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November 2014
BDI aktuell
Berufspolitik
Neben der Tätigkeit als Internis-
tin/Internist in der Klinik oder einer
wirtschaftlich selbstständigen Tätig-
keit im ambulanten Versorgungsbe-
reich hat sich in den letzten Jahren
verstärkt das Arbeitsfeld für ange-
stellte Ärztinnen und Ärzte im am-
bulanten Versorgungsbereich her-
ausgebildet. Obgleich eine Anstel-
lung in Großpraxen und Medizini-
schen Versorgungszentren immer
noch den Großteil der Angestellten-
verhältnisse abbildet, etablieren sich
nach und nach auch Anstellungs-
verhältnisse in kleineren Praxen.
Um auch diesen Tätigkeitsaspekt
bei der Vertretung der berufspoliti-
schen Belange im Rahmen der
BDI-Arbeit künftig noch besser
ausprägen zu können, laden wir alle
ambulant tätigen Angestellten Mit-
glieder unseres Verbandes zu einem
intensiven Austausch am Freitag,
den 7. November 2014, 15.00 Uhr
in die Dependance des Berufsver-
bandes Deutscher Internisten, Ro-
bert-Koch-Platz 9, 10115 Berlin-
Mitte herzlich ein.
Für die Organisation teilen Sie
bitte Ihre Teilnahme inklusive Ihrer
Adressdaten der BDI-Geschäftsstel-
le unter
mit. Wir freu-
en uns auf einen interessanten Aus-
tausch!
Fragen richten Sie bitte an: Tilo Radau,
Geschäftsführer, Tel.: 0611/181 33-0
Anstellung in kleineren Arztpraxen
Der BDI lädt alle ambu-
lant tätigen Angestellten
Mitglieder zu einem In-
formationsnachmittag am
7. November ein.
INFO-NACHMITTAG
Das Gesundheitswesen wandelt sich
zur Gesundheitswirtschaft. Der Pati-
ent wird zum Kunden. In der indust-
riellen Gesundheitswirtschaft geht es
zuerst um die Rendite, dann erst um
den Patienten. Gesundheit wird zur
Ware und Ärzte werden zu Dienst-
leistern der Krankenkassen, der In-
vestoren, der Pharma-Industrie und
der medizin-technischen Industrie.
Dieses düstere Szenario malte der
Medizinhistoriker Professor Paul Un-
schuld, Direktor des Horst-Görtz-
Stiftungsinstituts für Theorie, Ge-
schichte und Ethik Chinesischer Le-
benswissenschaften an der Charité in
Berlin, auf dem 53. Bayerischen In-
ternistenkongress Mitte Oktober in
München. Klinikärzte erleben diese
Wandlung zur Ökonomisierung bei
ihrer täglichen Arbeit. Angesichts der
gefährlichen Entwicklung ist es ent-
scheidend, betonte der Erste Vorsit-
zende des Bayerischen Internistenver-
bandes (BIV), Dr. Wolf von Römer,
die Unabhängigkeit der ärztlichen Ar-
beit und das Vertrauen der Patienten
zurückzugewinnen.
Das Vertrauen zu den Ärzten in
Deutschland sieht Christa Stewens,
ehemalige bayerische Gesundheitsmi-
nisterin, als eine wichtige Basis an,
die es weiter zu entwickeln gelte.
Noch sei dieses Vertrauen im Lande
sehr groß. Aber auch ihr bereite es
Unbehagen, zu sehen, wie aus den
Beiträgen der Pflichtversicherten Ge-
winne an der Börse erzielt und abge-
führt werden. Ein Problem sei, dass
selbst die Ärzte untereinander nicht
einig seien. Sie könnten vereint eine
riesige Macht bilden, an der die Poli-
tik nicht vorbei käme.
Ökonomie als solche ist nicht
schlecht, sondern gar wichtig, wenn
sie sich auf die wirtschaftlichen Berei-
che beschränkt, stellte von Römer in
der Diskussion klar. Aber wenn sie in
die Medizin eingreife, dann werde sie
gefährlich. Mit der Einführung der
DRGs zog die Ökonomie in die
Krankenhäuser ein, bemerkte Dr.
Max Kaplan, Präsident der Bayeri-
schen Landesärztekammer. Die Kli-
nikärzte müssen täglich dem ökono-
mischen Druck widerstehen. „Wir
brauchen eine individualisierte Medi-
zin und dürfen uns nicht von der
Ökonomie hinein wirken lassen.“
BDI-Präsident Dr. Wolfgang Wesi-
ack rief dazu auf, sich auf die ärztli-
chen Gemeinsamkeiten zu besinnen
und zu versuchen, diese vereinte gro-
ße Macht herzustellen. Das Patient-
Arzt-Verhältnis sei im wesentlichen
noch in Takt, vor allem bei den älte-
ren Patienten. Jüngere Patienten kä-
men schon sehr viel kritischer in die
Praxis und bezögen ihre Informatio-
nen weitgehend aus dem Internet.
Der Arzt hat nach seinen Worten
eine spezielle Funktion, nämlich als
Fachmann die Richtung vorzugeben.
Er soll dies nach bestem Wissen und
Gewissen und frei von wirtschaftli-
chen Interessen wahrnehmen. Die
Ärzte dürften sich nicht weiter ausei-
nander dividieren lassen. Deshalb ha-
be der BDI die Allianz deutscher Ärz-
teverbände gegründet. Noch sei man
allerdings nicht sehr weit gekommen,
es gebe noch zahlreiche unnötige
Grabenkämpfe.
Es geht nicht allein um einen
Wandel des Gesundheitswesens, er-
klärte Dr. Hans Friedrich Spies, 2.
Vizepräsident des BDI, sondern um
einen Wandel der Gesellschaft. Die
Ökonomie dominiere die gesamte
Gesellschaft, und die Ärzteschaft ha-
be sich davon anstecken lassen. Es sei
erfreulich, dass es noch Oasen gebe,
wo der Staat noch nicht eingegriffen
habe. Die Politik, so Spies, betrachte
den Patienten allein unter dem As-
pekt des Verbraucherschutzes. Das
Vertrauensverhältnis Patient-Arzt sei
ihr ein Dorn im Auge.
BIV-Vorsitzender von Römer ap-
pellierte an alle Ärzte, zusammenzu-
stehen. „Wir müssen die Frage der
Ethik neu definieren und danach
Ausschau halten, mit wem wir uns in
diesem Kampf verbünden können.“
Für ihn gebe es nur einen denkbaren
Verbündeten: die Patienten. „Sie sind
die einzigen Ansprechpartner für
uns.“
In der Medizin ziehen im-
mer stärker die Regeln der
Ökonomie ein. Um gegen-
zusteuern, braucht es Part-
ner: Zum einen sollten sich
Ärzteverbände untereinan-
der einig werden. Auch Pa-
tienten könnten Ansprech-
partner sein.
Gegen Ökonomisierung:
Patient als Verbündeter
Von Klaus Schmidt
Klinikärzte im Operationssaal: Bei der täglichen Arbeit merken Mediziner immer häu-
figer, wie sehr die Ökonomie Einfluss in den Kliniken nimmt.
© KZENON / FOTOLIA.COM
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