Everolimus-beschichtete Stents der
zweiten Generation aus einer Cobalt-
Chrom-Legierung (CoCr-EES) haben
die niedrigste Rate an Stentthrom-
bosen. Das ist dasErgebnis der großen
Metaanalyse von T. Fulmerini et al.
Die Autoren betrachteten insgesamt
49 Studien mit 50 844 Patienten, bei
denen entweder verschiedene
medikamentenbeschichtete Stents
oder medikamentenbeschichtete und
unbeschichtete Stents (Bare-Metal-
Stents) implantiert worden waren.
Die Beobachtungszeit betrug 2 Jahre.
Studienendpunkt war die Rate an
Stentthrombosen. Nach 30 Tagen
zeigten CoCr-EES signifikant gerin-
gere Thromboseraten als unbeschich-
tete Stents (Odds Ratio [OR] 0,21;
95 %-Konfidenzintervall [KI]
0,11–0,42). Auch zwischen Tag 31
und einem Jahr war die Rate signi-
fikant erniedrigt (OR 0,27; 95 %-KI
0,08–0,74). Ein ähnliches Ergebnis lag
ebenfalls nach einem Beobachtungs-
zeitraum von 2 Jahren vor: OR 0,35;
95 %-KI 0,17–0,69. Im Vergleich zu
anderen medikamentenfreisetzenden
Stents der ersten Generation war die
Thromboserate bei CoCr-EES der
zweiten Generation nach einem Jahr
signifikant niedriger: um 72 % im
Vergleich zu Paclitaxel-beschichteten
Stents (OR 0,28; 95 %-KI 0,16–0,48),
um 59 % im Vergleich zu Sirolimus-
beschichteten Stents (OR 0,41;
95 %-KI 0,24–0,70) und um 79 %
(OR 0,21; 95 %-KI 0,10–0,44) bzw.
86 % (OR 0,14; 95 %-KI 0,03–0,47)
im Vergleich zu zwei Zotarolimus-
beschichteten Stents.
Nach 2 Jahren lagen lediglich die
Ergebnisse im Vergleich zu Paclitaxel-
Stents vor: Hier war die Thrombose-
rate um 66 % geringer (OR 0,34; 95 %-
KI 0,19–0,62).
Fazit
Die medikamentenbeschichteten
Stents der zweiten Generation
(CoCr-EES) führten nach 30 Tagen
sowie nach einem und 2 Jahren zu
signifikant weniger Thrombosen im
Vergleich zu medikamentenbeschich-
teten Stents der ersten Generation
und unbeschichteten Stents. Dies sei
eine neue Erkenntnis, so die Autoren.
Kommentar zur Studie
Der Feuersturm, der sich nach der
anfänglichen Euphorie über medika-
mentenbeschichtete Stents erhob, als
bekannt wurde, dass späte Thrombo-
sen häufiger seien, scheint sich mit
diesen Daten zu legen, so J. A.
Ormiston und M. W. Webster in
ihrem Kommentar. Zu bedenken sei
allerdings, dass durch die verlängerte
Plättchenhemmung auf ein Jahr ein
Beobachtungszeitraum von 2 Jahren
(noch) nicht ausreichend sei. Außer-
dem würden viele Patienten mit aku-
ten Stentthrombosen sofort sterben,
sodass hier eine hohe Dunkelziffer
anzunehmen sei. Dennoch seien die
Daten vielversprechend. Neue Stents
oder Ballons müssten sich nun an
CoCr-EES messen lassen.
Lancet 2012; 379: 1368–1369
Dr. med. Christoph Feldmann, Köln
Sponsoring: Die Studie wurde von
einer gemeinnützigen Stiftung finan-
ziell unterstützt.
Der Beitrag ist erstmals erschienen in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Dtsch Med Wochenschr 2012; 137:
1231). Alle Rechte vorbehalten.
Medizin
Nr. 8/9 • August 2012
15
Der Einsatz medikamentenbeschichteter Stents (Drug-Eluting-Stents)
hat die Rate der Restenosen nach Koronarinterventionendrastisch
reduziert. Späte Thrombosen in diesen Stents der ersten Generation
haben die Euphorie jedoch deutlich gedämpft. Welche Rolle die spä-
ten Thrombosen tatsächlich spielen, auch nach Einführung medika-
mentenbeschichteter Stents der zweiten Generation, ist bislang
unklar. Daher untersuchten nun T. Palmerini et al. das Thrombose-
risiko zwischen medikamentenbeschichteten und unbeschichteten
Stents.
Lancet 2012; 379: 1393–1402
Kardiologie
Thromboserate im Vergleich
verschiedener Stents
Im Vergleich zu unbeschichteten Stents und medikamentenbeschichteten
Stents der ersten Generation führten die medikamentenbeschichteten
Stents der zweiten Generation (CoCr-EES) nach 30 Tagen sowie nach
einem und 2 Jahren zu signifikant weniger Thrombosen (Quelle: Aktion
Meditech).
Insgesamt gingen 23 randomisierte
Untersuchungen mit 2117 Patienten
in die Analyse ein. In den Inter-
ventionsgruppen mit der Kombina-
tionstherapie erhielten sie täglich
1000–2550 mg Metformin. Die
Insulinpräparate und deren Dosie-
rungen waren unterschiedlich. Auf-
grund verschiedener methodischer
Mängel wurde das Risiko der Daten-
verzerrung insgesamt hoch einge-
schätzt. Die Kombinationsbehand-
lung beeinflusste das Körpergewicht
und den Body-Mass-Index positiv
(-1,68 bzw. -1,27 kg/m
2
). Als Hinweis
auf eine bessere glykämische Kon-
trolle wurde eine stärkere Reduktion
des HbA
1c
erreicht als unter der
Insulinmonotherapie (p < 0,001). Die
Ergänzung mit Metformin führte ins-
besondere bei Patienten mit einem
Body-Mass-Index > 30 zu einer sig-
nifikanten Insulineinsparung. Insge-
samt verglichen 16 Studien mit
1627 Patienten die Gesamtmortali-
tät. Die Ergebnisse waren heterogen.
Eine Reduktion durch die Kombina-
tionstherapie ergab sich nicht
(p = 0,77). Die kardiovaskuläre Sterb-
lichkeit wurde in 15 Studien mit
1498 Patienten untersucht. Auch hier
ergaben sich keine Vorteile aus der
kombinierten Behandlung (p = 0,52).
Makro- und mikrovaskuläre Kom-
plikationen wurden selten berichtet.
Relevante Unterschiede zwischen
Behandlungsgruppen bestanden
nicht. Die Hypoglykämierate war in
11 Studien eine Variable: Im Fixed-
Effects-Modell, jedoch nicht im Ran-
dom-Effects-Modell, ergab sich eine
signifikant höhere Hypoglykämie-
rate für die Kombinationstherapie
(p = 0,17). Andere schwerwiegende
Nebenwirkungen waren in den Stu-
dien unterschiedlich definiert, unter-
schieden sich allerdings für die
Behandlungsgruppen nicht. Die
Lebensqualität wurde nicht beein-
flusst.
Fazit
Die Kombinationsbehandlung aus
Insulin mit Metformin hatte positive
Wirkungen auf das Körpergewicht,
die Blutzuckerhomöostase und den
Insulinbedarf, so die Autoren. Aller-
dings wurden die wesentlichen
Variablen – Gesamt- und kardiovas-
kuläre Mortalität – nicht günstig
beeinflusst. Aufgrund methodischer
Mängel der Studien sei die Aussage-
kraft der eigenen Ergebnisse jedoch
eingeschränkt.
Dr. med. Susanne Krome
Sponsoring: Die Studie wurde von ver-
schiedenen Institutionen finanziell
unterstützt.
Der Beitrag ist erstmals erschienen in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Dtsch Med Wochenschr 2012; 137:
1284). Alle Rechte vorbehalten.
Bei vielen Patienten mit Typ-2-Diabetes reicht im Krankheitsverlauf
die Behandlung mit einer Diät und oralen Antidiabetika nicht mehr
aus. Hemmingsen et al. fassten nun in einer Metaanalyse Studien
zusammen, die eine Insulinmonotherapie mit der Kombinations-
behandlung aus Insulin und Metformin verglichen.
BMJ 2012; 344: e1771
Diabetologie
Typ-2-Diabetes: Senken Insulin
plus Metformin die Mortalität?
Kurzmitteilungen
Perkutane Koronarintervention auch in Kliniken ohne Herzchirurgie sicher
Es wird empfohlen, eine perkutane Koronarintervention (PCI) in Kliniken mit Zugang zur
herzchirurgischen Abteilung durchzuführen. T. Aversano et al. führten nun eine rando-
misierte Nichtunterlegenheitsstudie durch, in der sie die klinischen Ergebnisse der PCI
an Kliniken mit und ohne Herzchirurgie verglichen. Insgesamt wurden 18 867 Patienten
in die Studie aufgenommen und 60 Kliniken ohne Herzchirurgie betrachtet. Die beiden
primären Endpunkte umfassten die 6-Wochen-Mortalität und die 9-Monatsinzidenz
schwerer kardialer Ereignisse. Ergebnis: Die Rate der 6-Wochen-Mortalität betrug in
Kliniken ohne Herzchirurgie 0,9 % vs. 1,0 % an Kliniken mit Herzchirurgie (p = 0,004 für
Nichtunterlegenheit). Für die 9-Monatsinzidenz lagen die Werte entsprechend bei
12,1 % vs. 11,2 % (p = 0,050 für Nichtunterlegenheit). Die Autoren folgern, dass die PCI
an Kliniken ohne Herzchirurgie der PCI an Kliniken mit Herzchirurgie nicht unterlegen
ist. mrs
(N Engl J Med 2012; 366: 1792–1802)
Kaffeekonsum beeinflusst Mortalitätsrisko
Einerseits ist Kaffee reich an bioaktiven Komponenten wie Antioxidanzien, andererseits
enthält es Koffein. Freedmann et al. konnten nun trotz einer groß angelegten prospekti-
ven US-Studie mit 173 141 Frauen und 229 119 Männern – ohne Herzerkrankung,
Schlaganfall oder Krebs – nicht klären, ob der Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum
und Gesamtoder ursachenspezifischer Mortalität kausal oder assoziativ ist. Insgesamt
war das Mortalitätsrisiko unter Kaffeekonsumenten höher; diese waren aber auch ver-
mehrt Raucher. Die angepasste Analyse bezüglich Störfaktoren wie Rauchen zeigte dann
einen inversen Bezug zwischen Kaffeekonsum und Mortalitätsrisiko: Beim Vergleich zwi-
schen Kaffeetrinkern und Nicht-Kaffeetrinkern sank geschlechtsunspezifisch die Hazard
Ratio (HR) für Tod mit steigendem Kaffeekonsum (1 Tasse/d, HR 0,99; 95 %-Konfidenz-
intervall [KI] 0,95–1,04 bzw. ≥ 6 Tassen/d, HR 0,90; 95 %-KI 0,85–0,96, p < 0,001).
Die erfassten Todesursachen, z.B. Herz- oder respiratorische Erkrankungen, Schlaganfall,
Verletzungen und Unfälle, waren unter den Subgruppen, einschließlich Nichtraucher,
vergleichbar.
msa
(N Engl J Med 2012; 366: 1891–1904)