BDI aktuell 01_2016 - page 13

Bei der Reanimation durch professio­
nelle Helfer scheiden sich internatio­
nal die Geister. Die American Heart
Association (AHA) in ihren aktuellen
Reanimationsleitlinien propagiert initi­
al fortlaufende Kompressionen (bis zu
dreimal 200), die lediglich zur Rhyth­
musanalyse und Defibrillation unter­
brochen werden. Der European Resu­
scitation Council (ERC) hält an seinen
bisherigen Empfehlungen fest: Profes­
sionelle Helfer sollen Thoraxkompres­
sionen und Beatmung von Beginn an
im Verhältnis 30:2 kombinieren.
Welche Strategie mehr Leben rettet,
die kontinuierliche oder die unterbro­
chene Herzdruckmassage, wurde jetzt
in einer randomisierten Cluster­Studie
untersucht, und zwar unter echten
Notfallbedingungen mit 114 Ret­
tungsdienstleistern in den USA
(NEJM 2015; online 9. November).
Die Interventionsgruppe erhielt
fortlaufende Thoraxkompressionen in
einer Frequenz von 100 pro Minute.
Parallel dazu wurde von den Teams
eine asynchrone Überdruckbeatmung
mit zehn Beatmungsstößen pro Minu­
te durchgeführt. In der Kontrollgrup­
pe wurde nach jeweils 30 Kompressio­
nen für zwei (Überdruck­)Beatmun­
gen unterbrochen. Die Unterbrechun­
gen sollten nicht länger als fünf Sekun­
den dauern. Von 2011 bis 2015 wur­
den dabei 23711 Patienten reanimiert.
Die Ergebnisse sprechen nicht un­
bedingt für die von der AHA propa­
gierte Strategie: Wie das Resuscitation
Outcomes Consortium (ROC)­
berichtet, gelangten nach kontinuierli­
cher Herzdruckmassage weniger Pati­
enten lebend bis zur Klinik und die
Überlebenszeit nach Entlassung war
im Mittel kürzer als nach dem Stan­
dardprozedere, bei dem die Beatmung
in den Kompressionspausen erfolgte.
Bis zur Klinikentlassung überlebten
9,0 Prozent der 12613 Patienten in
der Interventionsgruppe und 9,7 Pro­
zent der Kontrollgruppe (n = 11035) .
Der Unterschied bei diesem primären
Endpunkt war knapp nicht signifikant.
Gleiches gilt für den neurologischen
Status; diesen sekundären Endpunkt
ermittelten die Forscher anhand der
Rankin­Skala. Ein Wert von höchstens
3 auf der Sechs­Punkte­Skala steht
hier für ein zufriedenstellendes Ergeb­
nis. Entsprechende Werte erreichten
7,0 Prozent in der Interventions­ und
7,7 Prozent der Kontrollgruppe.
Signifikant im Vorteil war dagegen
die Kontrollgruppe bei den folgenden
Kriterien: Der „Transport in die Kli­
nik“ war bei 54,9 Prozent gegenüber
52,8 Prozent möglich; 25,9 Prozent im
Vergleich zu 24,6 Prozent der Patien­
ten konnten danach stationär aufge­
nommen werden. Die Patienten, bei
denen man die Thoraxkompressionen
zum Beatmen unterbrochen hatte,
profitierten außerdem mit einem mini­
malen, aber statistisch signifikanten
Vorteil von zusätzlich 0,2 außerhalb
der Klinik überlebten Tagen (1,5 ge­
genüber 1,3 Tage). In der Per­Proto­
col­Analyse wurde der Überlebensun­
terschied noch deutlicher: 9,6 Prozent
überlebten in der Kontrollgruppe, da­
gegen nur 7,6 Prozent in der Gruppe
mit der fortlaufenden Kompression.
Dr. Rudolph W. Koster vom Acade­
mic Medical Center in Amsterdam,
kommentiert das Ergebnis so: Die
mittlere Kompressionsfraktion, also
der Anteil der Kompressionszeit an
der gesamten Reanimationszeit, sei in
beiden Gruppen hoch gewesen; dieser
entscheidende Marker lag bei 0,77 in
der Kontroll­ und bei 0,83 in der In­
terventionsgruppe. AHA und ERC
fordern einen Mindestanteil von 0,60.
Beatmungspausen seien offenbar we­
niger kritisch gewesen als gedacht.
Die AHA müsse möglicherweise
umdenken, so der Experte. Bisher ha­
be man nur auf Beobachtungsstudien
zurückgreifen können, jetzt aber liege
eine qualitativ hochwertige, randomi­
sierte Studie vor. Und hier gab es kei­
nen Vorteil der kontinuierlichen Herz­
druckmassage in der professionellen
Reanimation.
Von Elke Oberhofer
In der professionellen Wie­
derbelebung bringen fort­
laufende Thoraxkompressio­
nen ohne Beatmungspau­
sen keinen Vorteil, so eine
US­Studie. Dies spricht für
die Empfehlung in Europa:
Kompressionen und Be­
atmung im Verhältnis 30:2.
Profi­Reanimation: Vorteil für 30:2
Reanimation: International unterscheiden sich die Leitlinien zum Vorgehen.
© HEMERA / YURI ARCURS / GETTY IMAGES/THINKSTOCK
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BDI aktuell
Januar 2016
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