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Nr. 7 • Juli 2012
Mitgliederzeitung Berufsverband Deutscher Internisten BDI e.V. • www.bdi.de
ISSN 1863-9216
Inhalt
115. Deutscher Ärztetag
Das Hohe Lied der
Kooperation und Verzahnung
Der 115. Deutsche Ärztetag in Nürnberg blieb
seiner bisher verfochtenen Linie treu: Sich nur
nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen, innovati-
ve, zukunftsträchtige Konzepte propagieren und
mehr Entschlussfreudigkeit praktizieren!
Seite 4
Krankenkassenreform
Bürgerversicherung
ante portas?
Die Diskussion über die künftige Versorgung
mit Krankenkassen nimmt Fahrt auf. Selbst
CDU-Abgeordnete stellen das derzeitige duale
System mit gesetzlicher und privater Kranken-
versicherung in Frage.
Seite 5
COPD
Interventionelle Therapie
des Lungenemphysems
Die Indikation zu interventionellen Therapie-
maßnahmen bei schwerer COPD muss beson-
ders sorgfältig gestellt werden. Der Erfolg kann
jedoch beeindruckend sein: Klinische Sympto-
me, Lungenfunktion, Leistungsparameter sowie
die Lebensqualität können über viele Jahre hin-
weg deutlich verbessert werden.
Seite 10
Kasuistik
Extrapulmonale Tuberkulose
Läsionen im Ösophagus sind häufig anzutreffen-
de endoskopische Befunde. In dieser Kasuistik
konnte der ulzeröse Tumor auf die Primärmani-
festation einer extrapulmonalen Tuberkulose
zurückgeführt werden.
Seite 13
Impressum
Seite 14
Der Spitzenverband Bund der Kranken-
kassen in Deutschland hat einen For-
schungsauftrag zur Mengenentwicklung
und Mengensteuerung stationärer Leis-
tungen in Auftrag gegeben, der mit gro-
ßem Getöse veröffentlicht wurde. Dies
mit Sicherheit auch vor dem Hinter-
grund, dass neue gesetzliche Vorgaben in
der Bundesregierung beraten werden.
Krankenhäusern und den dort behandelnden
Ärzten wird unterstellt, dass sie aus ökonomi-
schen Gründen lukrative Eingriffe vornehmen.
Wenn ein so ungeheuerlicher Vorwurf erhoben
wird, darf man von den Krankenkassen erwar-
ten, dass ihre Behauptungen auch belegt sind.
Sonst kommt der berechtigte Verdacht auf, dass
man nur im politischen Umfeld mit solchen
Forschungsergebnissen Stimmung machen will.
Das Gutachten wurde beim Rheinisch-Westfä-
lischen Institut für Wirtschaftsforschung
(RWI) in Auftrag gegeben. Das Institut mag
bei Ökonomen angesehen sein, im Impressum
wird medizinischer Sachverstand aber ver-
misst, der für dieses Thema nicht unwichtig
wäre.
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auf Seite 6
Einstimmig für ein duales
Krankenversicherungssystem
Spitzenverband Bund
Aufforderung zur
Rationierung an die
Krankenhäuser
Zeitgleich mit der Eröffnung des 115.
Deutschen Ärztetags in Nürnberg haben
die gesetzlichen Krankenkassen in Ber-
lin eine „Studie“ über angebliche Fang-
prämien an Vertragsärzte in die Welt
gesetzt, die diese für die Einweisung von
Patienten in bestimmte Kliniken erhal-
ten haben sollen. Das war nach Auffas-
sung von BÄK-Präsident Dr. Frank-Ulrich
Montgomery als gezielte Störung des
Ärztetags gemeint und hat in der
Berichterstattung eines großen Teils der
öffentlichen Medien einen entsprechend
vorrangigen Platz erhalten.
Was da als Studie verkauft wurde, war nichts
anderes als eine Telefonumfrage unter rund
1100 Ärzten, Einrichtungen und Nicht-Ärzten,
ob sie von solchen „Fangprämien“ etwas
gehört hätten. Konkret wurde kein einziger
Fall benannt. Montgomery forderte die Kassen
auf, Ross und Reiter zu nennen, damit man
solche Vorgänge überprüfen und gegebenen-
falls ahnden könne. Auch der BDI hat in einer
Presseerklärung die Vorwürfe der Kassen
sofort energisch zurückgewiesen. BDI-Präsi-
dent Dr. Wolfgang Wesiack bezeichnete das
Vorgehen der Kassen als „heuchlerisch“. Er
betonte, dass „Fangprämien“ ohnehin durch
die Berufsordnung
der Ärzte untersagt
sind und als Ver-
stoß gegen ver-
tragsärztliche
Pflichten geahndet
werden. Trotz der
nahezu reinen öko-
nomischen Orien-
tierung in unserem
Gesundheitswesen
sollte nicht das
Geld im Vorder-
grund des Interes-
ses der Ärzteschaft
stehen, mahnte
Wesiack, sondern
die Qualität der
medizinischen Ver-
sorgung und deren
Verbesserung.
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auf Seite 2
115. Deutscher Ärztetag, 22.–25. Mai 2012 in Nürnberg
Neue Aufgaben für den
neuen Vorstand
Auf einer Klausurtagung im Vorfeld des
115. Deutschen Ärztetags Mitte Mai in
Nürnberg ist der im April 2012 neu
gewählte Vorstand des Berufsverbands
Deutscher Internisten, BDI e.V., mit
Schwung in die vor ihm liegende Amts-
periode bis 2016 gestartet. So wurden
die Aufgaben unter den 14 Vorstands-
mitgliedern völlig neu verteilt. Dazu
wurden Ressorts zur Lösung bestimmter
Aufgabenfelder eingerichtet sowie Res-
sort-übergreifende „Task Forces“ für
begrenzte Zeiträume zur Lösung kon-
kreter Aufgaben geschaffen.
Zu den besonders dringlichen aktuellen Pro-
blemen zählt der BDI die zunehmende Öko-
nomisierung des ärztlichen Berufs im Kran-
kenhaus durch Bonusverträge und dergleichen.
BDI-Präsident Dr. Wolfgang Wesiack spricht
angesichts der neuen Aufgabenverteilung von
einem erfolgreichen Beginn des neuen Vor-
stands, der sich aus allen Versorgungsberei-
chen zusammensetzt und die regionale Vielfalt
in Deutschland gut widerspiegelt. „Wir möch-
ten den Vorstand nicht nur aktivieren,“ erklärt
Wesiack, „sondern er soll sich auch maximal
einbringen können.“ Der neue Vorstand soll
eine Einheit darstellen, die geschlossen zu Ent-
scheidungen findet, die von allen getragen
werden können.
Nach einer Pressemitteilung des BDI
Klausurtagung des BDI-Vorstands
Nach dem Ende der 70er Jahre des letzten
Jahrhunderts herrschte die Meinung vor,
dass das Buch der Infektionskrankheiten
geschlossen werden könnte. Doch diese
Überheblichkeit wurde überraschend
durch das Auftreten von Aids-Erkrankun-
gen vor 30 Jahren bestraft. Heute ist allen
klar, dass das Problem der Infektions-
krankheiten wahrscheinlich nie gelöst
sein wird. Gerade die jüngste Vergangen-
heit hat uns vor einige Herausforderun-
gen gestellt, wie z. B. SARS, MDR-TB, die
Vogel- bzw. Schweinegrippe oder erst vor
kurzem vor allem im norddeutschen
Raum der Ausbruch von EHEC-Fällen.
Es scheint tatsächlich so zu sein, dass uns in
der modernen Zeit die Infektionskrankheiten
wieder einholen. Eigene Untersuchungen besa-
gen, dass etwa 8–10% der stationären Fälle in
der Hauptdiagnose infektiöser Natur sind. Auch
das Auftreten von multiresistenten Erregern ist
ein Problemfeld, das eine weitere Herausforde-
rung für die moderne Medizin darstellt.
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auf Seite 7
Infektionen in der
Gastroenterologie
Nach EHEC braucht
Deutschland den
Facharzt Infektiologie
Bild: BDI
BDI-Präsident Dr. Wolfgang Wesiack mahnte beim Deutschen Ärztetag in Nürnberg an,
nicht das Geld solle im Gesundheitswesen im Vordergrund stehen, sondern die Qualität
der medizinischen Versorgung.