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Kritik an Lauterbachs Forderung nach einer Termingarantie bei Fachärzten – nachhaltige Lösungen statt populistischer Versprechen 

Der Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI) weist die jüngsten Forderungen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nach einer Termingarantie bei Fachärzten entschieden zurück. Die vorgeschlagene Maßnahme ist nicht nur realitätsfern, sondern ignoriert die strukturellen Ursachen für lange Wartezeiten in der ambulanten fachärztlichen Versorgung.  

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„Statt eine ernsthafte Ursachenanalyse vorzunehmen, setzt Minister Lauterbach erneut auf symbolpolitische Schnellschüsse. Eine Termingarantie klingt zwar gut, ist in einem budgetierten System aber schlicht nicht umsetzbar. Wer soll die zusätzlichen Termine vergeben, wenn die Praxen durch Budgetgrenzen in ihrer Leistungserbringung gedeckelt sind?“, kritisiert Christine Neumann-Grutzeck, Präsidentin des BDI und Fachärztin für Innere Medizin und Diabetologie die Forderung des Ministers.

Fachärzte nicht zum Sündenbock machen – Systemfehler korrigieren
Die Wartezeiten auf Facharzttermine sind nicht das Resultat mangelnden Engagements der Fachärztinnen und Fachärzte, sondern vielmehr die Folge eines begrenzten Leistungsbudgets pro Quartal. Minister Lauterbach selbst hat durch die Abschaffung der sogenannten Neupatientenregelung eine Verschärfung der Situation herbeigeführt. Diese Regelung hatte zuvor maßgeblich zur Verkürzung von Wartezeiten beigetragen.

BDI fordert: Entbudgetierung auch für Fachärzte und bessere Patientensteuerung

Der BDI sieht nachhaltige Lösungen nicht in unrealistischen Terminversprechen, sondern in strukturellen Reformen:

1.    Entbudgetierung auch für Fachärzte
Die Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung war ein richtiger Schritt. Nun muss dieser Ansatz auch für Fachärztinnen und Fachärzte umgesetzt werden, um eine adäquate Versorgung zu gewährleisten.

2.    Auskömmliche Finanzierung der ambulanten Weiterbildung
Eine langfristige Verbesserung der Versorgungssituation erfordert eine ausreichende Zahl an Fachärzten. Die Politik muss gezielt in die Weiterbildung investieren, um den drohenden Fachärztemangel zu verhindern.

3.    Verantwortungsbewusstes Patientenverhalten fördern
Ein nicht zu unterschätzendes Problem sind ungenutzte Termine, die durch kurzfristige Absagen oder unentschuldigtes Nichterscheinen verloren gehen. Der BDI fordert, dass Patientinnen und Patienten für nicht wahrgenommene Facharzttermine stärker in die Verantwortung genommen werden.

4.    Keine zentralisierte Terminvergabe durch Krankenkassen
Die Forderung nach einer zentralen Terminvergabe durch die gesetzlichen Krankenkassen stellt einen Eingriff in die Praxisorganisation und die Freiberuflichkeit dar. Die Erfahrungen aus Ländern mit ähnlichen Modellen zeigen, dass hierdurch Wartezeiten nicht verkürzt, sondern neue bürokratische Hürden geschaffen werden.

Der BDI appelliert an die Politik, keine unrealistischen Erwartungen bei den Patientinnen und Patienten zu wecken. Eine echte Verbesserung der ambulanten Versorgung kann nur durch strukturelle Reformen erreicht werden, die Fachärztinnen und Fachärzte in ihrer Arbeit unterstützen, anstatt sie zu behindern.