
hausbetrieb. Neben den Grundlagen
des strategischen und operativen
Managements eines Krankenhauses,
einer Abteilung oder eines Zentrums
werden die juristischen Rahmenbe-
dingungen ausgiebig erläutert. Zum
Abschluss werden das veränderte
Berufsbild des Chefarztes und die
Notwendigkeit – mitunter interdis-
ziplinär – in Gesamtprozessen zu
denken und zu handeln nochmals
herausgestellt. Im zweiten Teil
berichten aktive Chefärzte aus der
Radiologie, Neurochirurgie, Anästhe-
sie, Geriatrie, Kardiologie sowie
Orthopädie/Unfallchirurgie über den
Aufbau und das Management ihrer
Abteilungen. Dabei werden sämtliche
relevanten Aspekte des ersten Teils
praxisnahe mit ihren fachspezifi-
schen Lösungen und Besonderheiten
dargestellt. Hier finden sich neben
den operativen auch konservative,
neben den Betten führenden auch
überwiegend intern „dienst“-leis-
tungserbringende Bereiche des Kran-
kenhauses, sodass der Leser jeglicher
Disziplin ein auf ihn passendes Bei-
spiel findet.
Alle Kapitel sind vom Layout her
gleich strukturiert. Es finden sich
gelungene mehrfarbige Abbildungen
und Organigramme, die wesentliche
Zusammenhänge bildlich darstellen
und zum besseren Verständnis bei-
tragen. Auch gibt es grau umrahmte
Kernaussagen und am Ende eines
jeden Kapitels eine knappe und präg-
nante Zusammenfassung der Eck-
punkte. Gegenüber dem harmoni-
schen kapitelübergreifenden Stil des
ersten Teils zeigen sich natürlich die
praxisorientierten Kapitel entspre-
chend ihrer Autoren unterschiedlich
geprägt.
Gegen Ende des Buches findet sich
ein dreiseitiges Literaturverzeichnis
aller Kapitel. Der Begriff Handbuch
erscheint etwas übertrieben. Der
Inhalt eines solchen dürfte leicht
mehrere Bände füllen. Der Preis von
knapp 150 Euro ist in Bezug auf
Inhalt und Volumen anderer Fachbü-
cher schon sehr hochpreisig. Insbe-
sondere auch, wenn es bei dem gro-
ßen Gebiet des Managements nicht
das einzige Buch bleiben wird.
Fazit:
Dieses Buch ist ein hervorra-
gender, verständlicher Einstieg in die
Thematik des modernen Kranken-
hausmanagements für medizinische
Führungskräfte. Teilthemen können
über die angegebene Literatur bzw.
Internetseiten weiter vertieft werden.
Dr. med. Stefan Heidel
Dr. med. Heinz Rauch,
Internist und Diabeto-
loge, ist seit 1986 in
Gemeinschaftspraxis
niedergelassen in Lud-
wigshafen/Rhein.
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