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Sektorengrenzen in Bewegung

Die aktuelle Ampelkoalition hat sich auf die Fahnen geschrieben, das Ambulantisierungspotenzial in der Versorgung zu heben. In der Tat, könnte es bald einen Durchbruch in Sachen Sektorenmauer geben, obwohl die Ampel noch gar nicht tätig geworden ist. Stichwort AOP-Katalog – oder besser Spahnsches Erbe?

Von PD Dr. med. Kevin Schulte, 2. Vizepräsident des BDI

Das Thema „Neuordnung der Sektorengrenzen“ ist ein gesundheitspolitischer Evergreen. Seit Jahren wird landauf, landab darüber gesprochen, dass die durchs SGBV definierten Grenzen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung reformiert gehören. Einerseits, um den Patientinnen und Patienten mehr „ungebrochene“ Behandlungspfade anbieten zu können; andererseits, um die Behandlungskosten zu reduzieren.

An diesem Thema versuchte sich schon die letzte Regierungskoalition, die eine Bund-Länder-Kommission auf dieses hochkomplexe Thema ansetzte. Wie viele andere Strukturreformen wurde dieses Thema von der Corona-Pandemie „verschluckt“.

Die aktuellen Ampel-Koalitionäre haben das Thema nun wieder neu auf die Agenda gesetzt und angekündigt, „zügig für geeignete Leistungen eine sektorengleiche Vergütung durch sogenannte Hybrid-DRG“ umsetzen zu wollen, um das bestehende „Ambulantisierungspotenzial“ auszuschöpfen. Konkreteres ist noch nicht bekannt.

Ein anderes Reformprojekt hingegen, welches noch von Jens Spahn (CDU) im Rahmen des MDK-Reformgesetzes angestoßen wurde, zieht gerade auf die Überholspur: die Überarbeitung des AOP-Kataloges. Kürzlich hat das IGES Institut ein Gutachten vorgestellt, in welchem dezidiert vorgeschlagen wird, welche Leistungen zukünftig ambulant erbracht werden könnten.

In diesem Schwerpunkt ordnen einerseits Dr. Martin Albrecht, Geschäftsführer des IGES Institutes, sowie Prof. Thomas Frieling, Vorsitzender der ALGK (Arbeitsgemeinschaft leitender gastroenterologischer Krankenhausärzte) das IGES-Gutachten ein. Andererseits wird ein konkreter Reformvorschlag des SpiFA zur Reform der intersektoralen Versorgung dargestellt, welcher durchaus für die angekündigten Hybrid-DRG Pate stehen könnte.

Erschienen in BDIaktuell 06/2022