Tipp 1: Arbeiten Sie an Ihrer Arbeitskultur
Die gemeinsamen Werte, Normen und Verhaltensweisen der Menschen auf der Arbeit bestimmen maßgeblich das Lernen und den Lernerfolg. Bei der Arbeitskultur geht es u.a. darum, wie Menschen zusammenarbeiten, Entscheidungen treffen und welche Erwartungen bestehen. Eine positive Arbeitskultur fördert Vertrauen. Fragen werden niedrigschwellig gestellt. Fehler können so vermieden werden. Passieren sie trotzdem, können diese ohne Angst vor Bestrafung diskutiert werden. Liegt der Fokus auf erfolgreicher Zusammenarbeit im Team – aber auch über das Team hinaus mit anderen Abteilungen, können klinikübergreifende Prozesse und Konflikte schneller und besser gelöst werden. Da die Arbeits- und Lernkultur maßgeblich von den Leitungsteams geprägt ist, sind Führungskultur und -kompetenz essenziell für die Lernatmosphäre und Teachingkultur.
Maßnahmen für eine bessere Arbeitsatmosphäre/-kultur:
- Gemeinsame Aktivitäten zur Stärkung des Teams wie Ausflüge und Feiern
- Regelmäßige Teammeetings mit Besprechen von nicht-medizinischen Inhalten (Bspw. Abläufe, Schnittstellenprobleme, Veränderungen, Wünsche)
- Teamentwicklung und -coaching: Ein professioneller Coach kann durch gezielte Interventionen die Zusammenarbeit im Team verbessern.
- Führungsworkshops für das Führungsteam, besonders wichtig ab der Oberarztposition
Tipp 2: Effizienz im Alltag – Ein gutes Zeitmanagement schafft Raum für Weiterbildung
Die Zeit der Mitarbeitenden ist kostbar. Im Spannungsfeld zwischen zu erledigender Arbeit und der Weiterbildung ist das Streben nach einer hohen Effizienz im Arbeitsalltag wichtig. Kann die Arbeit in weniger Zeit erledigt werden, bleibt mehr Zeit für Weiterbildung.
Auch kann es hilfreich sein, Weiterbildungselemente in den Alltag zu integrieren (wie das Sammeln von Themen während der Kurvenvisite, um sie in der Folgewoche in einer Fortbildung aufzubereiten).
Maßnahmen zur Verbesserung des Zeitmanagements:
- Weiterbildung in den Tagesablauf integrieren: Zeiten für Weiterbildungsinhalte, Nachlesezeit und/oder Teaching definieren
- Einrichten von Fokuszeiten (definierter Zeitkorridor für konzentriertes Arbeiten): Störungen werden auf ein Minimum reduziert bspw. für Arztbriefschreiben.
- Selbstführungs- und Zeitmanagementworkshops für ÄiW: Für eine steilere Zeitmanagement-Lernkurve machen sie auch zum Berufsstart Sinn.
Tipp 3: Messen Sie die Weiterbildungsqualität und den Weiterbildungsfortschritt in Ihrem Team
Die Weiterbildungsqualität in der eigenen Klinik sowie der individuelle Weiterbildungsstand sind messbar. Hier stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung. Diese Informationen sind entscheidend für eine kontinuierliche Verbesserung und den Nachweis des Erfolgs nach eingeleiteten Maßnahmen oder Veränderungen. Eine Erfassung des individuellen Weiterbildungsstand der Assistent:innen ist eine solide Grundlage für die weitere Einsatzplanung wie beispielsweise Rotationen.
Möglichkeiten zur Überprüfung von Weiterbildungsqualität und -fortschritt:
- Schriftliche Evaluation der Weiterbildungsqualität durch die Weiterbildungsassistenten sowie die weiterbildenden Fachärzte
- Schriftliche Abfrage der theoretischen Weiterbildungsinhalte (bspw. Progress-Tests)
- Weiterbildungsgespräche mit Feedback zur Weiterbildungsqualität und Vereinbarung von verbindlichen Zielen (optimal formuliert mit der SMART-Methode: spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch, terminiert).
Implementierung eines Mentoringkonzepts: Der niederschwellige Zugang zu einem erfahrenen Kollegen kann fachlich-medizinische aber auch organisatorische Fortschritte fördern
Ein Beitrag von Dr. Benedict Carstensen, Facharzt für Innere Medizin und Geschäftsführer der Treatfair GmbH, erschienen in der BDI aktuell 07+08/2023