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Rückblick auf den 126. Deutschen Ärztetag

BDI-Präsidentin Christine Neumann-Grutzeck beim 126. DÄT in Bremen / © BDI

Insgesamt 257 Anträge, davon allein 13 vom BDI, sind beim 126. Deutschen Ärztetag Ende Mai in Bremen zur Abstimmung eingereicht worden. Die Wunschliste der Delegierten ist lang. Ob und in welcher Form Politik und Selbstverwaltung sich einzelne Anträge zu eigen machen, bleibt abzuwarten. 

Bislang fällt die Bilanz von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach enttäuschend aus. Vorgänger Jens Spahn hatte seinerzeit noch ein ganz anderes Tempo vorgelegt. Klasse statt Masse lautet hingegen das Credo von Karl Lauterbach, mit dem er auch die Abgeordneten des Deutschen Ärztetages bei der Eröffnungsveranstaltung überzeugen wollte. Der Applaus war freundlich. Aber irgendwann muss es dann auch losgehen, denn der Reformstau manifestiert sich gerade in allen Bereichen des Gesundheitswesens. 

Immerhin die „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“ hat der Minister noch kurz vor dem Ärztetag vorgestellt. Wie befürchtet, wurden aber nur wenige Praktiker berufen – vom ambulanten Versorgungsbereich ganz zu schweigen. Für praxistaugliche Empfehlungen ist die Einbindung von Kolleginnen und Kollegen aus der direkten Patientenversorgung jedoch unerlässlich. Was passiert, wenn man Mammutprojekte am grünen Tisch entscheidet, erfahren wir gerade schmerzhaft bei der Telematik-Infrastruktur! 

Schwerpunkt Fachkräftemangel 

Während inzwischen jeder erkannt hat, dass unser Gesundheitswesen ein praxistaugliches und anwenderfreundliches, digitales Update benötigt, sickert der Handlungsbedarf beim Fachkräftemangel nur langsam in das politische Bewusstsein durch. Nach den Kliniken hat der Personalmangel auch die Praxen erreicht hat. Während der ärztliche Versorgungsbedarf in einer Gesellschaft des langen Lebens stetig zunimmt, steht die Ärzteschaft vor einer massiven Ruhestandswelle, wenn die „Baby Boomer“-Generation in Rente geht.  

Die Personalengpässe sind jetzt schon deutlich spürbar und sorgen vielerorts für Überlastung, Frustration und Abwanderung. Dieser Entwicklung müssen wir dringend entgegenwirken. Eine Arbeitsgruppe der Bundesärztekammer hat in Bremen ein Tool zur ärztlichen Personalbemessung in den Kliniken vorgestellt. Die Anwendung soll es Ärztinnen und Ärzten ermöglichen, den ökonomisch getriggerten Daten der kaufmännischen Geschäftsführungen eigene Berechnungen entgegenzusetzen.Auch die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen hingegen suchen händeringend Praxispersonal. In zahlreichen Beschlüssen stand auch die Leistung der Medizinischen Fachangestellten im Fokus und die Forderung nach einem staatlichen Coronabonus für ambulant tätige Assistenzberufe überhaupt. Außerdem konnten wir mit unseren Anträgen, die Lohnentwicklung zeitnah zu refinanzieren, und die Weiterbeschäftigung für interessierte, berentete MFA attraktiv zu machen, eine klare Botschaft senden. 

Dauerbrenner GOÄ 

Überholungsbedürftig ist auch die Gebührenordnung für Ärzte. Die seit Jahrzehnten verschleppte GOÄ-Reform zahlreicher Bundesgesundheitsminister können die Ärztinnen und Ärzte mittlerweile nur als Affront werten. Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt hat dem Minister in Bremen das erste gedruckte Exemplar übergeben – ohne Preise wohlgemerkt! Lauterbach hat zwar zugesagt, dass er den neuen Leistungskatalog vorurteilsfrei prüfen werde. Allein man mag es nicht so recht glauben. Um auch dem Zick-Zack-Kurs des PKV-Verbandes einen Riegel vorzuschieben, hat der BDI gemeinsam mit den Anästhesisten das Votum der Abgeordneten eingeholt, die GOÄ bis Ende des Jahres offiziell beim Ministerium einzureichen. 

Wir können es uns nicht leisten, dass wichtige Reformen weiter verschleppt werden. Das haben die Diskussionen beim Ärztetag in Bremen eindeutig gezeigt. 

Ihre 

Christine Neumann-Grutzeck
BDI-Präsidentin