Gleichzeitig wird die Zeit knapp, um alle Reformvorhaben noch umzusetzen. Je näher die nächste Bundestagswahl rückt, umso mehr bewegen sich die Parteien, auch in der Regierungskoalition, in den Wahlkampfmodus. Konstruktive Ergebnisse werden damit unwahrscheinlicher.
Das Gesundheitssystem kann es sich aber nicht leisten, dass dringend notwendige Reformen erst nach der nächsten Wahl und nach womöglich wieder komplizierten Koalitionsverhandlungen umgesetzt werden. Ein weiterer gesundheitspolitischer Stillstand ist nicht tragbar.
Unsere Positionen und Stellungnahmen zu all den relevanten Themen liegen auf dem Tisch. Eine starke Reform für die Krankenhäuser und für die ambulante Versorgung ist dringend erforderlich. Gestärkte Praxen entlasten die Kliniken und andersherum. Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen meistern. Es hilft auch nichts, den einen Sektor gegen den anderen auszuspielen.
Wir brauchen dringend eine konsequente Patientensteuerung, eine verpflichtende telefonische oder auch digitale Ersteinschätzung in der Notfallversorgung sowie die Sicherung des ambulanten Bereichs durch die Entbudgetierung aller Facharztgruppen – um nur einige wichtige Punkte zu nennen, an denen wir als BDI für Sie dranbleiben.
Was wir nicht brauchen: Parallelstrukturen wie die Gesundheitskioske, die Errichtung hausärztlicher Institutsambulanzen an den Kliniken oder Doppelstrukturen in der Notfallversorgung. Wir Internistinnen und Internisten stellen bundesweit die größte Fachgruppe dar und sind in allen Versorgungsbereichen tätig. Die geplanten Reformen werden essenziell für unsere künftige Arbeit in den Praxen und Kliniken sein. In den aktuellen Versionen werden sie aber bei Weitem nicht ausreichen, um die medizinische Versorgung zu sichern.
Die internistische Versorgung langfristig und nachhaltig zu sichern: Das ist – bei all den gesundheitspolitischen Themen, die uns aktuell umtreiben – aber unser oberstes Ziel. Das ist nicht nur unser berufspolitisches Anliegen für Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, sondern zugleich unsere große gesellschaftspolitische Vision zum Wohle der Menschen in diesem Land.
Dafür stellen sich der BDI-Vorstand und das Präsidium am 14. September bei der Delegiertenversammlung in Berlin für die nächste Amtszeit zur Wahl. Wir haben in den vergangenen vier Jahren viel erreicht: Wir sind moderner geworden, haben unsere Netzwerke erweitert und uns stärker für den internistischen Nachwuchs geöffnet. Wir stehen vor einem demografischen Wandel, der uns als Internistinnen und Internisten vor große Herausforderungen stellt. Mit modernen Versorgungskonzepten, unseren Positionspapieren und engagierter Berufspolitik möchte ich gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen auch künftig Ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt unserer Arbeit stellen.
Es ist mir ein großes persönliches Anliegen, mich für unsere Arbeitsbedingungen als Internistinnen und Internisten stark zu machen, damit dieser schöne Beruf auch weiterhin attraktiv für den Nachwuchs bleibt. Ich würde mich freuen, Sie auch in der nächsten Ausgabe von „BDI aktuell“ wieder als BDI-Präsidentin begrüßen zu dürfen.
Ihre
Christine Neumann-Grutzeck
Präsidentin
Erschienen in BDIaktuell 9/2024