Die Metaanalyse gibt Entwarnung:
Das Risiko erhöht sich durch einen
gesteigerten Eikonsum nicht. Mit
einer Ausnahme: Patienten mit Dia-
betes und einem hohen Eikonsum
hatten ein gesteigertes Risiko für eine
koronare Herzkrankheit (KHK).
In die Metaanalyse wurden 8 pro-
spektive Kohortenstudien aufgenom-
men. Von 263 938 Teilnehmern, die
wegen KHK beobachtet wurden,
bekamen 5847 innerhalb von 8 bis
20 Jahren eine koronare Herzerkran-
kung. Zwischen der aufgenommenen
Eimenge und der Erkrankungswahr-
scheinlichkeit bestand keine lineare
Beziehung. Das relative Risiko für eine
KHK betrug bei dem täglichen Mehr-
verzehr eines Hühnereis 0,99 (95%-
Konfidenzintervall [KI] 0,85-1,15;
p=0,88). 7579 von 210 404 Patienten,
die wegen eines Schlaganfalls beob-
achtet wurden, erlitten nach 8,8 bis
22 Jahren einen Schlaganfall. Auch
hier wurde weder eine lineare Bezie-
hung zwischen Konsum und Schlag-
anfallhäufigkeit noch eine signifikan-
te Erhöhung des Risikos durch den
täglichen Mehrverzehr eines Hühner-
eis nachgewiesen (relatives Risiko
0,91; 95%-KI 0,81-1,02; p=0,10). Die
Ergebnisse bestätigten sich in Sub-
gruppenanalysen unter Berücksichti-
gung von u.a. Geschlecht, Studienqua-
lität, Beobachtungszeitraum und
Messmethoden.
Für Patienten mit Diabetes ergaben
sich abweichende Befunde. Die
Patienten mit dem höchsten Eikon-
sum hatten verglichen mit den
Patienten mit dem geringsten Eiver-
zehr ein relatives Risiko von 1,54 für
eine KHK (95%-KI 1,14-2,09; p=0,01).
Im Gegensatz dazu war das Schlag-
anfallrisiko bei hohem Eikonsum
geringer. Dies galt insbesondere für
hämorrhagische Insulte (relatives
Risiko 0,75; 95%-KI 0,57-0,99).
Fazit
Der Mehrverzehr von bis zu einem
Hühnerei täglich erhöhte das Risiko
für koronare Herzerkrankungen und
Schlaganfälle nicht. Eine Ausnahme
waren Patienten mit Diabetes, die mit
zunehmendem Konsum vermehrt an
koronaren Herzkrankheiten und
seltener an Schlaganfällen erkrankten.
Diese letzteren Resultate sollten
jedoch anhand von Studien mit einer
höheren Teilnehmerzahl und längeren
Beobachtungsdauer bestätigt werden,
so die Autoren.
Sponsoring: Die Studie wurde von
öffentlichen Institutionen finanziert.
Dr. med. Susanne Krome
Der Beitrag ist erstmals erschienen in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Dtsch Med Wochenschr 2013; 138: 511).
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Nr. 5 • Mai 2013
15
Medizin
Die Autoren legten ihrer Metaanalyse
4 Studien über Stuhluntersuchung auf
okkultes Blut und 5 Mammografiestu-
dien zugrunde. Die Studien stammten
aus den USA, UK, Schweden und Däne-
mark und waren zwischen 1999 und
2009 entstanden. Es handelte sich um
große, populationsbasierte, randomi-
sierte, kontrollierte Studien mit je
zwischen 13 811 und 150 251 über
40 Jahre alten Patienten. Als primären
Endpunkt nennt das Studienprotokoll
die Zeit bis zum Tod durch Malignome
des Kolons bzw. der weiblichen Brust
bei gescreenten Populationen im Ver-
gleich zu Kontrollen (nicht gescreente
Populationen).
Bis durch regelmäßiges Mammografie-
Screening ein Mammakarzinom-
Todesfall pro 1000 gescreenten Perso-
nen verhindert werden konnte, dauer-
te es 10,7 Jahre (95%-Konfidenzinter-
vall [KI] 4,4-21,6). Bis ein Todesfall an
Kolonkarzinom pro 1000 Personen
durch regelmäßiges Stuhlscreening
verhindert werden konnte, vergingen
10,3 Jahre (95%-KI 6,0-16,4). Bereits
nach 3 Jahren (95%-KI 1,1-6,3) konnte
durch Screening ein Mammakarzi-
nom-Todesfall auf 5000 Personen ver-
hindert werden, nach 4,8 Jahren (95%-
KI 2,0-9,7) ein Kolonkarzinom-Todes-
fall auf 5000 Personen.
Fazit
Die Autoren halten ein Mammogra-
fie-Screening bzw. Stuhluntersuchun-
gen auf okkultes Blut nur bei Perso-
nen mit einer geschätzten Lebenser-
wartung von über 10 Jahren für sinn-
voll, bei einer Lebenserwartung von
unter 3 bzw. 5 Jahren für schädlich.
Sie sind der Meinung, dass diese Fris-
ten in die entsprechenden Leitlinien
aufgenommen werden sollten, um
gerade bei älteren Menschen eine
individuelle Empfehlung abgeben zu
können.
Sponsoring: Die Studie wurde von
einer öffentlichen Institution finanziell
unterstützt.
Dr. med. Peter Pommer
Der Beitrag ist erstmals erschienen in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Dtsch Med Wochenschr 2013; 138: 456).
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Krebsvorsorgeuntersuchungen sind Gegenstand kontroverser Diskus-
sionen. Lee et al. präsentieren nun eine Metaanalyse qualitativ hoch-
wertiger Studien zum Thema Brustkrebs- und Darmkrebs-Screening.
BMJ 2013; 345: e8441
Onkologie
Für wen ist Krebsvorsorge
sinnvoll?
Ein hohes LDL-Cholesterin ist ein etablierter Risikofaktor für kardio-
vaskuläre Erkrankungen. Deren Inzidenz und Mortalität konnten in
verschiedenen Studien durch eine Absenkung der LDL-Cholesterin-
Konzentration signifikant reduziert werden. Deshalb empfiehlt die
American Heart Association eine tägliche Cholesterinzufuhr von
unter 300 mg. Da Eier eine Hauptquelle des Nahrungscholesterins
sind, untersuchten Rong et al., ob ein Zusammenhang zwischen dem
Eikonsum und dem Risiko für koronare Herzkrankheit und Schlag-
anfall besteht.
BMJ 2013; 346: e8539
Kardiologie
Eikonsum: Risikofaktor für
koronare Herzerkrankung
und Schlaganfall?
Die Autoren nahmen von 1996 bis
2001 1,3 Millionen Frauen aus dem
Vereinigten Königreich in ihre pro-
spektive Studie auf und untersuchten
sie 3 und 8 Jahre später erneut. 2011
wurde anhand der nationalen Sterbe-
register überprüft, welche der Teilneh-
merinnen gestorben waren. Die Frauen
wurden sortiert nach aktiven Rauche-
rinnen und Ex-Raucherinnen. Letzere
wurden wiederum untergliedert nach
dem Alter, in dem sie das Rauchen auf-
gegeben hatten. Die aktiven und Ex-
Raucherinnen wurden mit Frauen, die
nie geraucht hatten, korreliert.
100 000 Frauen wiesen bei Studienbe-
ginn bereits eine Vorerkrankung auf
und wurden aus der Analyse ausge-
schlossen. Die übrigen 1,2 Millionen
waren im Mittel 1943 geboren und
55 Jahre alt. Von ihnen waren 20%
aktive Raucherinnen, 28% Ex-Rauche-
rinnen und 52% hatten nie geraucht.
6% der Studienpopulation starben im
mittleren Alter von 65 Jahren. Nach
12 Jahren lag die Mortalitätsrate bei
Raucherinnen 2,76 mal höher (95%-
Konfidenzintervall [KI] 2,71-2,81) als
bei Nichtraucherinnnen, obwohl 44%
der Raucherinnen zu Studienbeginn,
die auf die Umfrage nach 8 Jahren ant-
worteten, bis dahin mit dem Rauchen
aufgehört hatten. Selbst wenn die
Frauen zu Studienbeginn weniger als
10 Zigaretten pro Tag rauchten, war
die Mortalität verdoppelt (Rate Ratio
1,98, 95%-KI 1,91-2,04). 23 der 30 häu-
figsten Todesursachen waren bei Rau-
chern signifikant erhöht; bei Lungen-
krebs betrug das Rate Ratio 21,4 (95%-
KI 19,7-23,2). Frauen, die im Alter von
25-34 bzw. 35-40 Jahren das Rauchen
aufgegeben hatten, hatten im Ver-
gleich zu Nichtrauchern eine erhöhte
Gesamt- und Lungenkrebs-Mortalität.
Verglichen mit kontinuierlichen Rau-
chern war die Mortalität jedoch um
97% bzw. 90% reduziert. Im Mittel ver-
loren aktive Raucherinnen 11 Lebens-
jahre.
Fazit
Rauchen verkürzt bei Frauen das
Leben um mindestens 10 Jahre.
Wird das Rauchen im Alter von unter
40 bzw. unter 30 Jahren aufgegeben,
sinkt die Mortalität erheblich, so die
Autoren.
Kommentar zur Studie
R. R. Huxley und M. Woodward kom-
mentieren, dass diese wegweisende
Studie nun harte Zahlen liefere, mit
denen der lebensverkürzende Einfluss
des Rauchens bewiesen werde. Rau-
chende Frauen verlieren 10 Jahre
ihres Lebens. Beenden sie das Rau-
chen vor dem 30. Lebensjahr, verkür-
ze sich ihr Leben allerdings kaum.
Interessant sei vor allem die Beobach-
tung, dass Rauchen bei Frauen das
Mortalitätsrisiko durch eine koronare
Herzkrankheit deutlich stärker steige-
re als dies bei rauchenden Männern
der Fall ist, so die Autoren.
Lancet 2013; 381: 96-98
Sponsoring: Die Studie wurde von
öffentlichen Institutionen finanziert.
Dr. med. Christoph Feldmann
Der Beitrag ist erstmals erschienen in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Dtsch Med Wochenschr 2013; 138: 509).
Alle Rechte vorbehalten.
Frauen, die um 1940 geboren wurden, gehörten zur ersten Genera-
tion, in der viele eine beträchtliche Menge an Zigaretten im Laufe
ihres Lebens konsumierten. Daher können die vollen Auswirkungen
des anhaltenden Rauchens auf die Mortalität der Frauen erst jetzt im
21. Jahrhundert beobachtet werden. Mit dieser Thematik beschäftig-
ten sich Pirie et al.
Lancet 2013; 381: 133-141
Suchtmedizin
Rauchstopp senkt Mortalität
deutlich
Rauchen verkürzt bei Frauen das Leben um mindestens 10 Jahre. Wird das Rauchen im jun-
gen Alter aufgegeben, sinkt die Mortalität erheblich, so die Autoren (Quelle: PhotoDisc).
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