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Berufspolitik
BDI aktuell
März 2015
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Die Arbeitszeitregelung führt zu ver-
ringerter Präsenz in der Klinik. BDI-
Vizepräsident Dr. Wolf von Römer be-
klagte bei der Klausurtagung des BDI
Anfang Februar in Königswinter den
Verlust an Kontinuität und an Weiter-
bildungszeit. Als Lösung scheinen sich
neben der Weiterbildungszeit in Klini-
ken weitere Weiterbildungszeiten au-
ßerhalb der Kliniktätigkeit anzubieten.
Über die drängendsten Probleme
der internistischen Assistenzärztinnen
und Assistenzärzte wird derzeit viel
diskutiert. Um diese Diskussion mit
konkreten Daten zu unterfüttern, führt
das Junge Forum des BDI gerade ge-
meinsam mit der Deutschen Gesell-
schaft für Innere Medizin (DGIM) ei-
ne Umfrage durch.
Die Umfrage soll helfen, die Stär-
ken und Schwächen der aktuellen
internistischen Weiterbildung heraus-
zuarbeiten, um auf Basis dieser Er-
kenntnisse zielgerichtete Verbesse-
rungsvorschläge einbringen zu kön-
nen. Die Ergebnisse werden auf dem
121. Internistenkongress vom 18.-21.
April 2015 in Mannheim und natür-
lich auf unserer Website veröffentlicht.
„Die Zeiten haben sich geändert“,
resümierte der als Gast geladene Präsi-
dent der Bundesärztekammer, Profes-
sor Frank Ulrich Montgomery. Die
Arbeit sei vollständig anders gewor-
den, kontemplative Zeiten fehlten heu-
te völlig. Weltweit sei die Tendenz zu
beobachten, die Weiterbildungszeiten
zu normieren; fünf oder sechs Jahre
sind heute Standardzeiten.
Aber auch die Menschen haben
sich geändert. Die „Generation Y“
möchte neben der Arbeit auch noch
leben. Darauf muss sich auch die Wei-
terbildungsordnung einstellen.
Was die Zeiten angeht, so weiß
heute keiner genau, was realistisch ist.
Für den BÄK-Präsidenten heißt das,
von starren Zeiten abzugehen und zu
versuchen, Kompetenzen zu messen.
„Wir müssen die Regelzeiten der EU
beachten und sehen, dass wir keine
Standortnachteile für deutsche Ärzte
und Krankenhäuser bekommen“, sag-
te Montgomery bei der Tagung.
Doch große Zeitprobleme ver-
mochte er nicht zu erkennen: „95 Pro-
zent der Weiterbildungsurkunden, die
ich unterschrieben habe, sind in der
Regelarbeitszeit entstanden.“ Es er-
scheine schwierig, dies alles in der ge-
regelten Arbeitszeit zu erledigen, doch
irgendwie scheine es doch zu gehen.
„Wir müssen auch mit Schichtarbeit
leben. Das verlangt die Arbeitsverdich-
tung in den Krankenhäusern, ein Er-
gebnis der Ökonomisierung der Kran-
kenhäuser.“
Ein weiteres Problem ist die Bezah-
lung der Weiterbildung. Heute ist die
Weiterbildung in die DRG eingepreist.
Also ist schon Geld für sie in die Fall-
pauschalen geflossen. Wer mehr Geld
haben will, müsse sagen, wo es her-
kommen soll. Vom Bund kaum, denn
der verweist auf die Länder-Kompe-
tenz. Bleiben also die Kassen. Die aber
wollen dann bei Inhalten, Umfang und
Struktur der Weiterbildung mitreden.
Für Montgomery lautet die zentrale
Frage: „Bekommen wir eine Kompe-
tenz-orientierte Weiterbildung hin?“
Fest steht für ihn, dass die Ärzte von
der Zeit-orientierten Weiterbildung
wegkommen müssen.
BDI-Vize von Römer warf ein,
wenn über 90 Prozent der jungen Ärz-
te bereit seien, sich außerhalb der Ar-
beitszeiten weiterzubilden, dann müs-
se der BDI die Chance ergreifen und
sich Gedanken machen, wie das zu re-
alisieren sei. Montgomery, der nicht
nur BÄK-Präsident, sondern auch Eh-
renvorsitzender der Ärztegewerkschaft
Marburger Bund ist, meinte, Weiter-
bildung außerhalb der normalen Ar-
beitszeit sei keine Frage des MB. Das
gebe es bereits, etwa in der Allgemein-
medizin. Man finde dort keine Praxis,
die alles in aller Breite anbiete.
Trotz aller Schwierigkeiten, so
Montgomery: „Es wird in Deutsch-
land weitergebildet, dass die Schwarte
kracht. 12000 Weiterbildungen im
Jahr, das ist phänomenal.“
Die starren Arbeitszeit-
regeln erschweren es
jungen Ärztinnen und
Ärzten, die Weiterbildungs-
ziele im Zeitplan zu er-
reichen. Über die aktuellen
Probleme diskutierte der
BDI bei einer Klausur-
tagung mit BÄK-Präsident
Professor Frank Ulrich
Montgomery.
Weiterbildung im Griff der Arbeitszeiten?
Von Klaus Schmidt
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Nur ungern ließ sich BÄK-Präsi-
dent Montgomery von BDI-Prä-
sident Dr. Wolfgang Wesiack
nach dem Stand der Beratungen
über die neue GOÄ befragen.
Außer Versprechungen einer
Höherbewertung habe man bis-
her wenig Konkretes erfahren.
Wie sieht der Zeitplan aus, wie
ist der Prozess vorangekommen?
Nur zum Zeitplan wurde
Montgomery konkret: Bis zum
31. März 2015 wollen BÄK und
PKV-Verband eine Liste von 400
Ziffern (sie umfassen ca. 80 Pro-
zent des Leistungsumfangs) an
das Bundesgesundheitsministeri-
um übergeben, um zu ermögli-
chen, dass das Ministerium eine
Folgeabschätzung abgeben kann.
Bis Ende dieser Legislaturpe-
riode soll dann der Bundesrat
wegen der Beihilferegelungen
damit befasst sein. Das wäre
dann spätestens 2017.
(KS)
SIEHE AUCH SEITE 8
Vage Aussicht auf
die neue GOÄ
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