Bei der Reanimation durch professio
nelle Helfer scheiden sich internatio
nal die Geister. Die American Heart
Association (AHA) in ihren aktuellen
Reanimationsleitlinien propagiert initi
al fortlaufende Kompressionen (bis zu
dreimal 200), die lediglich zur Rhyth
musanalyse und Defibrillation unter
brochen werden. Der European Resu
scitation Council (ERC) hält an seinen
bisherigen Empfehlungen fest: Profes
sionelle Helfer sollen Thoraxkompres
sionen und Beatmung von Beginn an
im Verhältnis 30:2 kombinieren.
Welche Strategie mehr Leben rettet,
die kontinuierliche oder die unterbro
chene Herzdruckmassage, wurde jetzt
in einer randomisierten ClusterStudie
untersucht, und zwar unter echten
Notfallbedingungen mit 114 Ret
tungsdienstleistern in den USA
(NEJM 2015; online 9. November).
Die Interventionsgruppe erhielt
fortlaufende Thoraxkompressionen in
einer Frequenz von 100 pro Minute.
Parallel dazu wurde von den Teams
eine asynchrone Überdruckbeatmung
mit zehn Beatmungsstößen pro Minu
te durchgeführt. In der Kontrollgrup
pe wurde nach jeweils 30 Kompressio
nen für zwei (Überdruck)Beatmun
gen unterbrochen. Die Unterbrechun
gen sollten nicht länger als fünf Sekun
den dauern. Von 2011 bis 2015 wur
den dabei 23711 Patienten reanimiert.
Die Ergebnisse sprechen nicht un
bedingt für die von der AHA propa
gierte Strategie: Wie das Resuscitation
Outcomes Consortium (ROC)
berichtet, gelangten nach kontinuierli
cher Herzdruckmassage weniger Pati
enten lebend bis zur Klinik und die
Überlebenszeit nach Entlassung war
im Mittel kürzer als nach dem Stan
dardprozedere, bei dem die Beatmung
in den Kompressionspausen erfolgte.
Bis zur Klinikentlassung überlebten
9,0 Prozent der 12613 Patienten in
der Interventionsgruppe und 9,7 Pro
zent der Kontrollgruppe (n = 11035) .
Der Unterschied bei diesem primären
Endpunkt war knapp nicht signifikant.
Gleiches gilt für den neurologischen
Status; diesen sekundären Endpunkt
ermittelten die Forscher anhand der
RankinSkala. Ein Wert von höchstens
3 auf der SechsPunkteSkala steht
hier für ein zufriedenstellendes Ergeb
nis. Entsprechende Werte erreichten
7,0 Prozent in der Interventions und
7,7 Prozent der Kontrollgruppe.
Signifikant im Vorteil war dagegen
die Kontrollgruppe bei den folgenden
Kriterien: Der „Transport in die Kli
nik“ war bei 54,9 Prozent gegenüber
52,8 Prozent möglich; 25,9 Prozent im
Vergleich zu 24,6 Prozent der Patien
ten konnten danach stationär aufge
nommen werden. Die Patienten, bei
denen man die Thoraxkompressionen
zum Beatmen unterbrochen hatte,
profitierten außerdem mit einem mini
malen, aber statistisch signifikanten
Vorteil von zusätzlich 0,2 außerhalb
der Klinik überlebten Tagen (1,5 ge
genüber 1,3 Tage). In der PerProto
colAnalyse wurde der Überlebensun
terschied noch deutlicher: 9,6 Prozent
überlebten in der Kontrollgruppe, da
gegen nur 7,6 Prozent in der Gruppe
mit der fortlaufenden Kompression.
Dr. Rudolph W. Koster vom Acade
mic Medical Center in Amsterdam,
kommentiert das Ergebnis so: Die
mittlere Kompressionsfraktion, also
der Anteil der Kompressionszeit an
der gesamten Reanimationszeit, sei in
beiden Gruppen hoch gewesen; dieser
entscheidende Marker lag bei 0,77 in
der Kontroll und bei 0,83 in der In
terventionsgruppe. AHA und ERC
fordern einen Mindestanteil von 0,60.
Beatmungspausen seien offenbar we
niger kritisch gewesen als gedacht.
Die AHA müsse möglicherweise
umdenken, so der Experte. Bisher ha
be man nur auf Beobachtungsstudien
zurückgreifen können, jetzt aber liege
eine qualitativ hochwertige, randomi
sierte Studie vor. Und hier gab es kei
nen Vorteil der kontinuierlichen Herz
druckmassage in der professionellen
Reanimation.
Von Elke Oberhofer
In der professionellen Wie
derbelebung bringen fort
laufende Thoraxkompressio
nen ohne Beatmungspau
sen keinen Vorteil, so eine
USStudie. Dies spricht für
die Empfehlung in Europa:
Kompressionen und Be
atmung im Verhältnis 30:2.
ProfiReanimation: Vorteil für 30:2
Reanimation: International unterscheiden sich die Leitlinien zum Vorgehen.
© HEMERA / YURI ARCURS / GETTY IMAGES/THINKSTOCK
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