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Weiterbildung bleibt Zufallsprodukt

Feste Rotationen in Funktionsbereiche und gute Einarbeitung Fehlanzeige: Auch 2023 stellen junge Ärztinnen und Ärzte der Weiterbildung ein eher schlechtes Zeugnis aus. Gerade einmal ein Drittel spricht von einer strukturierten Weiterbildung.

Kein Lerneffekt bei den Weiterbildungsstätten? Seit Jahren monieren Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung (ÄiW), dass die Lehre in den Kliniken zu kurz kommt und Weiterbildung alles andere als strukturiert abläuft. Der Weiterbildungsmonitor Innere Medizin 2023 gießt weiteres Öl ins Feuer.

Fast 69 % der 476 jungen Ärztinnen und Ärzten, die sich an der aktuellen Umfrage von BDI, Treatfair und praktisch Arzt beteiligt haben, geben an, dass Weiterbildung in ihrem Haus weitestgehend zufällig abläuft. Die Struktur der Weiterbildung ist gerade einmal einem Drittel bekannt, über 38 % geben an, dies treffe eher nicht oder gar nicht zu. Dass insbesondere bei den Berufsanfängern das Arbeitspensum in den Abteilungen so gehalten wird, dass notwendige Fertigkeiten in der Einarbeitungsphase auch sicher erlernt werden können, negieren über zwei Drittel der Befragten.

Dabei befinden sich rund 98 % der Umfrageteilnehmer tatsächlich noch selbst in der internistischen Weiterbildung, 84 % absolvieren diese in Vollzeit, rund drei Prozent im ambulanten Bereich. Dass die Medizin immer weiblicher wird, spiegelt sich auch in der Weiterbildung wider: 59 % der Befragten sind Ärztinnen.

Dass sie die in der Weiterbildungsordnung definierten Funktionen in der gesetzlich vorgesehenen Arbeitszeit erlernen können, bejahen lediglich 16,9 % (6,7 % trifft zu, 10,2 % trifft eher zu). Weitere 18,1 % meinen, dies sei teils, teils möglich. Eine Rotation in den Funktionsbereich unabhängig von den Stationsaufgaben ist für 72% der Befragten nicht oder eher nicht umsetzbar. Über 71 % sagen zudem, ihre Weiterbildung leide, weil andere Berufsgruppen wie die Pflege personell unterbesetzt sind. Dennoch sind mehr als die Hälfte der Meinung, ihre Weiterbildung sei in der Mindestdauer zu schaffen.

Nachholbedarf gibt es auch in Sachen Bereitschafts- bzw. Nachtdienst: Nur jeder siebte Befragte gibt an, ausreichend auf seinen ersten Dienst vorbereitet worden zu sein. Hellhörig sollte Klinikträger und Weiterbilder machen, dass zwei Drittel der jungen Ärztinnen und Ärzte eher pessimistisch in die Zukunft blicken und eine Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen erwarten.

Wo Schatten ist, ist aber auch Licht: Jeder Zweite gibt an, Supervision, frage er oder sie diese nach, auch zu erhalten. Und potenzielle Fehler in der Patientenversorgung können über 70 % – ohne Angst vor Sanktionen – mit ihrem Weiterbilder besprechen.

BU: Ein kritischer Blick auf die Weiterbildung würde vielen Häusern guttun. Denn nach wie vor gilt: Weiterbildung findet vorrangig in den Kliniken statt. 97% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Weiterbildungsmonitor 2023 absolvieren ihre Weiterbildung im stationären Bereich.