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Bücher
Nr. 7 • Juli 2012
9
Stephan Becher, Elmar Ludolph (Hrsg.)
Grundlagen der ärztlichen
Begutachtung
Georg Thieme Verlag KG
2012, 286 S., 34 Abb., 72 Tab., 79,99 €
1
×
1 der
Begutachtung
Ärztliche Begutachtung ist bisher lei-
der kein Gegenstand des Medizinstu-
diums. Dennoch ist der Arzt in Wei-
terbildung im klinischen Alltag meist
schon früh mit der medizinischen
Begutachtung für Versicherungen,
Versorgungseinrichtungen und
Gerichte konfrontiert und hat – meist
im Auftrag des Weiterbilders und nur
selten durch eine strukturierte Wis-
sensvermittlung auf diese Aufgabe
gut vorbereitet – die herrschende
Meinung auf die konkreten Fälle der
Aktenlage anzuwenden. Das vorlie-
gende Buch schließt diese Lücke: Es
folgt dabei dem gleichnamigen Curri-
culum der Bundesärztekammer und
stellt eine systematische interdiszi-
plinäre Anleitung dar, um an der
Schnittstelle Medizin/Recht den
hohen Anforderungen an einen unab-
hängigen medizinischen Sachverstän-
digen gerecht zu werden.
Die Gliederung des Buches lehnt sich
nahezu wörtlich an das Curriculum
der Bundesärztekammer an und
behandelt zunächst die „allgemeinen
Grundlagen und Zustandsbegutach-
tung I“ (Rehabilitations- und Schwer-
behindertenrecht), ferner die „kausa-
litätsbezogene Begutachtung“ im
Haftpflicht-, Unfall- und Entschädi-
gungsrecht und schließlich in
„Zustandsbegutachtung II“ die Berei-
che der Kranken-, Pflege und Berufs-
unfähigkeitsversicherung.
Übersichtlich und gut gegliedert
führen die Herausgeber in die Ziel-
setzungen und Besonderheiten der
verschiedenen Rechtsgebiete ein,
erläutern den Aufbau eines Gutach-
tens und die Inhalte der klinischen
Befunderhebung und geben Tipps für
eine überzeugende Beurteilung ein-
schließlich der Einstufung der Leis-
tungsfähigkeit. Die positiven und
negativen Fallbeispiele unterstrei-
chen die Praxisnähe des Buches und
erleichtern das Erlernen der vorher
dargestellten theoretischen Grund-
lagen.
Souverän führen die Autoren durch
den Dschungel der Kausalitäts- und
Beweisregeln in Straf-, Zivil- und
Sozialrecht und zeigen mit klaren
Definitionen, gezielten Zitaten der
jeweiligen gesetzlichen Bestimmun-
gen, übersichtlichen Tabellen und
eindrucksvoll kommentierten Bei-
spielen die wichtigsten „Fallstricke“
auf. Trotz der insgesamt 14 Autoren
wirkt die Gesamtdarstellung wie aus
einem Guss. Sie enthält zu jedem
Bereich alle erforderlichen Informa-
tionen ohne Überfrachtung mit
Details und verweist zur Vertiefung
im Einzelfall gezielt auf die einschlä-
gigen Standardwerke des jeweiligen
Fachgebietes.
Das Werk unterstreicht die jahrzehn-
telange Erfahrung der Herausgeber in
der medizinischen Begutachtung und
fasst die Kernfragen der verschiede-
nen Rechtsbereiche ausgewogen
zusammen. Eine abschließende
Bewertung der medizinischen Begut-
achtung durch einen aktiv tätigen
Richter am Landessozialgericht run-
den das Buch sinnvoll ab. Ein ergän-
zendes Glossar sorgt für den schnel-
len Überblick, ein umfangreiches
Stichwortverzeichnis hilft beim
schnellen Zurechtfinden in Einzelfra-
gen. So wird das Buch bestimmt
nicht nur bei der Gutachtenerstellung
während der Weiterbildung, sondern
auch im späteren Praxisalltag ein
wertvolles Nachschlagewerk sein.
Das Buch schickt sich an, die Kurse
der Bundes- und Landesärztekam-
mern zu diesem Thema sinnvoll zu
ergänzen, in einigen Bereichen viel-
leicht sogar zu ersetzen. In Anbe-
tracht der Kursgebühren ist das Werk
eine ernst zu nehmende Alternative.
Fazit:
Eine äußerst ansprechende und kom-
petente Darstellung zu einem inter-
disziplinär wichtigen Thema, trotz
der komplizierten Materie didaktisch
sehr gut aufbereitet!
Dr. med. Hanns Wildgans
Dr. med. Hanns Wild-
gans ist Arzt für Innere
Medizin und Arbeits-
medizin, Umweltmedi-
zin in München und
Kompetenzfeldleiter
Medizin der IAS-Grup-
pe.
Simone Claudi-Böhm, Bernhard Böhm
Diabetes und Schwangerschaft
Springer Verlag
2012, 222 S., 21 Abb., 34 Tab., 49,95 €
Faktenreiche
Informationsquelle
Dem Thema ist Aufmerksamkeit
gewiß – erst kürzlich beschloß der
GBA, das Screening auf Gestations-
diabetes zur Kassenleistung zu
erklären. Kann das jetzt in 2. Auflage
vorliegende Buch den zweifellos vor-
handenen Informationsbedarf abde-
cken? Thematisch werden alle rele-
vanten Gebiete mit vielen Details auf
200 Seiten besprochen. Wesentliche
Informationen werden durch farbige
Unterlegung hervorgehoben oder in
Tabellen gut strukturiert bzw. durch
überwiegend schematische Abbil-
dungen illustriert.
Die aktuellen Probleme fangen
bereits bei der Diagnostik an – die
Forderung nach Glukosebestimmung
im venösen Plasma wirft ungeahnte
praktische Probleme gerade für
Gynäkologen auf, hier hätte man
sich eine ausführlichere Diskussion
gewünscht.
Manchen Themen wird zuviel Raum
gewidmet, so dem praktisch bedeu-
tungslosen Mischen von Normal-
und NPH-Insulin in einer Spritze.
Auch die über viele Seiten ausgebrei-
teten Tagesernährungspläne mit
Nährstoffangaben in Gramm mit
Kommastelle gehen an der Realität
der Ernährungsberatung vorbei.
Ausführungen zum Cholesteringe-
halt diverser Lebensmittel sind nicht
nur für die Alterszielgruppe des
Buches entbehrlich, noch dazu wenn
sie sich z.B. auf Hummer, Schrimps
und Miesmuscheln beziehen.
Verwirrend ist auch, dass das Thema
Insulintherapie in zwei Kapiteln
angesprochen wird, im Kapitel 5
„Insulintherapie“ und dann noch im
Kapitel 10 bei der allgemeinen
Bewertung der Arzneimitteltherapie
bei Schwangerschaft. Hier taucht lei-
der ein problematischer Fehler auf:
Insulin glargin wird zunächst als
kurzwirkendes Analagon bezeichnet
und tendenziell anders bewertet als
auf der nächsten Seite, wo es zwi-
schen zwei kurzwirkenden Analoga
dann als langwirkendes Insulinana-
logon besprochen wird. Der Verweis
auf die Fachinformation als auch
juristisch relevante Informations-
quelle wäre gerade an dieser Stelle
sinnvoll.
Vervollständigt wird das Buch durch
Ausführungen zur Betreuung von
Mutter und Kind nach der Entbin-
dung. Abschließend findet sich ein
knapp dreiseitiges Stichwortver-
zeichnis, dass dem an Suchmaschi-
nen Gewöhnten die Schwierigkeiten
schneller Informationsfindung in
Büchern demonstriert.
Leider folgt auch dieses Buch der
vordergründig dem Lektor anzulas-
tenden Unsitte vieler deutscher
Lehrbücher, dem offenbar unüber-
windbaren Labormaßeinheiten-
Schisma nicht durch konsequente,
durchgängige Verwendung beider
Systeme Rechnung zu tragen.
Fazit:
Trotz der genannten Einschränkun-
gen stellt das Buch eine durchaus
faktenreiche Informationsquelle
für Internisten, Hausärzte und
Gynäkologen zu dem zukünftig
noch wichtigeren Thema „Diabetes
und Schwangerschaft“ dar.
Dr. med. Jürgen Krug
Dr. med. Jürgen Krug
ist Internist/Endokri-
nologe, Diabetologe,
RQE und Osteologe
DVO. Er ist Chefarzt
an der Medizinischen
Klinik West, Klinikum
„St.Georg“ gGmbH,
in Leipzig
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