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Nach dem Krankenhaus-Baro-
meter 2013 des Deutschen Kran-
kenhaus-Instituts (DKI) hat im
Jahr 2012 jedes zweite Allge-
meinkrankenhaus in Deutsch-
land (51%) Verluste geschrieben.
Der Anteil der Krankenhäuser
mit einem Jahresüberschuss von
55% ist 2012 auf gut 43% gesun-
ken. Die Zahl der Krankenhäuser
mit einem ausgeglichenen Jah-
resergebnis hat sich von 14% auf
7% halbiert.
Insgesamt hat sich die wirtschaftliche
Situation der deutschen Krankenhäu-
ser im Jahr 2012 somit dramatisch
verschlechtert, erklärte der Münchner
Gesundheitsökonom Prof. Günter
Neubauer auf der Vorstandssitzung
des Berufsverbands Deutscher Inter-
nisten am 31. Januar 2014 in Dresden.
Er geht wie das DKI davon aus, dass
die Situation in diesem Jahr nicht bes-
ser wird. Nur 22% erwarten eine Ver-
besserung, jedoch 39% der Kranken-
häuser eine Verschlechterung ihrer
wirtschaftlichen Situation. Ähnlich
wie im Vorjahr fallen die Zukunftser-
wartungen der Krankenhäuser daher
pessimistisch aus.
Die Folge ist ein Verdrängungswett-
bewerb der Krankenhäuser unterei-
nander, ein Kampf um die Betten
bzw. Patienten. Krankenhäuser wer-
den aber in der Regel nicht geschlos-
sen und verschwinden vom Markt,
sondern sie werden von einem ande-
ren Träger übernommen bzw. gehen
in Klinikketten auf.
In allen Größenklassen sind die priva-
ten Krankenhäuser die Gewinner, und
zwar die großen Klinikketten, weil sie
andere Häuser übernommen haben,
sagte Neubauer. Die großen Verlierer
sind die freigemeinnützigen Kranken-
häuser und vor allem die kommuna-
len Träger.
Personalaufwandquote als
Hauptgrund für Defizite
Als Gründe für die Defizite benannte
der Direktor des Instituts für Gesund-
heitsökonomik (ifg) vor allem die Per-
sonalaufwandquote. Sie betrug im
Durchschnitt aller Häuser 57%, lag
aber bei den privaten mit 53% am
niedrigsten und mit 59,1% bei den
öffentlichen Kliniken am höchsten,
dicht gefolgt von den freigemeinnüt-
zigen mit 58%. Die Patientenzufrie-
denheit ist bei allen Krankenhausar-
ten in etwa gleich. Kleinere Häuser
sind durch die Personalkosten stärker
betroffen als große. Am schwersten
tun sich laut Neubauer Häuser der
Grundversorgung, besonders auf dem
Lande.
Er beklagte auch die Defizite des
Krankenhaus-Finanzierungssystems.
Die Krankenhaus-Finanzierung in
Deutschland sei für die Ökonomen
ein Graus. Sie sei in sich widersprüch-
lich und wenig konsistent. Für die
Steuerung durch wettbewerbliche
Vergütung sei der Bundestag zustän-
dig, für die staatliche Planung und
Investitionslenkung der Bundesrat
und als Zuweiser die Vertragsärzte
bzw. die Selbstverwaltung. Neubauer
weist darauf hin, dass vor allem die
öffentliche Hand an der Finanzie-
rungsmisere Schuld hat, weil sie ihrer
gesetzlichen Verpflichtung, einer aus-
reichenden Investitionsforderung,
nicht nachkommt. Damit müssen die
Krankenhäuser immer mehr Gewinne
aus den DRG erwirtschaften, um ihre
Substanz zu erhalten.
Kriterien für den Erfolg
In einer Zusammenfassung nannte
Neubauer fünf Kriterien, die ein wirt-
schaftlich erfolgreiches Krankenhaus
auszeichnen:
1. eine moderne Gebäudestruktur und
technische Ausstattung sowie ein
Reinvestitionsquote von 8% und
höher
2. unterdurchschnittliche Betriebskos-
ten, einen Arbeitskostenanteil von
ca. 55%
3. eine konsistente Führungsstruktur:
Aufsichtsrat, Geschäftsführung und
Leitende Ärzte arbeiten koordiniert
4. Patientenorientierung und Öffent-
lichkeitsarbeit sind wichtig
5. das Krankenhaus ist kreditwürdig,
was in der Regel auf kommunale
Häuser nicht zutrifft!
KS
Nr. 4 • April 2014
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Berufspolitik
Den Krankenhäusern geht
es wirtschaftlich schlecht
Gesundheitsökonom Prof. Günter Neubauer beim BDI-Vorstand
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