„Als Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten sind wir in einer einzigartigen Position, sowohl hausärztliche als auch fachärztliche Kolleginnen und Kollegen zu vertreten. Dies ermöglicht es uns, die Problemstellungen in der Versorgung multidimensional zu betrachten und fundierte Forderungen zu stellen“, betont Christine Neumann-Grutzeck, Präsidentin des BDI. „Die Studienergebnisse geben uns eine solide Grundlage, um gezielte berufspolitische Maßnahmen einzufordern, die zur Verbesserung der Versorgung chronisch Nierenerkrankter notwendig sind.“
PD Dr. Kevin Schulte, BDI-Vizepräsident und Leiter der Studie, hebt vier wesentliche Problembereiche hervor:
- Überraschend niedrige Prävalenz: „Ein Großteil der Patientinnen und Patienten mit chronischer Nierenerkrankung wird in Deutschland gar nicht diagnostiziert. Das bedeutet, dass viele Betroffene überhaupt nicht die Möglichkeit haben, eine rechtzeitige und adäquate Behandlung zu erhalten.“
- Unterfinanzierte hausärztliche Labordiagnostik: „Bei den hausärztlich versorgten Patientinnen und Patienten fehlt es häufig an den notwendigen Labortests. Hierfür sind nicht nur organisatorische, sondern vor allem finanzielle Gründe verantwortlich, da die Laborbudgets in den hausärztlichen Praxen nicht ausreichen.“
- Fachärztliche Unterversorgung: „Von denjenigen, die diagnostiziert wurden, wird ein erheblicher Anteil nicht von Fachärztinnen und Fachärzten für Nephrologie versorgt, obwohl dies für die Prognose entscheidend wäre. Dies ist sowohl ein Kapazitäts- als auch ein Vergütungsproblem.“
- Besonders betroffene Gruppen: „Die Studie zeigt, dass Frauen und ältere Menschen besonders stark von der Unterversorgung betroffen sind. Diese Gruppen erhalten deutlich seltener die notwendige fachärztliche Betreuung und Labordiagnostik.“
Der BDI sieht in den Studienergebnissen die klare Notwendigkeit für politische Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungssituation. Konkret fordert der Verband:
- Definition einer extrabudgetären Ausnahmeziffer für Albuminurie für Hausärztinnen und Hausärzte: Eine adäquate und präventionsorientierte Medizin erfordert ausreichende finanzielle Mittel.
- Verbesserung der fachärztlichen Versorgung durch Anpassung der Vergütungssystematik: Die Vergütung für die komplexe fachärztliche Präventionsleistung ist aktuell nicht ausreichend, damit nephrologische Facharztpraxen die wachsende Zahl an CKD-Betroffenen bedarfsgerecht betreuen können.
- Bessere Steuerung zwischen Haus- und Fachärztinnen und -ärzten: Nur durch eine digitale Risikostratifizierung und daraus folgende klare Überweisungsstrukturen kann eine umfassende Versorgung von CKD-Betroffenen gewährleistet werden.
- Kapazitätsgerechtere Leitlinien: Die vorhandenen Versorgungskapazitäten sowohl stationär als auch ambulant müssen bei der Erstellung von Leitlinien zukünftig besser berücksichtigt werden.
„Wir als BDI setzen uns nachdrücklich für eine umfassende internistische Versorgung ein, die alle Akteure berücksichtigt – Haus- und Fachärztinnen und -ärzte gleichermaßen“, erklärt Christine Neumann-Grutzeck abschließend. „Die Sicherstellung der internistischen Versorgungsqualität ist eine der Kernaufgaben unseres Verbands, und diese Studie verdeutlicht, dass wir hier dringenden Handlungsbedarf haben.“