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Kongressbericht Kardiologie
BDI aktuell
Juni 2014
13
Die Messung der Menge und Vertei-
lung von Kalziumablagerungen in den
Koronararterien ist eine spezifische
und sensitive Methode für die Diagno-
se oder den Ausschluss von koronaren
Stenosen und damit ein Indikator für
das langfristige KHK-Risiko von Pati-
enten.
Mehrere im Rahmen der Jahresta-
gung des American College of Cardio-
logy (ACC) in Washington DC vorge-
stellte Studien mit Beobachtungszeiten
von zum Teil über zehn Jahren bestäti-
gen nun, dass mit dieser womöglich
unterschätzten Methode besser als mit
anderen Tests schon sehr früh ein
Langzeitrisiko für Herzerkrankungen
erkannt werden kann – insbesondere
bei der Beurteilung von Patienten mit
einem nach klinischen Kriterien nied-
rigen Risiko für Herzprobleme.
Symptomfrei, aber Risikopatient
Eine Studie unter der Leitung von Dr.
Su Ming Chang aus Houston, Texas,
mit fast 1000 symptomfreien Patien-
ten, die über sieben Jahre beobachtet
wurden, ergab die Überlegenheit der
Kalziumscore-Messung hinsichtlich
der Vorhersage kardialer Ereignisse
zum Framingham-Risikoscore sowie
zum Belastungs-EKG. So ließen sich
mit dieser Methode Risikopatienten
schon früh identifizieren.
Risiko steigt schon ab Score 1
Eine Studie, die über 20 Jahre mit fast
5600 Teilnehmern und einer durch-
schnittlichen Nachbeobachtungszeit
von zehn Jahren lief, brachte die neue
Erkenntnis, dass das Mortalitätsrisiko
mithilfe des Kalziumscores bei Pro-
banden mit einem niedrigen Risiko für
Herzerkrankungen beurteilt werden
kann. Dr. Rine Naganishi und Dr.
Matthew Budoff et al., Torrance, Kali-
fornien, stellten fest, dass sogar bei ei-
nem niedrigen Kalziumscore von 1 bis
99 die Erkrankungswahrscheinlichkeit
um 50 Prozent höher ist als bei einem
Score von 0. Entsprechend stieg das
Risiko weiter an, wenn mittlere oder
gar hohe Scores über 400 vorlagen,
nämlich auf das bis zu Dreifache.
CT-Messung des Scores überlegen
Bei 620 Risikopatienten, die aufgrund
von Brustschmerzen ein CT erhielten,
aber keine Vordiagnose für KHK hat-
ten, zeigte Ronen Rubinshtein, Haifa,
Israel, in einer Studie mit achtjähriger
Nachbeobachtungszeit, dass in der
CT-Messung die Beurteilung korona-
rer Kalziumscores im Vergleich zur
Bewertung von Atheromen oder lumi-
nalen Stenosen hinsichtlich der Vor-
aussagekraft für Herzinfarkte überle-
gen war.
Neue Langzeitstudien aus
den USA zeigen, dass ein
erhöhter koronarer Kalzium-
score ein wichtiger Faktor
für die Abschätzung des
kardiovaskulären Langzeit-
risikos ist.
Kalziumscore zeigt das
kardiale Langzeitrisiko
Von Ulrike Fortmüller
Herz mit Koronargefäßen (anatomisches Modell).
© SPRINGER VERLAG GMBH
steigt die Erkrankungswahrschein-
lichkeit bei einem niedrigen
Kalziumscore von 1 bis 99.
Bei mittleren oder hohen Scores
über 400 steigt sie auf das bis
zu Dreifache..
Offenbat haben nicht nur Patienten
mit schwerer Herzinsuffizienz durch
eine kardiale Resynchronisationsthera-
pie (CRT) langfristig einen deutlichen
Überlebensvorteil. Wie neue Daten
aus der MADIT-CRT-Studie belegen,
könnte dies auch für Patienten mit ei-
ner symptomatisch mild ausgeprägten
Herzinsuffizienz und breitem QRS-
Komplex gelten, allerdings nur bei be-
stehendem Linksschenkelblock. Nach
sieben Jahren Beobachtungszeit betrug
die Mortalitätsrate bei diesen Patien-
ten mit implantiertem CRT-Gerät plus
Defibrillator (CRT-D) 18 Prozent, im
Vergleich zu 29 Prozent in der Grup-
pe, die nur einen ICD trug. Das ent-
spricht einer relativen Reduktion der
Sterberate durch CRT um 41 Prozent.
Die Rate nicht tödlicher Herzinsuffizi-
enz-Ereignisse wurde um 62 Prozent,
die Rate für den kombinierten End-
punkt aus Tod und Herzinsuffizienz-
Ereignissen um 45 Prozent im Ver-
gleich zur ICD-Therapie verringert.
Benefit nur in dieser Subgruppe
Bei Patienten ohne Linksschenkel-
block hatte die CRT dagegen keine
klinischen Vorteile – im Gegenteil: Ei-
ne signifikante Zunahme der Mortali-
tät um 57 Prozent scheint bei diesen
Patienten eher für einen Nachteil der
CRT zu sprechen. Dieses Ergebnis ei-
ner Subgruppenanalyse sei aber mit
großer Vorsicht zu bewerten, riet .Dr.
Ilan Goldenberg vom Leviev Heart
Center in Tel Hashomer, Israel, der
die Daten der Langzeitbeobachtung
beim Kongress des American College
of Cardiology (ACC) in Washington
DC vorgestellt hatte. Sie wurden si-
multan im „New England Journal of
Medicine“ (online 30. März) publi-
ziert.
(ob)
Auch Patienten mit milder
Herzschwäche und breitem
QRS-Komplex profitieren
von der Resynchronisation.
Milde Herzinsuffizienz: CRT von Vorteil
In Deutschland boomt das mini-
mal-invasive Verfahren der kathe-
tergeführten
Aortenklappen-Im-
plantation (transcatheter aortic val-
ve implantation, TAVI) wie in kei-
nem anderen Land der Welt. Als
Alternative zur Klappenoperation
erhält die TAVI-Behandlung nun
durch eine neue Vergleichsstudie
noch stärkeres Gewicht. Denn in
der bei der Jahrestagung des Ameri-
can College of Cardiology (ACC)
in Washington vorgestellten Studie
(CoreValve U.S. Pivotal High Risk
Trial) hat sich TAVI nicht nur als
nicht unterlegen, sondern – gemes-
sen an der Mortalität – auch als sig-
nifikant überlegen erwiesen. Erst-
mals konnte hier gezeigt werden,
dass die Sterberate bei Patienten
mit hohem Operationsrisiko, denen
eine Klappenprothese per Katheter
eingesetzt wurde, nach einem Jahr
signifikant niedriger war als nach
operativem Aortenklappenersatz.
Die eingeschlossenen 795 Patienten
(Durchschnittsalter: 83 Jahre) mit
schwerer Aortenstenose waren einer
Behandlung mit TAVI (selbstex-
pandierende CoreValve-Klappen-
prothese von Medtronic) – oder ei-
nem chirurgischen Aortenklappen-
ersatz zugeteilt worden.
OP-Risiko niedriger als erwartet
Nach 30 Tagen waren die Sterbera-
ten mit 3,3 Prozent (TAVI) und 4,5
Prozent (Operation) nicht signifi-
kant unterschiedlich, aber deutlich
niedriger als nach der Risikobewer-
tung erwartet. Es war mit einer
Sterberate von über 15 Prozent
zum Zeitpunkt 30 Tage nach der
Klappenoperation gerechnet wor-
den. Möglicherweise seien die ver-
wendeten Methoden der Risikoprä-
diktion heute nicht mehr präzise ge-
nug, meinte dazu Studienleiter Dr.
David Adams, vom Mount Sinai
Medical Center in New York.
Dennoch glänzte nach einem
Jahr das TAVI-Verfahren mit dem
besseren Ergebnis: Zu diesem Zeit-
punkt war die Gesamtsterberate si-
gnifikant niedriger als nach einem
chirurgischen Aortenklappenersatz
(14,2 vs. 19,1 Prozent). Bei der Ra-
te der Schlaganfälle gab es nach
30 Tagen (4,9 vs. 6,2 Prozent) und
nach einem Jahr (8,8 vs. 12,6 Pro-
zent) keinen signifikanten Unter-
schied zwischen den Gruppen mit
TAVI und nach der Klappenopera-
tion.
(ob)
Aortenstenose:
TAVI schlägt
Klappen-OP
Die kathetergestützte
Implantation von Aorten-
klappen macht bei hoch-
gradiger Aortenstenose
weiter Boden gut.
HOCHRISIKOPATIENTEN
Vor wenigen Jahren wurde erstmals
die bariatrische Chirurgie als The-
rapieoption bei Typ-2-Diabetes kli-
nisch getestet. Durch Magenver-
kleinerung gelang es, Gewicht ab-
zubauen, den Glukose-Stoffwechsel
zu kontrollieren und kardiovaskulä-
re Risikofaktoren zu reduzieren.
Bisher lagen jedoch nur kurzzei-
tige Erfahrungen vor. In der rando-
misierten und kontrollierten Studie
STAMPEDE waren 150 überge-
wichtige und unkontrollierte Diabe-
tiker (BMI im Schnitt 36) mit einer
durchschnittlichen Krankheitsdauer
von acht Jahren behandelt worden:
Ein Drittel erhielt intensive antidia-
betische Therapie (einschließlich
regelmäßiger ärztlicher Beratung
und Lebensstilmodifikationen), die
anderen beiden Drittel wurden zu-
sätzlich auf laparoskopischem Weg
bariatrisch operiert. Ihr Magenvolu-
men wurde erheblich verkleinert,
entweder durch einen Tunnelma-
gen oder einen Roux-en-Y-Magen-
bypass. Zwei Drittel waren Frauen.
Die nun beim Jahreskongress des
American College of Cardiology
2014 in Washington sowie zeit-
gleich im „New England Journal of
Medicine“ vorgestellten Ergebnisse
zeigen, dass die Effekte der Chirur-
gie nachhaltig waren, nicht jedoch
diejenigen in der medikamentösen
Gruppe. Hier waren die HbA1c-
Durchschnittswerte von ausgangs
9 über ca. 7,5 Prozent nach einem
Jahr auf nunmehr wieder 8,4 Pro-
zent angestiegen. Der durchschnitt-
liche Gewichtsverlust betrug 4,3 kg
(von 104,5 auf 100,2 kg). Anders in
den operierten Gruppen: Hier sank
der HbA1c-Wert im Laufe der drei
Jahre im Schnitt von 9,3 auf 6,7
Prozent (Magenbypass) bzw. von
9,5 auf 7,0 Prozent (Tunnelma-
gen). Die Patienten hatten im
Schnitt 26 kg (Magenbypass) bzw.
21 kg (Tunnelmagen) an Gewicht
verloren und wogen jetzt in beiden
Gruppen im Durchschnitt 80 kg.
91 Prozent der 150 Patienten konn-
ten über drei Jahre verfolgt werden.
Jeder Dritte ist den Diabetes los
Primärer Endpunkt der 3-Jahres-
Studie war indes der Anteil der
Patienten mit HbA1c-Werten unter
6 Prozent. Dieser lag bei 5 Prozent
in der medikamentösen Gruppe so-
wie bei 38 Prozent (Bypass) und 24
Prozent (Tunnelmagen) in den
operierten Gruppen. Bemerkens-
wert: Die operierten Patienten mit
HbA1c-Werten unter 6 Prozent er-
reichten dies fast alle ohne antidia-
betische Medikation - sie waren ih-
ren Diabetes los. HbA1c-Werte un-
ter 7 Prozent zeigten 40 Prozent der
Patienten in der medikamentösen
Gruppe sowie je 65 Prozent der
operierten Patienten, nach Magen-
bypass ebenfalls zu 90 Prozent ohne
zusätzliche Medikamente, nach
Tunnelmagen zu etwa 50 Prozent
ohne Antidiabetika. „Die Operation
ist der medikamentösen Therapie
überlegen, und nun wissen wir, dass
dies auch mittelfristig der Fall ist“,
erklärte Studienautor Dr. Philip
Schauer, Chirurg an der Cleveland
Clinic in Ohio.
(de)
Bariatrische
Chirurgie kann
Diabetes heilen
Eine Drei-Jahres-Studie
zeigt: Mit bariatrischer
Chirurgie lassen sich bei
langjährigen, übergewich-
tigen Diabetikern Gewicht
und Stoffwechsel nach-
haltig verbessern.
ADIPOSITAS
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