Der Klinik-Atlas des Bundesgesundheitsministeriums ist Mitte Mai des vergangenen Jahres an den Start gegangen. Das Portal sollte eigentlich umfassende Informationen über Angebote und geleistete Qualität der rund 1.700 deutschen Kliniken liefern. Nach heftiger Kritik von medizinischen Fachgesellschaften, Klinikträgern und Patientenvertretern musste der Atlas überarbeitet werden. Er bietet jetzt nur noch Daten zu etwa 25 Eingriffen, bemängelt werden vor allen Dingen unvollständige Angaben. Offenbar funktioniert der Datentransfer nur bedingt und ist fehlerhaft.
Davon kann sich jeder überzeugen, der im Umkreis des eigenen Wohnortes zum Beispiel Spezialisten im Krankenhaus mit dem Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie finden möchte.
Nun bereitet die Bundesgesundheitsministerin Nina Warken die Einstellung des Bundes-Klinik-Atlas vor. Ist das eine gute Idee? Sollte nicht viel mehr daran gearbeitet werden, die verfügbaren Informationen zum Leistungsangebot und der Leistungsqualität in deutschen Krankenhäusern weiterzuentwickeln?
Nun gibt es neben dem Bundes-Klinik-Atlas das deutsche Krankenhausverzeichnis, betrieben durch die Deutsche Krankenhausgesellschaft. Das Verzeichnis war bis April 2024 bereits auf bundeseigenen Internetseiten verwendet worden. Allerdings ist auch das Deutsche Krankenhausverzeichnis nicht nur bei der Suche nach Fachärzten im Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie lückenhaft und fehlerhaft.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert, den Bundes-Klinik-Atlas ganz abzuschaffen. Für die Patienten seien zwei Internet-Verzeichnisse nur verwirrend.
Auch aus Sicht der katholischen Krankenhäuser ist das Ende des Registers längst überfällig. "Er war von Anfang an vor allem ein politisches Instrument von Ex-Gesundheitsminister Karl Lauterbach, um seine realitätsfremden Vorstellungen für die Krankenhausreform durchzusetzen", sagte die Geschäftsführerin des Katholischen Krankenhausverbandes, Bernadette Rümmelin, der Nachrichtenagentur KNA.
Auf der anderen Seite warnt der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv): ein Aus des staatlichen Portals wäre aus Patientensicht fatal. Das Gesundheitssystem brauche mehr Transparenz, nicht weniger. Der Klinik-Atlas ist der richtige Schritt auf diesem Weg, auch wenn er noch dringend weiterentwickelt werden muss. Das Krankenhausverzeichnis der deutschen Krankenhausgesellschaft ist keine geeignete Alternative. Es ist weder nutzerfreundlich noch unabhängig (Pressemitteilung, Thomas Moormann, Leiter des Teams Gesundheit und Pflege beim vzbv, 8.9.2025).
Auch der Sozialverband VdK spricht sich gegen eine Einstellung aus: Informationen über Behandlungen dürfen nicht allein von Kliniken oder Klinikverbänden bereitgestellt werden – eine unabhängige Quelle sei unverzichtbar.
Das wichtige Anliegen des Ex-Gesundheitsministers Karl Lauterbach, Bürgerinnen und Bürgern mehr Transparenz hinsichtlich Leistungsspektrum und Qualität der Krankenhäuser durch einen unabhängigen bundesweiten Klinik-Atlas anzubieten, steht also auf dem Prüfstand. Anstatt die Qualität des bundesweiten Klinik-Atlas zu verbessern, droht jetzt das Aus.
Nach einem Bericht des Redaktionsnetzwerkes Deutschland wird die Projektgruppe Bundes-Klinik-Atlas rückwirkend zum 30. Juni 2025 aufgelöst. Ein Ministeriumssprecher erläutert aber, das Ende einer Projektgruppe im Ministerium sei nicht gleichbedeutend damit, dass die inhaltliche Arbeit eingestellt würde. (e-Paper Deutsches Ärzteblatt, Montag, 8. September 2025).
Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen.
Es bleibt zu hoffen, dass der Bundes-Klinik-Atlas professionell weiterentwickelt wird, damit Patientinnen und Patienten möglichst auf einen Klick im Internet erfahren, welche Klinik welches Leistungsspektrum mit welcher Qualität anbietet.
Ihre
Dr. med. Cornelia Jaursch-Hancke
Vorsitzende der Sektion Endokrinologie/Diabetologie
Erschienen in "Die Diabetologie" 7/2025
