BDI aktuell 01_2016 - page 6

IMPRESSUM
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ISSN:
1863­9216
In der Medizin gibt es eine seltsame
Spaltung – auf der einen Seite High­
tech­Kliniken und Facharztpraxen mit
hohem Digitalisierungsgrad, auf der
anderen Seite erhebliche Widerstände
gegen eine gemeinsame digitale Daten­
autobahn. Die Amtschefin im Bayeri­
schen Staatsministerium für Gesund­
heit und Pflege, Ministerialdirektorin
Ruth Nowak, hält die vorgebrachten
Gegenargumente – der Mensch stehe
im Mittelpunkt, oder die Daten seien
nicht sicher – nur für vorgeschoben, er­
klärte sie auf der Winterkonferenz der
Bayerischen TelemedAllianz im De­
zember in München. Da helfe wohl nur
Druck weiter, meinte sie.
Druck macht jetzt auch der Gesetz­
geber mit der Verabschiedung des
E­Health­Gesetzes im Bundestag. Da­
mit führe an der elektronischen Ge­
sundheitskarte kein Weg mehr vorbei.
Zu Nowaks Erstaunen bereitet jetzt
ausgerechnet die Industrie Probleme,
die technische Schwierigkeiten mit
den Konnektoren hat.
Sind wirklich die Ärzte das Problem?
Nowak bleibt dennoch zuversichtlich.
Der Freistaat Bayern werde an den ge­
setzten Fristen festhalten und die Digi­
talisierung weiter fördern. Die Wider­
stände seien bereits schwächer und die
Kritiker leiser geworden. Der Münch­
ner Gesundheitsökonom Professor
Günter Neubauer warf ein, es seien
weniger die Ärzte, die sich verweiger­
ten, sondern Standesvertreter, die die
Zeichen der Zeit nicht erkannt hätten.
Die jungen Mediziner seien schon
längst digitalisiert, „von Kopf bis Fuß“.
Die elektronische Patientenakte ist
nach den Worten von Torsten Rehder
vom Trendforschungsunternehmen
TRENDONE unumgänglich. Wer
heute noch allein auf Papier dokumen­
tiert, werde schon bald nichts mehr mit
den Daten anfangen können, geschwei­
ge denn andere Institutionen.
Ärzte werden bereits in Internet­
Portalen mit Sternchen bewertet. Ter­
minbuchung und ­planung laufen
schon zum Teil über das Internet, die
Tele­Sprechstunde ist in den USA
und Kanada gängige Praxis. Die Bera­
tung werde durch die 3D­Brille zum
Erlebnis. „Dr. Google ist da und wird
auch bleiben.“ Der Arzt erhalte die
Rolle des Kurators bzw. „Cureators“,
der nicht eine, sondern die beste Di­
agnose stellen könne.
Kontrollgeräte zum Gesundheits­
zustand drängen vermehrt auf den
Markt: für Hauterkrankungen, Rü­
ckenschmerzen, Neugeborenen­Über­
wachung etc. Bei Dr. Google geht es
von der akuten Behandlung hin zur
permanenten Betreuung. Heutzutage
gibt es über 400 000 Gesundheits­
Apps zum Herunterladen auf Tablet
oder Smartphone.
Die Arzt­Patienten­Kommunikati­
on hat sich durch E­Health gewandelt,
stellte Dr. Ilona Köster­Steinebach
vom Bundesverband der Verbraucher­
zentralen fest. Früher war der Arzt
Herr des Wissens und der Kommuni­
kation. Das hat das Internet geändert.
Heute informieren sich Patienten vor
dem Arztbesuch im Internet über ihre
Erkrankung, haben bestimmte Erwar­
tungen an ihren Arzt und wählen den
Arzt gern über Bewertungsportale aus.
Die Krankenkassen versuchen, ihre
Versicherten mit strukturierten Be­
handlungsprogrammen zu steuern.
Daneben erheben die Patienten selbst
Daten zur Gesundheit, etwa Blutdruck,
Blutzucker oder gegangene Schritte in
einer bestimmten Zeit, mit Hilfe einer
Vielzahl von Wearables wie Watches
oder Pflaster. Wenn der Arzt up­to­date
bleiben will, muss er diese Daten in
den Praxis­Alltag integrieren. E­Health
durchdringt sukzessive den gesamten
Behandlungsprozess. Das kann aber
auch mehr Freiräume schaffen, wenn
Routinetätigkeiten standardisiert wer­
den.
SIEHE AUCH SEITE 2
Digitale Helfer: Die stille
Revolution in den Praxen?
Von Klaus Schmidt
Rund 400 000 Health­Apps
stehen Patienten bereits
zur Verfügung. Aber auch
telemedizinische Anwen­
dungen gewinnen immer
mehr an Bedeutung. Damit
können sich Praxen der
neuen Technik kaum mehr
entziehen.
Ganz bereitwillig sammeln und übermitteln Patienten ihre Gesundheitsdaten via App – auch an Krankenkassen.
© ARROW / FOTOLIA.COM
„Dr. Google ist da
und wird auch
bleiben.“
Torsten Rehder
Director Innovation Services beim
Trendforscher TRENDONE
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Januar 2016
BDI aktuell
Berufspolitik
Gesetzesfabrikant Hermann Gröhe
hat die Beteiligten im Gesundheits­
wesen, insbesondere die Vertrags­
ärzte, in 2015 mit zahlreichen über­
flüssigen und wenig sinnvollen Vor­
schriften belastet. Wie die vertrags­
ärztliche Selbstverwaltung versucht,
die Schäden zu mindern, zeigt das
Beispiel der KV Bayerns (KVB).
Diese machte auf ihrer Jahrespres­
sekonferenz im Dezember 2015 in
München deutlich, wie sie mit Por­
talpraxen und Terminservicestellen
umgehen will.
Mit dem Krankenhaus­Struktur­
gesetz durchlöchert der Minister
den Grundsatz „ambulant vor stati­
onär“ (wir berichteten). Portalpra­
xen an den Kliniken und ambulante
Versorgung durch Krankenhäuser
sollen aus dem Topf der Niederge­
lassenen finanziert werden. Die
KVB will gegensteuern: Es werden
dem Bedarf entsprechend Bereit­
schaftspraxen durch die KV an bzw.
in Kliniken errichtet. Die schon
2013 begonnene Reform des Be­
reitschaftsdienstes wird fortgesetzt.
Aus über 500 Bereitschaftsdienst­
gruppen sind bis jetzt 263 neue,
größere Bereiche geworden. Nur 23
haben weniger als 15 Mitglieder.
Dadurch hat sich die Dienstfre­
quenz für die einzelnen Ärzte
enorm vermindert. Aus einem Pool
von Nicht­Vertragsärzten (123)
können Ersatzleute an Ärzte ver­
mittelt werden, die ihren Dienst ab­
geben möchten.
Bereitschaftspraxen sollen’s richten
Ein weiteres Element ist der Aufbau
von zentral gelegenen und gut er­
reichbaren Bereitschaftspraxen. Zur
Zeit gibt es in Bayern 60 Bereit­
schaftspraxen, 50 weitere sind ge­
plant. In Pilotregionen wird den
Ärzten ein Mindestumsatz von im
Schnitt 52 Euro pro Stunde zugesi­
chert, der nicht aus der morbidi­
tätsgestützten Gesamtvergütung,
sondern aus dem Verwaltungshaus­
halt der KV gezahlt wird.
Terminservicestellen: Sie werden
umgesetzt, weil es der Gesetzgeber
verlangt. Momentan werden im Be­
reitschaftsdienst der Niedergelasse­
nen außerhalb der Sprechstunden­
zeiten etwa doppelt so viele Patien­
ten ambulant behandelt wie in den
Notaufnahmen der Kliniken. Ziel
der KV ist es, die Anfragen der Pa­
tienten zu 100 Prozent an die nie­
dergelassenen Fachärzte zu vermit­
teln, damit nicht Kliniken die am­
bulante Versorgung übernehmen
und Geld aus dem Budget der Ver­
tragsärzte abziehen.
(KS)
Bayern findet
Wege um die
Gröhe­Hürden
Die KV Bayerns will es
möglichst vermeiden,
dass Kliniken Gelder aus
dem ambulanten Topf
erhalten. Ihre Strategie
könnte Schule machen.
NEUE GESETZGEBUNG
Mit dem E­Health­Gesetz soll die
Video­Sprechstunde fester Bestand­
teil der Versorgung und des EBM
werden. Doch in der täglichen Pra­
xis findet sie, obwohl die Patienten
durchaus einen Bedarf anmelden,
noch wenig Berücksichtigung. Im­
merhin 45 Prozent der Bundesbür­
ger würden öfter oder zumindest
gelegentlich auf den Video­Kontakt
mit ihrem Arzt zurückgreifen, rund
ein Fünftel ist sich noch unschlüs­
sig. Gleichzeitig lehnen aber knapp
zwei Drittel der Ärzte Videokonfe­
renzen mit Patienten ab, gerade ein­
mal 3,5 Prozent der Mediziner nut­
zen diesen Kommunikationsweg
bereits. So das Ergebnis einer Ana­
lyse der Bertelsmann­Stiftung.
In die Analyse gingen die Daten
einer repräsentativen Bevölkerungs­
umfrage unter fast 1600 Bürgern,
Experteninterviews sowie Daten
aus über 80 Literatur­ und Studien­
quellen ein. Für die Patienten sind
die Hauptgründe für die Video­
Konsultation, dass sich so lange
Wartezeiten auf einen Arzttermin
vermeiden lassen und sie den Arzt
auch zu ungünstigen Zeiten (Wo­
chenende/Feiertage) kontaktieren
können. Ärzte hingegen fürchten,
dass sie dann rund um die Uhr für
die Patienten erreichbar sind.
(reh)
Video­Sprechstunde: Gefragt und gefürchtet
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