Medizin
Nr. 2 • Februar 2014
16
Kurzmitteilungen
Colchicin bei akuter Perikarditis?
Dass Colchicin zur Therapie rezidivierender Perikarditiden wirksam ist, steht
fest. Imazio et al. untersuchten nun, ob der Wirkstoff auch während des
ersten Anfalls und zur Prävention wiederkehrender Symptome effektiv ist.
Für die multizentrische doppelblinde Studie wurden 240 Patienten für
3 Monate zu Placebo oder Colchicin (0,5 mg/2 × tägl. für Patienten > 70 kg;
0,5 mg/1 × tägl. für Patienten ≤ 70 kg) randomisiert. Alle Patienten wurden
zusätzlich mit Aspirin oder Ibuprofen therapiert. Eine konstante oder wieder-
kehrende Perikarditis erlitten 20 Patienten (16,7%) der Colchicin-Gruppe und
45 Patienten (37,5%) der Placebo-Gruppe (relative Risikoreduktion 0,56;
p<0,001). Außerdem reduzierte Colchicin die Symptom-Persistenz-Rate nach
72 Std. (19,2% vs. 40,0%; p<0,001), die Rezidivanzahl pro Patient (0,21 vs.
0,52; p=0,001), die Hospitalisierungsrate (5,0% vs. 14,2%; p=0,02) und
verbesserte die Remissionsrate nach 1 Woche (85% vs. 58,3%; p<0,001).
Nebenwirkungen beider Gruppen unterschieden sich nicht. Laut den Autoren
könne somit Colchicin, in Kombination mit einer anti-inflammatorischen
Therapie, signifikant die Rate andauernder oder wiederkehrender Herz-
beutelentzündungen verringern.
fas
N Engl J Med 2013; 369: 1522–1528
Entwarnung für Vareniclin und Bupropion zur Raucherentwöhnung?
Das National Institute for Health and Care Excellence empfiehlt zur Raucher-
entwöhnung u.a. den Einsatz von Vareniclin, Bupropion oder Nikotinersatz-
präparaten. Zu Vareniclin und Bupropion bestehen Bedenken, dass sie das
Risiko für Selbstverletzungen und Suizid erhöhen. Thomas et al. untersuch-
ten in einer prospektiven Kohortenstudie (119 546 Patienten) das Auftreten
von Depressionen, Selbstverletzung und Suizid innerhalb von 3 Monaten
nach Beginn der Anwendung von Vareniclin bzw. Bupropion versus Nikotin-
ersatzpräparaten als Kontrollgruppe. Dabei wurde weder in der Vareniclin-
noch in der Bupropion-Gruppe ein erhöhtes Risiko für Selbstverletzungen
und Suizid (Hazard Ratio 0,83; 95%-KI 0,30–2,31) oder Depressionen (Hazard
Ratio 0,63; 95%-KI 0,46–0,87) im Vergleich zur Kontrollgruppe festgestellt.
Laut den Autoren seien damit die Bedenken der verschreibenden Ärzte
hinfällig.
dry
BMJ 2013; 347: f5704
An der randomisierten Studie nah-
men 246 Hausarztpraxen aus 6 euro-
päischen Ländern teil. Die 4 Studien-
arme wurden gebildet aus:
▶ 61 Praxen: keine vorangehende
internetbasierte Schulung der
Ärzte
▶ 62 Praxen: internetbasiertes Trai-
ning der Ärzte zu Einsatz und
Interpretation von CRP-Schnell-
tests
▶ 61 Praxen: Internet-Kommunikati-
onstraining der Ärzte
▶ 62 Praxen: beide Schulungsformen
Insgesamt nahmen 4264 Patienten
mit Atemwegsinfektionen an der
Studie teil. Primärer Endpunkt war
der Anteil der Patienten, der Antibio-
tika erhielt. Sekundäre Endpunkte
waren neue oder sich verschlim-
mernde Symptome sowie Symptom-
dauer und -schwere.
Im Vergleich zum Studienarm ohne
internetbasierte Schulung sank die
Verschreibungsrate von Antibiotika
nachCRP-Training von 48% auf 33%
(adjustiertes relatives Risiko [RR]
0,54; 95%-Konfidenzintervall [KI]
0,42–0,69). Nach Kommunikations-
training sank die Verschreibungsrate
von 45% auf 36% (RR 0,69; 95%-KI
0,54–0,87). Die Kombination beider
Schulungsmethoden war im Ver-
gleich zur Studiengruppe ohne Schu-
lung mit dem deutlichsten Rückgang
der Verschreibungsrate assoziiert
(RR 0,38; 95%-KI 0,25–0,55;
p<0,0001). Die Dauer von Sympto-
men, die von den Patienten als
(mäßig) schlimm eingestuft wurden,
betrug in der CRP-Gruppe und in der
Gruppe ohne Schulung 5 Tage, im
Studienarm mit Kommunikations-
training 6 Tage. Im Hinblick auf die
Schwere der Symptome waren diese
beiden Schulungsgruppen vergleich-
bar mit dem Studienarm ohne Inter-
vention. Das Auftreten neuer oder
sich verschlechternder Symptome
unterschied sich ebenfalls nicht sig-
nifikant.
Fazit
Eine internetbasierte Schulung von
Hausärzten senkt die Verschrei-
bungsrate von Antibiotika bei Atem-
wegsinfektionen. Zur Unterstützung
dieser Strategie empfehlen die Auto-
ren, effektive Methoden zur Symp-
tomkontrolle zu entwickeln.
Sponsoring: Die Studie wurde von
einer öffentlichen Institution finan-
ziell unterstützt.
Dr. med. Peter Pommer
Der Beitrag ist erstmals erschienen in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Dtsch Med Wochenschr 2014; 139: 10).
Alle Rechte vorbehalten.
Hohe Antibiotika-Verschreibungsraten fördern die Bildung von Resistenzen. Little et al. untersuchten,
ob ein internetbasiertes Training das Verschreibungsverhalten von Hausärzten beeinflusst.
Lancet 2013; 382: 1175–1182
Allgemeinmedizin
Internetbasierte Schulung reduziert
Antibiotikaverschreibung
Bild: Fotolia