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Nr. 3 • März 2014
Medizin
14
– Anzeige –
An der multizentrischen, randomi-
sierten, doppelblinden Studie nahmen
2941 Krankenhauspatienten mit
einem Mindestalter von 65 Jahren
teil, die eine orale oder parenterale
Antibiotikatherapie erhielten.
1470 Studienteilnehmer bekamen
3 Wochen lang zusätzlich täglich eine
Kapsel mit hochdosierten (6 × 10
10
)
lebenden Bakterien (2 Lactobacillus-
acidophilus-Stämme, 2 Bifidusbakte-
rien-Stämme), während die Kontroll-
gruppe (n=1471) Placebo-Kapseln
erhielt.
Primäre Endpunkte waren das Auftre-
ten von Antibiotika-assoziierten Diar-
rhöen (AAD) innerhalb von 8 und Clo-
stridium-difficile-Diarrhöen (CDD)
innerhalb von 12 Wochen nach
Patientenrekrutierung. AAD wurden
als neu aufgetretene Diarrhöen
(≥3 weiche/flüssige Stühle täglich)
definiert, die nicht auf Pathogene
oder andere Ursachen zurückgeführt
werden konnten. Das Auftreten von
Clostridium-difficile-Toxin in Stuhl-
proben bei vorliegenden AAD wurde
als CDD bezeichnet. AAD (CDD einge-
schlossen) traten bei insgesamt
312 Studienteilnehmern (10,6%) mit
einer ähnlichen Häufigkeit in beiden
Studiengruppen auf: 159 Patienten
der Interventionsgruppe (10,8%) und
153 Patienten der Placebogruppe
(10,4%) waren betroffen (relatives
Risiko [RR] 1,04; 95%-Konfidenzinter-
vall [KI] 0,84–1,28; p=0,71). CDD
waren insgesamt selten und fanden
sich bei 29 Studienteilnehmern
(0,99%). Auch hier war die Häufigkeit
in beiden Gruppen vergleichbar:
12 Teilnehmer (0,8%) der Interventi-
ons- und 17 Teilnehmer (1,2%) der
Placebogruppe wiesen CDD auf
(RR 0,71; 95%-KI 0,34–1,47; p=0,35).
Bei 578 Patienten (19,7%) traten
schwere unerwünschte Effekte auf,
deren Häufigkeit in den zwei Studien-
gruppen annähernd gleich war. Risi-
kofaktoren für AAD waren u.a. die
Dauer der Antibiotikatherapie und
des Krankenhausaufenthaltes sowie
die Einnahme von Antazida. CDD
waren mit der Länge der antibioti-
schen Behandlung assoziiert. Vergli-
chen mit der Placebogruppe hatten
die Patienten mit der Bakterienein-
nahme häufiger Blähungen. Art und
Schwere der gastrointestinalen Symp-
tome waren ansonsten nicht verschie-
den. Die Durchfälle traten meistens
in den ersten 4 Wochen nach Beginn
der Antibiotikaeinnahme auf. Bei
7 Patienten mit und 10 ohne Inter-
vention lagen andere Ursachen vor.
Dies waren überwiegend Norovirus-
infektionen.
Fazit
Bei älteren Patienten waren Antibio-
tika-assoziierte Durchfälle nicht selte-
ner, wenn Lakto- und Bifidobakterien
eingenommen wurden. Die Autoren
empfehlen weitere Studien zur
Mikrobiotikagabe nur, wenn ausrei-
chende Hinweise vorliegen, dass spe-
zifische Mikroorganismen gegen
bekannte pathophysiologische
Mechanismen der Diarrhöen wirken.
Sponsoring: Die Studie wurde von einer
öffentlichen Institution finanziell
unterstützt.
Dr. med. Susanne Krome
Der Beitrag ist erstmals erschienen in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Dtsch Med Wochenschr 2014; 139: 121).
Alle Rechte vorbehalten.
Antibiotika-assoziierte Diarrhöen treten am häufigsten bei statio-
nären Patienten über 65 Jahren auf, die mit Breitspektrum-Antibio-
tika behandelt werden. Allen et al. überprüften nun die Wirksam-
keit prophylaktisch eingenommener Bakterienstämme zur Vorbeu-
gung dieser Diarrhöen.
Lancet 2013; 382: 1249–1257
Mikrobiologie
Reduzieren „Mikrobiotika“
Antibiotika-assoziierte Durchfälle?
11 Mani H, Hesse C, Stratmann G et al. Ex vivo
effects of low-dose rivaroxaban on specific
coagulation assays and coagulation factor
activities in patients under real life conditi-
ons. Thromb Haemost 2013; 109: 127-136
12 Mani H, Rohde G, Stratmann G et al. Accu-
rate determination of rivaroxaban levels
requires different calibrator sets but not
addition of antithrombin. Thromb Haemost
2012; 108: 191-198
13 Mueck W, Borris LC, Dahl OE et al. Popula-
tion pharmacokinetics and pharmacodyna-
mics of once- and twice-daily rivaroxaban
for the prevention of venous thromboem-
bolism in patients undergoing total hip
replacement. Thromb Haemost 2008; 100:
453-461
14 Nagler M, Wuillemin W. [Laboratory diag-
nostic with regard to new anticoagulants –
monitoring and influence on coagulation
tests]. Ther Umsch 2012; 69: 650-656
15 Raghavan N, Frost CE, Yu Z et al. Apixaban
metabolism and pharmacokinetics after
oral administration to humans. Drug Metab
Dispos 2009; 37: 74-81
16 Schulman S, Crowther MA. How I treat
with anticoagulants in 2012: new and old
anticoagulants, and when and how to
switch. Blood 2012; 119: 3016-3023
17 Schweiz. Arzneimittelkompendium..
(letzter Zugriff 14.11.2013)
18 Stangier J, Feuring M. Using the HEMO-
CLOT direct thrombin inhibitor assay to
determine plasma concentrations of dabi-
gatran. Blood Coagul Fibrinolysis 2012; 23:
138-143
19 Stangier J, Rathgen K, Stahle H et al. The
pharmacokinetics, pharmacodynamics and
tolerability of dabigatran etexilate, a new
oral direct thrombin inhibitor, in healthy
male subjects. Br J Clin Pharmacol 2007;
64: 292-303
20 van Ryn J, Stangier J, Haertter S et al. Dabi-
gatran etexilate – a novel, reversible, oral
direct thrombin inhibitor: interpretation of
coagulation assays and reversal of anticoa-
gulant activity. Thromb Haemost 2010;
103: 1116-1127
21 Weitz JI, Eikelboom JW, Samama MM et al.
New antithrombotic drugs: Antithrombotic
Therapy and Prevention of Thrombosis, 9th
ed: American College of Chest Physicians
Evidence-Based Clinical Practice Guidelines.
Chest 2012; 141: e120S-151S
L. Simeon 1 , M. Nagler 2 , W. A. Wuillemin 1, 3
1 Abteilung für Hämatologie und Häma-
tologisches Zentrallabor, Luzerner Kan-
tonsspital, Schweiz
2 Universitätsklinik für Hämatologie und
Hämatologisches Zentrallabor, Inselspi-
tal, Bern, Schweiz
3 Universität Bern, Schweiz
Korrespondenz
Prof. Dr. Dr. med. Walter A. Wuillemin
Abteilung für Hämatologie und
Hämatologisches Zentrallabor
Luzerner Kantonsspital
6000 Luzern 16
Telefon: (+41) 41/2055147
eMail:
,
Der Beitrag ist erstmals erschienen in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Dtsch Med Wochenschr 2014; 139: 94-
98). Alle Rechte vorbehalten.
An der Studie nahmen 889 Patienten
mit akuten Atemwegsinfektionen
teil. Sie wurden in 12 Gruppen ran-
domisiert, denen folgende Empfeh-
lungen in verschiedenen Kombina-
tionen ausgesprochen wurden:
Medikamente: Paracetamol, Ibupro-
fen oder beide im Wechsel.
Dosis: Medikamentengabe 4 ×/Tag
für mindestens 3 Tage oder nach
Bedarf.
Dampfinhalation: Inhalation 5 Minu-
ten 3 ×/Tag vs. keine Inhalation.
Primärer Endpunkt war der Schwe-
regrad der Symptome an den Tagen
2–4. Sekundäre Endpunkte waren
Nebenwirkungen, Fieber, erforderli-
che Antibiotikaeinnahme und Not-
wendigkeit erneuter Arztbesuche.
Weder die Art der Dosierung von
Ibuprofen/Paracetamol noch die
Anwendung einer Dampfinhalation
führte zu einer signifikanten Verän-
derung der Endpunkte. Verglichen
mit Paracetamol unterschied sich die
Schwere der Symptome unter Ibu-
profen kaum (adjustierte Differenz
[aD] 0,04; 95%-Konfidenzintervall
[KI] -0,11 bis 0,19). Auch die Kombi-
nation aus Ibuprofen und Paraceta-
mol führte zu keinem nennenswer-
ten Unterschied im Vergleich zu
Paracetamol als alleinigem Analgeti-
kum (aD 0,11; 95%-KI -0,04 bis 0,26).
Ein signifikanter Unterschied bezüg-
lich geringerer Symptomschwere
zeigte sich für die Subgruppe der
Patienten mit Infektionen der unte-
ren Atemwege. Bei Kindern führte
die Behandlung mit Ibuprofen eben-
falls zu einer Verringerung der
Symptomschwere. Wiederkehrende
Arztbesuche traten bei 12% der Para-
cetamol-Gruppe auf. Bei der Ibupro-
fen-Gruppe waren es 20% (adjustier-
tes relatives Risiko [aRR] 1,67; 95%-
KI 1,12 bis 2,38). In der kombiniert
behandelten Gruppe kam es in 17%
zu wiederholten Arztbesuchen (aRR
1,49; 95%-KI 0,98 bis 2,18).
Fazit
Dampfinhalation und symptomati-
sche Anwendung von Ibuprofen oder
einer Ibuprofen-Paracetamol-Kombi-
nation bei akuten Atemwegsinfektio-
nen ist laut den Autoren ohne nen-
nenswerten Nutzen. Lediglich Kinder
bis 16 Jahre und/oder Patienten mit
Infektionen der unteren Atemwege
scheinen von einer Ibuprofengabe zu
profitieren.
Sponsoring: Die Studie wurde von
einer öffentlichen Institution finan-
ziell unterstützt.
Dr. med. Markus Escher
Der Beitrag ist erstmals erschienen in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Dtsch Med Wochenschr 2014; 139: 123).
Alle Rechte vorbehalten.
Atemwegsinfektionen sind die mit am häufigsten anzutreffenden
Erkrankungen in der täglichen Praxis. Eine Studie untersuchte,
ob konkrete Behandlungsempfehlungen ausgesprochen werden
können.
BMJ 2013; 347: f6041
Allgemeinmedizin
Atemwegsinfektionen:
Schmerzmittel und Inhalation
helfen kaum
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