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Medizin
Nr. 4 • April 2014
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Obwohl Nüsse viele Kalorien und
auch viel Fett enthalten, gelten sie als
gesundes Nahrungsmittel. Einige Stu-
dien zeigen günstige Einflüsse auf
kardiovaskuläre Erkrankungen und
Krebs. Bao et al. haben nun die Daten
von zwei prospektiven Kohortenstu-
dien auf Korrelation zwischen Nuss-
verzehr und Mortalität untersucht.
Zur Auswertung kamen Daten von
76 464 Frauen aus der Nurses' Health
Study mit einer Beobachtungsperiode
von 30 Jahren (1980–2010) und
42 498 Männern aus der Health Pro-
fessionals Follow-up Study mit einer
Beobachtungsdauer von 24 Jahren
(1986–2010). Die Angaben zu den
Ernährungsgewohnheiten entstamm-
ten validierten Fragebögen, die von
den Studienteilnehmern alle 2–4
Jahre ausgefüllt wurden. Primärer
Endpunkt war die Gesamtmortalität.
Es fand sich eine inverse und dosisab-
hängige Korrelation zwischen Nuss-
verzehr und Mortalität. Die Hazard
Ratio für Mortalität betrug bei
▶ Nussverzehr < 1 × wöchentlich:
0,93 (95%-Konfidenzintervall [KI]
0,90–0,96),
▶ Nussverzehr 1 × wöchentlich: 0,89
(95%-KI 0,86–0,93)
▶ Nussverzehr 2–4 × wöchentlich:
0,87 (95%-KI 0,83–0,90)
▶ Nussverzehr 5 oder 6 × wöchent-
lich: 0,85 (95%-KI 0,79–0,91).
▶ Nussverzehr ≥ 7 × wöchentlich:
0,80 (95%-KI 0,73–0,86; p<0,001 für
den Trend).
Die Korrelation gilt für Frauen und
Männer gleichermaßen und unabhän-
gig davon, ob Erdnüsse (Hülsenfrüch-
te) oder Nüsse verzehrt wurden. Alle
Subgruppen- und Sensitivitätsanaly-
sen ergaben ebenso signifikante Kor-
relationen, die auch z.B. nach Aus-
schluss von Rauchern und Personen
mit extrem hohem oder niedrigem
Body-Mass-Index unverändert blie-
ben. Die Assoziation war bei Überge-
wichtigen noch stärker ausgeprägt
(p=0,04 für die Interaktion). Da keine
Daten zur Zubereitungsart der Nüsse
(z.B. gesalzen, gekocht oder roh) vor-
lagen, konnte keine Aussage zu ihrem
Einfluss auf die Mortalität gemacht
werden.
Fazit
Der regelmäßige Verzehr von Nüssen
ist mit einer verminderten Mortalität
assoziiert. Die Autoren betonen aber,
dass hier keine Kausalität bewiesen
wurde und dass diese Ergebnisse
durch kontrolliert-randomisierte Stu-
dien bestätigt werden sollten.
Sponsoring: Die Studie wurde von
einer öffentlichen Institution und einer
Stiftung finanziell unterstützt.
Dr. med. Peter Pommer
Der Beitrag ist erstmals erschienen in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Dtsch Med Wochenschr 2014; 139: 312).
Alle Rechte vorbehalten.
Ein erhöhter Nusskonsum wird mit einem verringerten Risiko für
chronische Erkrankungen, wie kardiovaskuläre Erkrankungen oder
Typ-2-Diabetes, in Verbindung gebracht. Der Zusammenhang zwi-
schen Nussverzehr und Mortalität war bisher jedoch unklar. Bao et
al. widmeten sich nun dieser Fragestellung.
N Engl J Med 2013; 369: 2001–2011
Ernährungsmedizin
Mit Nüssen länger leben?
Shen et al. untersuchten, inwieweit
der Einsatz von Betablockern, Statinen
und Diuretika bei Patienten mit
gestörter Glukosetoleranz und anderen
kardiovaskulären Risikofaktoren mit
dem Neuauftreten von Diabetes asso-
ziiert ist. Die Forscher analysierten die
Daten der NAVIGATOR-Studie neu. In
dieser Studie war der Einfluss von
Valsartan und Nateglinid auf Patienten
mit gestörter Glukosetoleranz unter-
sucht worden. In der jetzt publizierten
Analyse wurden 9306 Patienten unter-
sucht, die bei Einschluss in die Studie
weder mit Betablockern, Diuretika,
Statinen noch Kalzium-Antagonisten
behandelt wurden. Dabei dienten letz-
tere als Stoffwechsel-neutrale Kontrol-
le. Alle Patienten hatten eine gestörte
Glukosetoleranz und andere kardiovas-
kuläre Risikofaktoren zu Beginn der
Studie. Endpunkt der Analyse war die
Neumanifestation eines Diabetes mel-
litus Typ 2, diagnostiziert durch Nüch-
ternglukose und bestätigt durch einen
oralen Glukosetoleranztest, der inner-
halb der folgenden 12 Wochen durch-
geführt wurde. Während der Beobach-
tungszeit von im Mittel 5 Jahren
wurde bei 16,2% der Patienten eine
Therapie mit einem Betablocker
begonnen, bei 20,7% mit Diuretika, bei
22,0% mit Statinen und bei weiteren
18,6% mit Kalzium-Antagonisten. Nach
statistischer Adjustierung zeigte sich,
dass sowohl Diuretika als auch Statine
das Risiko für einen manifesten Diabe-
tes um 23% erhöhten. Betablocker und
Kalzium-Antagonisten hingegen waren
nicht mit dem Neuauftreten von Dia-
betes assoziiert.
Fazit
Bei Patienten mit einer gestörten Glu-
kosetoleranz und anderen kardiovas-
kulären Risikofaktoren führen Diure-
tika und Statine laut den Autoren
häufiger zu einem manifesten Diabe-
tes mellitus Typ 2; Betablocker und
Kalzium-Antagonisten dagegen nicht.
Sponsoring: Die NAVIGATOR-Studie
wurde von Novartis Pharma finanziell
unterstützt. Bei der vorliegenden Studie
wurden keine Angaben zum Sponsoring
gemacht.
Dr. med. Christoph Feldmann
Der Beitrag ist erstmals erschienen in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Dtsch Med Wochenschr 2014; 139: 412).
Alle Rechte vorbehalten.
Betablocker, Diuretika und Statine reduzieren die kardiovaskuläre
Morbidität und Mortalität. Es gibt jedoch Hinweise, dass sie zu einer
erhöhten Diabetesinzidenz führen könnten.
BMJ 2013; 347: f6745
Diabetologie – Pharmakologie
Erhöhen Medikamente Diabetesinzidenz
bei gestörter Glukosetoleranz?
Trotz ihres hohen Gehalts an Kalorien und
Fett gelten Nüsse als gesundes Nahrungs-
mittel (Bildquelle: Ojo Images/F1online).
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