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Bücher
Nr. 8/9 • August 2012
9
Tomas Jelinek (Hrsg.)
Kursbuch Reisemedizin
Beratung, Prophylaxe, Reisen mit
Erkrankungen
Georg Thieme Verlag KG
2012, 544 S., 131 Abb., 129,99 €
ABC der
Reisemedizin
Die Entwicklung des internationalen
Tourismus mit Reisen in ferne Länder
und entlegene Gebiete, die Globalisie-
rung der Märkte und die Reisebereit-
schaft auch Älterer und chronisch
Kranker stellt für die medizinische
Beratung und Betreuung eine immer
größer werdende Herausforderung
dar. Lange Flugreisen, Höhentrekking
und Extrembergsteigen, die Beurtei-
lung der Tauchtauglichkeit, aber auch
Arbeitsaufenthalte im Ausland vom
Kurzbesuch beim Geschäftspartner bis
zu mehrjährigen Auslandseinsätzen
bedürfen heute eines umfangreichen
medizinischen Wissens, das weit über
die allgemeinmedizinischen Fach-
kenntnisse hinausgeht.
Das vorliegende „Kursbuch“ basiert
auf den Beiträgen der erfahrenen
Referenten der reisemedizinischen
Kurse des Centrums für Reisemedizin
und soll als Grundlagen- und Nach-
schlagewerk dienen. Ergänzt wird es
durch das ständig aktualisierte CRM
Handbuch bzw. die länderspezifischen
Informationen einschlägiger Internet-
quellen. Es besticht durch eine klare
Gliederung, in der man sich schnell
zurechtfindet. Wichtige und praxisna-
he Hinweise sind klar herausgestellt,
aussagekräftige Tabellen, Abbildungen
und nützliche Weblinks runden die
Ausführungen des Textteils professio-
nell ab.
Neben den Präventivthemen der Rei-
semedizin (Hygiene, Sonne, Klima, Jet-
lag, Mückenschutz, Versicherungsleis-
tungen u .a.) nehmen auch die typi-
schen Infektions- und Reiseerkran-
kungen sowie deren Immunprophyla-
xe breiten Raum ein. Die besonderen
Herausforderungen an die Beratungs-
qualität bei beruflichen Langzeitauf-
enthalten (Entwicklungshilfe, Militär-,
Studien- und Forschungseinsätze) ein-
schließlich der arbeitsmedizinischen
Nachsorge sind in beispielhaften Sze-
narien eindrucksvoll dargestellt.
In allen Kapiteln des Buches ist klar
herausgestellt, dass fundierte Beratun-
gen jeweils gezielt auf die individuel-
len Aktivitäten des Reisenden ausge-
richtet sein müssen: Bei speziellen
Reiseaktivitäten wie Sporttauchen,
Extrembergsteigen aber auch Wüsten-
und Dschungel-Trekking sowie in Ziel-
ländern mit hohen Sicherheitsrisiken
kann die Beratung bisweilen sehr
anspruchsvoll werden und die diffe-
renzierte Bewertung der Risiken eine
hohe Sachkenntnis erfordern. Dazu
könne sogar der Hinweis auf spezielle
Unfallabsicherungen gehören.
Kompakte Empfehlungen zu Reisen in
der Schwangerschaft, mit Kindern, im
Alter und mit einer Vielzahl chroni-
scher Erkrankungen geben einen
raschen Überblick im Einzelfall. Mit
„wichtigen Punkten zur Vermeidung
kritischer Situationen“ werden, wie
beim Diabetes, sogar Checklisten mit-
geliefert, die nichts dem Zufall über-
lassen. Die Differenzialdiagnostik häu-
figer Leitsymptome der kranken Rück-
kehrer gibt mit detaillierten Therapie-
schemata wichtige Hinweise für ein
strukturiertes Vorgehen. So fasst das
Buch den Inhalt der reisemedizini-
schen Kurse gut zusammen und ist
eine gute Basis für die Standardbera-
tung in der Praxis.
Zusätzlich wurde dem Kursbuch eine
CD mit umfangreichen Informationen
beigefügt, die die Beratungssituation
mit nützlichen Länder- und Krank-
heitsinformationen unterstützt. Leider
stellt die CD nur eine Momentaufnah-
me vom Mai 2010 dar und kann die
aktuellen Länderinformationen im
Netz nicht in jedem Fall ersetzen.
Außerdem finden sich dort zur Unter-
stützung einer effizienten Praxisorga-
nisation einige Formulare, Zeugnisse
und Atteste sowie wertvolle Hinweise
zur Liquidation und Kostenerstattung.
Fazit:
Mit seinem „Kursbuch Reise-
medizin“ hat das Autorenteam um
Prof. Jelinek ein umfassendes Grund-
lagenwerk vorgelegt, das neben
Infektions- und Tropenkrankheiten
sowie den präventiven Kernthemen
auch die Besonderheiten beruflicher
Auslandsaufenthalte, spezielle Reise-
aktivitäten und Reisen mit Vorer-
krankungen zielgerecht bearbeitet.
Ein empfehlenswerter Leitfaden für
die reisemedizinische Beratung in
der Praxis!
Dr. med. Hanns Wildgans
Dr. med. Hanns Wild-
gans ist Arzt für Innere
Medizin und Arbeitsme-
dizin, Umweltmedizin,
in München und Kom-
petenzfeldleiter Medizin
der IAS-Gruppe.
Christoph Spes, Volker Klauss (Hrsg.)
Facharztprüfung Kardiologie
In Fällen, Fragen und Antworten
Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH
2011, 336 S., 79,95 €
Ein Arbeitsbuch
Die erste Auflage der „Facharztprü-
fung Kardiologie“ von den Herausge-
bern Christoph Spes und Volker
Klauss orientiert sich in der Aufma-
chung an dem auch im Urban und
Fischer Verlag erscheinenden und
bewährtem Buch „Facharztprüfung
Innere Medizin“.
Die mehr als 60 Fälle sind in acht
große Leitsymptomabschnitte einge-
teilt, angefangen von Thoraxschmerz
über Herzrasen und Dyspnoe bis hin
zum kardialen Check-up. Nach der
einleitenden Vorstellung einer
Kasuistik folgen Fragesequenzen
anhand derer die initiale Kasuistik –
aber auch sich daraus ergebende all-
gemeine Fragestellungen der Kardio-
logie – bearbeitet werden. Die auf
den Fragen aufgebaute Bearbeitung
des Falles ermöglicht es, das Buch
interaktiv sowohl zum ersten Lernen
als auch zur Überprüfung des eigenen
Wissens zu nutzen. Ergänzt werden
die Ausführungen durch insgesamt
180 Abbildungen, die sowohl EKG,
Röntgen- und Echobilder als auch
Koronarangiographien oder über-
sichtliche Tabellen und Algorithmen
zur weiteren Verdeutlichung enthal-
ten. Eine gute Ergänzung ist auch das
Kapitel zu kardiovaskulären Erkran-
kungen in der Schwangerschaft mit
Schwerpunkten auf eine assoziierte
Kardiomyopathie oder Schwanger-
schaftshypertonie. Abschließend sind
jedem Fall noch Angaben zu Primär-
literatur, insbesondere aktueller Leit-
linien, angefügt, die eine Intensivie-
rung des behandelten Stoffes zulas-
sen.
Graphisch sind die Abschnitte durch
den hervorhebenden Einschub der
gestellten Fragen gut gegliedert. Die
einzelnen Kasuistiken sind wie die
eingefügten Tabellen und wichtigen
Algorithmen in farbigen Kästen her-
vorgehoben und somit sofort zu
erkennen. Die eingefügten Abbildun-
gen sind in Größe und Aufarbeitung
so angepasst, dass sich die darzustel-
lenden Pathologika gut erkennen las-
sen.
Für eine zweite Auflage würde man
sich noch eine detailliertere Darstel-
lung der Untersuchungsmethoden
und Indikationen für eine kardiale
Computertomographie oder kardiale
Magentresonanztomographie wün-
schen. Weitere aktuell zum Teil kon-
trovers diskutierte Themen wie zum
Beispiel die interventionelle Behand-
lung der Mitralinsuffizienz, die Assist
Decice Therapie zum Bridging bei
Herzinsuffizienz oder die Behandlung
der schwer einstellbaren arteriellen
Hypertonie mittels renaler Denervati-
on sollten als mögliche Behandlungs-
optionen genannt und ggf. diskutiert
werden. Die Fälle der Device-Thera-
pie (Schrittmacher/ICD/CRT) könnten
um die Darstellung behandlungsbe-
dürftiger Komplikationen oder
Grundlagen der möglichen Einstel-
lungen ergänzt werden. Auf eine Dar-
stellung der Behandlungsoptionen
eines Herz-Kreislauf-Stillstandes/
Reanimation aus kardiologischer
Sicht wurde verzichtet. In vereinzel-
ten Details, so z.B. im Rahmen der
Beschreibung des akuten Koronarsyn-
droms bzgl. der Thrombozytenaggre-
gationshemmer, zeigt sich die Über-
sicht nicht vollständig.
Fazit:
Insgesamt ist „Facharztprüfung
Kardiologie“ ein gut zu lesendes
Arbeitsbuch zur Vorbereitung auf die
Prüfung, das bei einem noch adäqua-
tem Preis-Leistungs-Verhältnis in der
ersten Auflage allerdings nicht auf die
Hinzunahme weiterer Literatur ver-
zichten lässt.
Dr. med. Matthias Bayer
Dr. med. Matthias
Bayer ist Facharzt für
Innere Medizin und
aktuell in Weiterbil-
dung zum Kardiolo-
gen am Uniklinikum
Gießen.
Sebastian Schulz-Stübner
Hygiene und Infektionsprävention
Fragen und Antworten
Springer Verlag
2011, 270 S., 10 Abb., 29,95 €
Hygiene-
Kreuz(chen)zug
Die Mehrzahl der derzeit berufstäti-
gen Ärzte haben ihre Prüfungen und
Staatsexamen im Multiple-Choice-
Verfahren bestanden, Quizsendungen
erzielen im Fernsehen hohe Ein-
schaltquoten und Kinder versucht
man durch Lern-Quiz-Spiele an schu-
lische Inhalte locker heranzuführen.
Warum also sollen nicht auch
umfangreiche und schwere fachärzt-
liche Themen, in kleinen Appetit-
häppchen verabreicht, leichter ver-
daulich sein? Das kompakte und
handliche Buch „Hygiene und Infekti-
onsprävention“ von Schulz-Stübner
nimmt man ohne Schwellenangst
und besonderen Vorsatz in die Hand,
selbst wenn man voraussichtlich nur
einige Minuten Zeit haben wird –
Zeit genug, einige Fragen zu lesen
und in Gedanken zu beantworten,
vielleicht auch an anderer Stelle
nachzulesen, wenn man sich nicht
sicher ist. So kann Lernen ebenso
unkonventionell wie erfolgreich sein,
der Tatsache Rechnung tragend, dass
die Aufmerksamkeit oft schon nach
kurzer Zeit nachlässt und so vermut-
lich ein hoher Wirkungsgrad erreicht
wird. Die hier erworbenen Mosaik-
steine können sich nach und nach zu
einem übersichtlichen Gesamtbild
zusammensetzen.
Der Autor spricht hygienebeauftragte
Ärzte und Hygienefachkräfte an, er
stellt auf 260 reinen Textseiten 186
Multiple-Choice-Fragen, die er mit
Richtig und Falsch beantwortet und
dies durchweg kompetent, klar und
nachvollziehbar begründet. Sehr
wichtig ist dabei der Anhang, der in
zwei Kapiteln wichtige Gesetze, Ver-
ordnungen und Richtlinien sowie
wegweisende Studien und Übersich-
ten knapp und auf das Wesentliche
kondensiert, aber gut verständlich
referiert. Mein Tipp an die Leser wäre
dabei, diesen hoch informativen
Anhang zuerst zu lesen.
Das Schriftbild ist gut leserlich, die
kurzen Texte sind übersichtlich
gegliedert, Aufmachung und Ausstat-
tung sind einfach aber hochwertig,
wie man es von den großen medizi-
nischen Verlagen gewöhnt ist, der
Preis liegt im üblichen Rahmen.
Fazit:
Ein handliches Buch zum nie-
derschwelligen und kurzweiligen Stu-
dium der Hygiene, das trotz der
Kürze hohe Kompetenz erkennen
lässt. Systematiker werden allerdings
nicht um die zusätzliche Anschaffung
eines Lehrbuches herumkommen.
Dr. med. Peter Pommer
Dr. med. Peter
Pommer ist Internist
und Pneumologe.
Er ist Chefarzt der
Abteilung für Pneu-
mologie am Gesund-
heitszentrum Ober-
ammergau.