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| Interview

„Der BDI braucht mehr Innovation“

Berufsverbände sind unerlässlich, wenn es darum geht, die Politik zu beraten – davon ist der neue BDI-Geschäftsführer Bastian Schroeder überzeugt. Aber: Die Ansprüche der Mitglieder an ihren Verband steigen. Warum Selbstreflexion für Schroeder der Schlüssel zu einer erfolgreichen Zukunft des BDI ist und wie er seine Aufgabe als Führungskraft sieht, verrät er im Interview.

© Phil Dera

2018 hast du als stellvertretender Geschäftsführer beim BDI angefangen, seit Januar dieses Jahres bist du nun Geschäftsführer. Was reizt dich an der Arbeit für diesen Berufsverband?

Interessenvertretung ist das, was mich interessiert und was auch die Kernaufgabe des BDI ist. Ich war vor meinem Job hier für die Konrad-Adenauer-Stiftung im Ausland tätig. Auch dort war politische Netzwerkarbeit unser Kerngeschäft. Und diese Arbeit wollte und will ich auch beim BDI stetig verfolgen und ausbauen. 

Was ist aus deiner Sicht entscheidend für eine erfolgreiche Verbandsarbeit?

Berufsverbände sind keine Start-ups – Strukturen sind gewachsen, Entscheidungen brauchen ihre Zeit. Das ist auch in Ordnung so. Dennoch steckt aus meiner Sicht in der Verbandsarbeit häufig zu viel Selbstverständlichkeit und das führt zu Trägheit. Es besteht heute kein Automatismus mehr, Mitglied in einem Berufsverband zu sein. Der Anspruch der Mitglieder an den Verband steigt zunehmend. Unsere Aufgabe ist es, unsere Relevanz immer wieder zu beweisen. Und dazu muss der Innovationsfaktor des BDI zunehmen.     

Warum sollte ich als Internist oder Internistin dem BDI beitreten?

Grundsätzlich halte ich es für richtig, dass es Interessensverbände gibt, die die Politik beraten. Es ist hilfreich, insbesondere aus dem Versorgungsalltag Expertise in die Politik mit einfließen zu lassen. Hinzu kommt: Berufsverbände sind fachspezifisch organisiert und gesetzlich weniger limitiert, was wir anderen Institutionen voraushaben. Wenn also Internistinnen und Internisten der Meinung sind, dass das Gesundheitssystem verbessert werden kann, dann ist es notwendig, sich im BDI zu organisieren. Zumal wir als größte Fachgruppe ein starkes politisches Gewicht einbringen können. Und ein Beitritt heißt ja nicht, sich sofort aktiv engagieren zu müssen. Es ist im ersten Schritt ein solidarisches Zeichen, um die zu unterstützen, die sich engagieren.  

Und der BDI bietet ja nicht nur politische Vertretung. 

Richtig. Wenn ich mir unsere Serviceleistungen, insbesondere unsere Fortbildungen, anschaue, haben wir ein herausragendes Portfolio verglichen mit anderen Berufsverbänden. Unser Ziel ist hier auch weiterhin, ein breites und attraktives Angebot vorzulegen, das die Bedürfnisse unserer diversifizierten Mitgliederbasis abdeckt. Denn es geht ja nicht nur um die fachliche Weiterbildung, sondern auch um die Möglichkeit, sich während Kursen mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Der Benefit eines guten Netzwerks ist nicht zu unterschätzen, und das kann der BDI jedem Mitglied bieten. 

Wo siehst du den drängendsten Handlungsbedarf in deiner neuen Aufgabe als Geschäftsführer? 

Kurz gesagt: Die Marke BDI besser nach außen hin zu kommunizieren. Wir machen gute Arbeit und haben gute Ideen – das muss bei allen Internistinnen und Internisten ankommen. Und unsere schon vorhandenen Mitglieder müssen noch besser darüber informiert werden, dass wir uns tagtäglich für die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen einsetzen. Die Pflege und der Ausbau unseres politischen Netzwerks sind dafür natürlich entscheidend. Der BDI muss als verlässlicher und transparenter Ansprechpartner unter den Entscheidungsträgern gelten. Mit der Formulierung unserer BDI Positionen haben wir in den letzten Jahren schon deutlich an Profil gewonnen. Jetzt gilt es, diese Standpunkte auch konsequent weiter zu verfolgen. Bestes Beispiel ist die Ungleichbehandlung hausärztlich tätiger Internistinnen und Internisten, hier besteht in der Politik massiver Aufklärungsbedarf. Das aufzuarbeiten erfordert einen langen Atem.  

Als Geschäftsführer bist du auch die verantwortliche Führungskraft für die Kolleginnen und Kollegen in der Geschäftsstelle. Wie soll die Arbeitgebermarke BDI zukünftig aussehen?

Ich sehe meine Aufgabe als Geschäftsführer darin, allen Kolleginnen und Kollegen zu ermöglichen, ihr Potenzial zu entfalten und bestmögliche Leistungen zu erbringen. Der Job beim BDI soll Spaß machen, man soll etwas verändern können, innovativ sein dürfen. Nur so gewinnen wir auch neue, talentierte Fachkräfte. Voraussetzung für all das ist, dass wir klar definieren, wofür der Verband steht. Das muss dem Mitglied am Ende genauso klar sein wie dem Mitarbeitenden. Nur dann hat man auch das Gefühl, etwas Sinnstiftendes mit seiner Arbeit zu tun. Wenn ich jetzt ein Mindset definieren sollte, mit dem wir hier arbeiten sollten, ist es für mich der Wille zur Selbstreflexion. Das fängt bei mir selbst an. Man muss sich, seine Arbeit hier und den Verband als Ganzes immer wieder hinterfragen. Machen wir noch das richtige, stehen wir für die richtigen Themen, sind unsere Services passgenau? Das ist anstrengend, aber aus meiner Sicht das Entscheidende, um den BDI zukunftsfähig zu machen.   

Das Interview führte Natascha Schliephake, erschienen in der BDI aktuell 2/2024