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November 2014
BDI aktuell
Panorama
ZITIERT
Nach noch nicht mal
einem Jahr Scham-
frist seit seinem
Ausscheiden aus dem
Ministeramt wechselt
er ausgerechnet zu
der Branche, die
er auch schon als
Minister auf das
Feinste bedient hat.
Linken-Politikerin Kathrin Vogler über
den Wechsel von Ex-Gesundheitsminis-
ter Daniel Bahr (FDP) zum Versicherer
Allianz.
TOMICEK’S WELT
Nackte Tatsachen
Totgesagte leben länger. Dieses alte
Sprichwort beschreibt ziemlich ge-
nau, einen Vorfall, der sich kürzlich
an einem australischen Kranken-
haus ereignet hat.
Denn ein Krankenhaus im aus-
tralischen Melbourne hat verse-
hentlich mehr als 200 Patienten als
tot gemeldet. Es faxte entsprechen-
de Briefe an die Hausärzte der Pati-
enten, wie australische Zeitungen
berichteten.
In Wirklichkeit waren die Men-
schen genesen aus dem Kranken-
haus Austin Health in Melbourne
entlassen worden. Ein Mitarbeiter
habe einen Fehler gemacht, teilte
das Krankenhaus mit.
Der Irrtum wurde innerhalb we-
niger Stunden entdeckt. Mindes-
tens einer der Hausärzte habe die
Familie des Patienten angerufen,
um zu kondolieren, berichtete die
größte Tageszeitung Australiens
„Herald Sun“. Der Ärzteverband
protestierte und nannte den Vorfall
inakzeptabel.
(dpa)
200 Patienten
aus Versehen
für tot erklärt
AUCH DAS NOCH
Alle Nobelpreisträger sind kluge Köp-
fe – einige sogar Genies. Doch das al-
lein reicht nicht. Während manche
Forscher ewig nach dem Durchbruch
streben, machen andere durch Zufall
den großen Wurf.
Der schottische Nobelpreisträger
Alexander Fleming war angeblich ein
fauler Kerl, der sein Labor nur selten
aufräumte. Während seine Kollegen
ihre Schreibtische blitzblank putzten,
bevor sie in den Urlaub fuhren, ließ er
den Tisch unordentlich, die Petrischa-
len stehen, das Fenster auf. Diese
Schluderigkeit hat die Welt verändert.
So entdeckte Fleming zufällig die anti-
biotische Wirkung von Penizillin.
Dies zeigt: Um einen der Wissen-
schafts-Nobelpreise zu bekommen, die
Anfang Oktober wieder in Stockholm
bekannt gegeben wurden, muss ein
Wissenschaftler nicht nur hartnäckig
forschen. Oft gehört auch eine große
Portion Glück dazu.
Penizillin – ein Glücksfall
„Fleming war nicht der Typ, der die
meisten Stunden im Labor verbracht
hat“, sagt der Direktor des Stockhol-
mer Nobel-Museums, Olov Amelin.
„Aber er war ein sehr cleverer Kerl,
der die richtigen Schlüsse ziehen
konnte.“ Als er aus den Ferien zurück-
kam, fand der Schotte in einem seiner
Petrischalen nicht die angesetzten
Bakterien, sondern etwas, das er später
Penizillin nannte. „So hat er herausge-
funden, dass es Bakterien töten kann“,
sagt Amelin. Die Entdeckung hat seit-
dem Millionen Menschen das Leben
gerettet. Ein Glücksfall! Natürlich ist
das nicht die ganze Geschichte.
„Das Glück kommt selten zu den
Unvorbereiteten“, sagt Amelin. „Ein
Nobelpreisträger hat in der Regel min-
destens zehn Jahre seines wissenschaft-
lichen Lebens damit verbracht, sehr
hart an etwas zu arbeiten“, sagt Astrid
Gräslund, Ständige Sekretärin des No-
belkomitees für Chemie. Kein Wun-
der, dass wenige Forscher den Nobel-
preis gleich am Anfang ihrer Karriere
bekommen. „Es ist kein Jugendpreis“,
sagt Gräslund.
Auch Fleming war schließlich ge-
zielt auf der Suche nach einem Weg,
Bakterien zu töten. Trotzdem hatte er
das Quäntchen Glück, auf das andere
erfolgreiche Wissenschaftler ihr Leben
lang hoffen. „Wir vergeben keine Prei-
se für das Lebenswerk“, sagt Gräs-
lund. „Viele Wissenschaftler haben
große Beiträge zur Forschung geleistet
- aber sie sind an nichts festzumachen,
das wirklich die Welt verändert hat.
Dann bekommen sie den Preis nicht.“
Wenn die Nobelkomitees für Physik,
Chemie und Medizin wissenschaftli-
che Veröffentlichungen auf der Suche
nach Nobelpreisträgern durchackern,
stöbern sie nach einem „Türöffner“,
einer wegweisenden Entdeckung.
Den ersten Physik-Nobelpreis für
einen solchen „Türöffner“ bekam Wil-
helm Conrad Röntgen 1901. Beim Ex-
perimentieren entdeckte er mehr oder
weniger durch Zufall Strahlen, die den
Körper durchdringen konnten - die
Röntgen-Strahlen. Doch ganz zufällig
kam auch diese Entdeckung nicht. Vor
allem war Röntgen ein hartnäckiger
Forscher, der „wochenlang in seinem
Labor sowohl schlief als auch aß“, wie
der Autor Lars-Åke Skagegård in ei-
nem Buch über ihn schreibt.
„Es gibt verschiedene Arten von
Nobelpreisen“, erzählt Gräslund.
„Aber in der Regel steckt eine Menge
harter Arbeit der Preisträger dahinter,
etwas Glück - und ein bisschen Genia-
lität.“ Dieses Attribut ist nicht nur
dem großen Physiker Albert Einstein
zuzuschreiben.
Manche Forscher waren laut Ame-
lin „soziale Genies“ wie der Däne
Niels Bohr, der gut darin war, Wissen-
schaftler zusammenzubringen und
zum Dranbleiben und Diskutieren an-
zustiften. „Er hat eine fantastische At-
mosphäre kreiert“, sagt Amelin. Dass
Forscher Rudeltiere und große Entde-
ckungen Gemeinschaftsarbeit sind, ist
heute oft der Fall.
Wenige einsame Genies
„Es gibt aber auch einsame Genies -
die sind nur seltener geworden“, sagt
Amelin. Früher waren sie etwa in den
Reihen der theoretischen Physiker an-
zutreffen - wie Erwin Schrödinger
oder der stille Zeitgenosse Paul Dirac.
Die beiden Forscher teilten sich den
Physik-Nobelpreis 1933 für die „Ent-
deckung neuer produktiver Formen
der Atomtheorie“.
Manchmal gilt es für Wissenschaft-
ler aber auch, zur rechten Zeit am
rechten Ort zu sein - so wie der Japa-
ner Koichi Tanaka, der 2002 den Che-
mie-Nobelpreis erhielt. Er sei weder
ein brillanter Student gewesen noch
habe er ein komplett einzigartiges Ta-
lent gehabt, sagt Amelin. „Dann aber
landete er bei einer Firma, die ein
Mittel entwickelte, das sich als extrem
wichtig herausgestellt hat, wenn es da-
rum geht, neue Methoden anzuwen-
den, um chemische Verbindungen zu
analysieren.“
Um den Nobelpreis an Tanaka ent-
brannte ein heftiger Streit. Viele mein-
ten, der Preis hätte deutschen For-
schern gebürt, die eine bessere Metho-
de entwickelt hätten. „Der Preis soll
an denjenigen gehen, der zuerst mit ei-
ner Idee gekommen ist, die das Den-
ken der Menschen verändert“, vertei-
digte der Chef des Komitees die Wahl.
„Das hat Koichi Tanaka getan.“ Er
hatte seine Ergebnisse einfach früher
veröffentlicht.
(dpa)
Genie oder Zufall – Was macht Forscher
zu Nobelpreisträgern?
Von Julia Wäschenbach
Einem Nobelpreis geht
meist jahrzehntelange
Forschungsarbeit voraus –
und doch braucht es
auch ein Quäntchen Glück
zeigt die Geschichte.
Der britische Bakteriologe Sir Alexander Fleming entdeckte 1929 das Penizillin und
wurde dafür mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.
© AKG-IMAGES/DPA
Viele Wissenschaftler
haben große Bei-
träge zur Forschung
geleistet – aber
sie sind an nichts
festzumachen, das
wirklich die Welt
verändert hat.
Astrid Gräslund
Ständige Sekretärin des
Nobelkomitees für Chemie
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