„Die demografische Entwicklung stellt unser Gesundheitssystem vor immense Herausforderungen. Projekte wie TPG sind ein wichtiger Schritt, um Pflegebedürftigkeit durch digitale Innovationen hinauszuzögern oder bestenfalls zu verhindern“, erklärt BDI-Präsidentin Christine Neumann-Grutzeck. „Damit solche Maßnahmen jedoch langfristig erfolgreich sein können, braucht es eine stärkere interdisziplinäre Vernetzung mit der Geriatrie, der hausärztlichen und Inneren Medizin sowie der ambulanten Pflege. Wir müssen Altersmedizin als integralen Bestandteil einer nachhaltigen Versorgungsstrategie verstehen.“
Dr. Kevin Schulte, 2. Vizepräsident des BDI, ergänzt: „Die medizinische Primärversorgung muss konsequent in solche Innovationsprojekte eingebunden werden. Pflegebedürftigkeit lässt sich nicht allein durch digitale Lösungen verhindern – es braucht koordinierte Präventionsmaßnahmen und eine enge Zusammenarbeit zwischen allen medizinischen Fachrichtungen. Deshalb dürfen solche Initiativen keine isolierten Leuchtturmprojekte bleiben, sondern müssen bundesweit in die Versorgungsstruktur integriert werden.“
Prof. Michael Denkinger, BDI-Vorstandsmitglied und President-elect der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie, betont die Notwendigkeit einer stärkeren Fokussierung auf Prävention: „Die Primär- und Sekundärprävention von Pflegebedürftigkeit spielt in Deutschland bislang eine untergeordnete Rolle. Dabei zeigt sich immer wieder, dass ältere Menschen besonders von frühzeitigen präventiven Maßnahmen profitieren. Digitale Innovationen können hier einen wertvollen Beitrag leisten – sie müssen jedoch strukturell mit der Primärversorgung verknüpft sein, um wirklich nachhaltig zu wirken.“
Die Position des BDI zur Altersmedizin unterstreicht diesen Handlungsbedarf und fordert eine grundlegende Reform des Gesundheitssystems, um der wachsenden Zahl älterer Menschen gerecht zu werden. „Internistinnen und Internisten, insbesondere Geriaterinnen und Geriater, sind unverzichtbare Eckpfeiler der Versorgung älterer Menschen. Wir benötigen dringend eine gesamtgesellschaftliche Debatte über die Herausforderungen des Alterns sowie eine stärkere Integration geriatrischer Inhalte in die internistische Weiterbildung“, so Denkinger.
Der BDI fordert in seiner Position „Altersmedizin“ unter anderem:
- Eine bessere Verankerung geriatrischer Inhalte in der internistischen Weiterbildung, um der steigenden Anzahl multimorbider Patientinnen und Patienten gerecht zu werden.
- Eine gezielte Förderung präventiver Ansätze, um die Pflegebedürftigkeit frühzeitig zu verhindern.
- Eine stärkere Berücksichtigung der Patientenautonomie, insbesondere bei der Behandlung älterer Menschen.
„Wenn wir Pflegebedürftigkeit im Alter wirksam verhindern wollen, müssen wir über Einzelmaßnahmen hinausdenken und flächendeckende Lösungen etablieren. Die BDI-Forderungen zur Altersmedizin sind ein konkreter Fahrplan für eine zukunftsorientierte, patientenzentrierte Versorgung“, fasst Denkinger zusammen.
Hier geht es zu vollständigen BDI Position „Altersmedizin“.